Palliative Sedierung lindert das Leid in der letzten Lebensphase

Maria Weiß

Es geht nicht darum, dem Patienten das Leben, sondern das Bewusstsein zu nehmen. Es geht nicht darum, dem Patienten das Leben, sondern das Bewusstsein zu nehmen. © iStock/sudok1

Wenn sich unheilbar Kranke wünschen, im Sterbeprozess „nicht mehr leiden zu müssen“, ist eine palliative Sedierung möglich. Die Entscheidung sollten Sie zusammen mit dem Patienten, seinen Angehörigen und einem erfahrenen Palliativmediziner treffen.

Auch nach Ausschöpfung aller Möglichkeiten lassen sich bei schwerstkranken und sterbenden Menschen die Symptome nicht immer ausreichend in den Griff bekommen. Eine Bewusstseinsdämpfung kann für diese Patienten einen Ausweg bieten und ihnen den Sterbeprozess erleichtern, schreiben Dr. Daniel Stanze vom PalliativTeam Frankfurt in Frankfurt am Main und Dr. Henrikje­ Stanze von der Klinik für Palliativmedizin am Uniklinikum Göttingen.

Als Behandlungsmaßnahme sei die zeitlich begrenzte oder permanente palliative Sedierung erlaubt und keine strafbare Form der Sterbehilfe – auch wenn der Einsatz starker Sedativa in einem ohnehin durch Krankheit belasteten Körper die Lebenszeit verkürzen kann. Die Intention des Arztes muss sich deshalb klar von „Töten auf Verlagen“ abgrenzen lassen, betonen die Pall­iativmediziner. Man bewege sich folglich auf einem schmalen Grat, der eine intensive medizinische und ethische Abwägung ebenso wie genaue Dosierungen und engmaschige Kontrollen erfordert.

Im häuslichen Rahmen ist die pall­iative Sedierung nur schwer und eigentlich nur in Zusammenarbeit mit einem erfahrenen ambulanten Palliativ-Team durchführbar. Wer das nicht gewährleisten kann, sollte den Patienten auf eine Palliativstation oder in ein Hospiz überweisen.

Keine Flüssigkeit unter tiefer, kontinuierlicher Sedierung

In den Entscheidungsprozess sollte der Hausarzt nicht nur den Patienten, sondern auch Angehörige, und ggf. auch ambulanter Pflegedienstleister und erfahrene Palliativmediziner einbinden. Allen Betroffenen muss klar sein, dass die Interaktionsfähigkeit des Patienten in der verbleibenden Lebenszeit eingeschränkt sein wird. Man unterscheidet:

  • Leichte Sedierung: Der Patient kann noch verbal kommunizieren
  • Tiefe Sedierung: Der Patient verliert die Möglichkeit, sich verbal mitzuteilen
  • Intermittierende Sedierung: Man lässt den Patienten nach einer festgelegten Zeit immer wieder „aufwachen“, um mit ihm die Situation neu zu evaluieren
  • Kontinuierliche Sedierung: Der Patient wird durchgehend bis zum Tod sediert, z.B. in den letzten Lebensstunden oder -tagen

In vorbereitenden Gesprächen gilt es verschiedene Themen wie Inkontinenzversorgung, Lagerung und Dekubitusprophylaxe sowie Mundpflege zu erörtern. Nicht zuletzt sollte auch die Möglichkeit der enteralen und parenteralen Ernährung und Flüssigkeitsgabe abgewogen werden. Die Akademie für Ethik in der Medizin plädiert dafür, bei einer tiefen, kontinuierlichen Sedierung weder Nahrung noch Flüssigkeit zuzuführen, da dies den Sterbeprozess unnötig verlängern kann.

Midazolam so niedrig wie möglich dosieren

Mittel der Wahl zur palliativen Sedierung ist Midazolam. Die Dosierung wird dabei mittels überwachter Titration so gewählt, dass sich mit der geringstmöglichen Menge der Bewusstseinszustand einstellt, der für den Patienten erträglich ist. Eine bereits begonnene Opiattherapie zur Kontrolle von Schmerzen oder Atemnot sollte fortgeführt werden, ggf. in reduzierter Dosierung. Ansonsten gelten Opioide aber für eine rein Sedierungstherapie als ungeeignet.

Quelle: Stanze D, Stanze H. Allg Med 2019; 95: 298-302

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