Rezidiv der pädiatrischen ALL: BiTE erhöht MRD-Negativität vor Stammzelltransplantation

Friederike Klein

Vor einer Transplantation sollte BiTE als Standard bei den kleinen Patienten eingesetzt werden. (Agenturfoto) Vor einer Transplantation sollte BiTE als Standard bei den kleinen Patienten eingesetzt werden. (Agenturfoto) © iStock/FatCamera

Für Kinder mit einem Rezidiv der akuten lymphatischen Leukämie kann die allogene Stammzelltransplantation eine Option sein. Die Prognose lässt sich dann bessern, wenn im Vorfeld der bispezifische T-Zell-Engager Blinatumomab in die Konsolidierung integriert wird.

Etwa 15 % der Kinder erleiden nach der Standardtherapie der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) ein Rezidiv. Die allogene Stammzelltransplantation bietet ihnen die erneute Chance auf Heilung. Aber nur, wenn vorher eine MRD*-Negativität erreicht wird, erläuterte Professor Dr. Franco­ Locatelli, IRCCS Ospedale Pediatrico Bambino Gesù, Roma. Er berichtete, dass dies mit einem Zyklus des bispezifischen T-Zell-Engagers (BiTE) Blinatumomab in der Konsolidierungsphase der Vorbehandlung besser zu gelingen scheint als nur mit Chemotherapie.

Neun von zehn Patienten ohne Resterkrankung

In der von ihm vorgestellten Phase-3-Studie erhielten 108 pädiatrische Patienten mit ALL-Rezidiv zur Konsolidierung nach zwei Zyklen Chemotherapie entweder täglich 15 µg/m² Blinatumomab für vier Wochen oder einen weiteren Chemotherapiezyklus. Unter der Immuntherapie erreichten 90 % der Kinder und Jugendlichen eine MRD-Negativität, in der Kontrolle nur 54 %. Besonders von dem Antikörper profitierten Patienten, die initial noch eine MRD von mindestens 10-4 aufgewiesen hatten.

Primärer Endpunkt der Studie war das ereignisfreie Überleben, wobei ein Ereignis definiert war als

  • Rezidiv,
  • molekulares Rezidiv nach Komplettremission,
  • kein Erreichen einer Komplettremission,
  • sekundäres Malignom oder
  • Tod jeder Ursache.

Bei 17 von 54 Patienten unter Blinatumomab (32 %) und bei 31 von 54 Patienten in der Standardgruppe (57 %) traten solche Vorkommnisse auf. Damit reduzierte der BiTE das Risiko für ein Ereignis signifikant um 67 % (Hazard Ratio, HR, 0,33; 95%-KI 0,18–0,61; p < 0,001).

Deutlich weniger Rezidive innerhalb von zwei Jahren

Der Vorteil von Blinatumomab war sowohl bei Teilnehmern mit frü­hem Rezidiv innerhalb von 18 Monaten als auch mit späterem Rezidiv nach der Erstlinientherapie ausgeprägt. Die Werte zum Gesamtüberleben zeigten einen Trend zugunsten von Blinatumomab (HR 0,43; 95%-KI 0,18–1,01). Die kumulative Inzidenz von Rezidiven fiel mit einem Zyklus Immun­therapie als Konsolidierung deutlich geringer aus und betrug nach 24 Monaten in der Prüfgruppe 24,9 % und im Kontrollarm 70,8 %.

Behandlungsassoziierte Nebenwirkungen von mindestens Grad 3 entwickelten unter Blinatumomab 57 % der Kinder und Jugendlichen und unter Chemotherapie 82 %. Im Standardarm kam es häufiger zu Zytopenien, (febrilen) Neutropenien, aber auch zu Mukositis sowie Leberwert­erhöhungen. Ein Zytokinfrei­setzungs­syndrom wurde aufgrund der geringen Tumorlast in dieser Situation nur in Einzelfällen beobachtet und erreichte in beiden Gruppen maximal einen Grad 2, so der Experte.

Durch die hohe Wirksamkeit bei guter Tolerabilität ist die Konsolidierung mit dem BiTE Blinatumomab vor der allogenen Stammzelltransplantation nach Überzeugung von Prof. Locatelli ein neuer Standard bei pädiatrischen Patienten nach einem ersten Rezidiv einer ALL.

* minimal residual disease

Quelle: Locatelli F et al. 62. ASH Annual Meeting (virtuell); Abstract 268

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Vor einer Transplantation sollte BiTE als Standard bei den kleinen Patienten eingesetzt werden. (Agenturfoto) Vor einer Transplantation sollte BiTE als Standard bei den kleinen Patienten eingesetzt werden. (Agenturfoto) © iStock/FatCamera