Junge Patienten profitieren von Blinatumomab

ASH 2021 Friederike Klein

Blinatumomab könnte die Prognose bei spätem molekularem Rezidiv einer B-Zell-ALL verbessern. Blinatumomab könnte die Prognose bei spätem molekularem Rezidiv einer B-Zell-ALL verbessern. © David A Litman – stock.adobe.com

Ob junge ALL-Patienten nach einem Rückfall von Blinatumomab profitieren, hängt scheinbar davon ab, wo das Rezidiv auftritt. So verlängerte sich in einer aktuellen Studie das krankheitsfreie Überleben unter der Hinzugabe des bispezifischen Antikörpers im Vergleich zum Standard-Regime nur bei Betroffenen mit Knochenmark-Rezidiv.

Die Prognose von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit spätem molekularem Rezidiv einer B-Zell-ALL und geringem Risiko könnte durch Blinatumomab verbessert werden, berichtete Prof. Dr. Patrick Brown, Johns Hopkins Universität in Baltimore. Er stellte die Ergebnisse der Studie AALL1331 vor, in der die Wirksamkeit des bispezifischen Antikörpers bei Patienten mit niedrigem Risiko im ersten Rezidiv geprüft wurde. Ein niedriges Risiko wurde definiert als

  • ein isoliertes Knochenmark(KM)- oder ein kombiniertes KM- und extramedulläres (EM-)Rezidiv nach mindestens 36 Monaten in kompletter Remission (CR) oder
  • ein isoliertes EM-Rezidiv mindestens 18 Monate nach der primären CR

und einer minimalen Resterkrankung < 0,1 % am Ende einer Reinduktions-Chemotherapie. Die 128 Kontrollteilnehmer erhielten zwei intensive Chemotherapie-Blöcke gefolgt von Konsolidierung und Erhaltung nach dem UKALLR3-Regime. Die 127 Personen des Prüfarms wurden mit demselben Protokoll behandelt, aber mit Integration dreier vierwöchiger Zyklen Blinatumo­m­­ab – davon einer anstatt Block 3 der Chemotherapie und zwei in der Konsolidierung und Erhaltung. Als primären Endpunkt definierten die Autoren das krankheitsfreie Überleben (DFS).

Patienten der Standardgruppe hatten ein erheblich höheres Risiko für febrile Neutropenie, Infektionen, Anämie und Mukositis. Blinatumomab wurde laut Prof. Brown gut toleriert. Ein Zytokinfreisetzungssyndrom (CRS) entwickelten im ersten Zyklus 12 % und im zweiten sowie dritten Zyklus jeweils 7 % der Betroffenen. 3 % der Teilnehmer erlitten im ersten Zyklus ein Anfallsereignis, das im zweiten und dritten Zyklus bei jeweils 1 % auftrat. Andere Neurotoxizitäten betrafen 19 %, 9 % und 5 % der Patienten im ersten, zweiten und dritten Zyklus. CRS und Neurotoxizitäten waren niedriggradig, meinte der Experte.

In der Kontrolle gab es 41 Rezidive, mit Blinatumomab 33. Dieser Unterschied erreichte nicht den vorab definierten Zielwert. Das Vier-Jahres-DFS betrug nach einer medianen Beobachtungszeit von 2,9 Monaten 61 % im Prüfarm und 48 % in der Chemotherapiegruppe (HR 0,8; 95%-KI 0,55–1,15; p = 0,154). Auch das Gesamtüberleben (OS) unterschied sich nicht. DFS und OS waren aber scheinbar abhängig vom Ort des Rezidivs. So betrug das mediane Vier-Jahres-DFS in der Subgruppe mit KM- +/- EM-Rezidiv 51,8 % in der Kontrolle und 74 % mit Blinatumomab (p = 0,016). Die OS-Rate bezifferten die Autoren auf 84,4 % bzw. 96,6 % (p = 0,013). Dagegen fand sich im Fall eines isolierten EM-Rezidivs kein Vorteil für die Hinzunahme des bispezifischen Antikörpers.

Für Patienten mit KM-Rezidiv mit und ohne EM-Beteiligung kann das Blinatumomab-Regime als neuer Standard gelten, resümierte Prof. Brown. Allerdings erlitten Personen mit isoliertem ZNS-Rückfall in beiden Studienarmen sehr viele erneute Rezidive – dafür sei dringend eine wirksamere Therapie als die hier geprüfte vonnöten.

Quelle: Brown P et al. 2021 ASH Annual Meeting; Abstract 363

Kongressbericht: 2021 ASH Annual Meeting

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Blinatumomab könnte die Prognose bei spätem molekularem Rezidiv einer B-Zell-ALL verbessern. Blinatumomab könnte die Prognose bei spätem molekularem Rezidiv einer B-Zell-ALL verbessern. © David A Litman – stock.adobe.com