Pneumothorax: Monaldi entlastet im Notfall, ansonsten punktet Bülau

Dr. Angelika Bischoff

Nach Applikation des Lokalanästhetikums (links) wird mit der Nadel Luft oder Sekret aspiriert. Dann erfolgt die Einlage der Drainage über einen freipräparierten Kanal (rechts) an der Oberkante der Rippe. Nach Applikation des Lokalanästhetikums (links) wird mit der Nadel Luft oder Sekret aspiriert. Dann erfolgt die Einlage der Drainage über einen freipräparierten Kanal (rechts) an der Oberkante der Rippe. © Frick AE, Leschber G. internist prax 2017; 58: 389-396, © Mediengruppe Oberfranken - Fachverlage GmbH & Co. KG

Ohne den Unterdruck im Pleuraspalt hat die Lunge kaum noch Chancen, den Atembewegungen zu folgen. Eine Thoraxdrainage entfernt die möglichen Übeltäter Luft, Blut, Sekret oder Eiter effektiv und sorgt wieder für normale Druckverhältnisse.

Die wichtigsten Indikationen für die Anlage einer Thoraxdrainage sind (Spannungs-)Pneumothorax, Hämato- oder Chylothorax, Pleuraempyem und -erguss sowie die Versorgung nach thoraxchirurgischen Eingriffen. Standardmäßig kommt eine Bülau-Drainage zum Einsatz, platziert in Höhe des 3. bis 5. Interkostalraums in der vorderen bis mittleren Axillarlinie. Nur der notfallmäßigen Therapie des Pneumothorax dient die Monaldi-Drainage mit Zugang im 2. bis 3. Interkostalraum in der Medioclavikularlinie.

Gibt es Kontraindikationen?

Alle Kontraindikationen gegen die Thoraxdrainage sind als relativ zu betrachten, weil man im Notfall gar keine andere Option hat. Zu diesen relativen Gegenanzeigen gehören:
  • Hautinfektionen
  • Gerinnungsstörungen
  • Lungenemphysem
  • Adhäsionen nach operativen Eingriffen
In komplizierten Fällen hilft eine Thorakoskopie. Sie liefert Informationen über den intrathorakalen Befund und unter Sicht lässt sich die Drainage korrekt einlegen, ohne Gewebe zu verletzen.

Ob man ein Drainagesystem mit oder ohne Sog wählt, hängt von der Indikation ab, schreiben Dr. Anna Elisabeth Frick von der Klinik für Thoraxchirurgie der Evangelischen Lungenklink Berlin und Kollegin. Es gibt Flaschensysteme und solche mit Ablaufbeuteln. Muss wie beim Pneumothorax der Unterdruck im Pleuraspalt rasch wiederhergestellt und aufrechterhalten werden, damit sich die Lunge entfalten kann, braucht man ein System mit Sog. Zudem hat man heute auch digital gesteuerte Systeme, die den Sog den Verhältnissen im Pleuraspalt anpassen.

Röntgen in zwei Ebenen prüft die Lage der Drainage

Die Anlage einer Thoraxdrainage geschieht unter sterilen Bedingungen. Vor der Punktion der Pleura parietalis unter Aspiration infiltriert man sie mit einem Lokalanästhetikum, da sie als einziger Pleuraanteil über sensible Nervenendigungen verfügt. Über den Punktionskanal lassen sich bereits Luft oder Sekret aspirieren. Danach wird über eine 1,5 bis 2 cm große Hautinzision parallel zur Rippe ein Kanal präpariert, über den die Drainage ins Innere gelangt.

Wichtige Komplikationen der Thoraxdrainage

  • Schmerzen durch Irritation von Interkostalnerven
  • Verletzung von Interkostalarterie oder Lungenparenchym
  • Reexpansionsödem bei zu schneller Entlastung
  • Infektionen
  • subkutanes Emphysem
  • Verletzungen von Milz, Leber, Aorta oder Herz bei fehlerhafter Anlage

Die abschließende Röntgenaufnahme in zwei Ebenen zeigt an, ob die Drainage in korrekter Position liegt. Die Autorinnen führen im eigenen Haus diese Kontrolle in unkomplizierten Fällen nicht unmittelbar, sondern erst nach 12–24 Stunden durch. Denn zu diesem Zeitpunkt sehen sie schon gut, wie weit sich die Lunge ausgedehnt hat.

Vor dem „Zug“ muss sich die Lunge komplett entfalten

Nach einem Pneumothorax kommt die Entfernung der Drainage erst infrage, wenn die Lunge völlig entfaltet ist und keine Luft mehr entweicht. Wurden Flüssigkeiten abgeleitet, kann man die Drainage ziehen sobald das drainierte Volumen bei entfalteter Lunge und klinisch stabilem Patienten auf unter 200 ml in 24 Stunden abgenommen hat. Der Zug der Drainage erfolgt in maximaler Exspiration des Patienten. Am Folgetag muss er dann noch mal ins Röntgen, um einen Pneumothorax oder Resterguss auszuschließen.

Quelle Text und Abb.: Frick AE, Leschber G. internist prax 2017; 58: 389-396, © Mediengruppe Oberfranken - Fachverlage GmbH & Co. KG

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Nach Applikation des Lokalanästhetikums (links) wird mit der Nadel Luft oder Sekret aspiriert. Dann erfolgt die Einlage der Drainage über einen freipräparierten Kanal (rechts) an der Oberkante der Rippe. Nach Applikation des Lokalanästhetikums (links) wird mit der Nadel Luft oder Sekret aspiriert. Dann erfolgt die Einlage der Drainage über einen freipräparierten Kanal (rechts) an der Oberkante der Rippe. © Frick AE, Leschber G. internist prax 2017; 58: 389-396, © Mediengruppe Oberfranken - Fachverlage GmbH & Co. KG
Die fixierende Naht verhindert, dass die Drainage verrutscht (3) Die fixierende Naht verhindert, dass die Drainage verrutscht (3) © Frick AE, Leschber G. internist prax 2017; 58: 389-396, © Mediengruppe Oberfranken - Fachverlage GmbH & Co. KG
Hier zeigt sich ein fast vollständiger rechtsseitiger Pneumothorax. Hier zeigt sich ein fast vollständiger rechtsseitiger Pneumothorax. © Frick AE, Leschber G. internist prax 2017; 58: 389-396, © Mediengruppe Oberfranken - Fachverlage GmbH & Co. KG
Nach der Thoraxdrainage ist die Lunge wieder komplett ausgedehnt. Nach der Thoraxdrainage ist die Lunge wieder komplett ausgedehnt. © Frick AE, Leschber G. internist prax 2017; 58: 389-396, © Mediengruppe Oberfranken - Fachverlage GmbH & Co. KG