CPX-351 schlägt sich wacker

ASH 2021 Friederike Klein

Für AML-Patienten steht im klinischen Alltag eine valide Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung. Für AML-Patienten steht im klinischen Alltag eine valide Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung. © iStock/AndreyPopov

CPX-351 ist eine klinisch relevante Option für Patienten mit neu diagnostizierter AML mit myelodysplasie­assoziierten Veränderungen oder therapieassoziierter AML. Das zeigen neue Real-World-Daten verschiedener deutscher Studiengruppen.

Seit 2018 ist die liposomale Formulierung von Cytarabin und Daunorubicin CPX-351 in Europa zur Behandlung von Patienten mit neu diagnostizierter AML mit myelodysplasieassoziierten Veränderungen (AML-MRC) oder therapieassoziierter AML (t-AML) zugelassen, erinnerte Dr. ­Christina Rautenberg, Universitätsmedizin Essen. Sie stellte die Ergebnisse einer retrospektiven Analyse vor, die darauf abzielte, Wirksamkeit und Sicherheit der Formulierung im Real-World-Setting zu prüfen.

Die Forscher schlossen 188 mit CPX-351 behandelte Personen im medianen Alter von 65 Jahren ein. 10 % der Teilnehmer hatten zuvor schon hypomethylierende Substanzen (HMA) erhalten. 70 % litten unter einer AML-MRC und 29 % unter einer t-AML, zwei Patienten hatten eine andere Diagnose. Der mediane Blastenanteil im Knochenmark betrug 38 %, die mediane Leukozytenzahl 3,8x10³/µl. 25 % der Erkrankten wiesen einen komplexen Karyotyp auf, 60 % eine ungünstige Prognose nach dem genetischen Risikoscore des European LeukemiaNet (ELN).

Mehrheit erhält einen Zyklus CPX-351 als Induktion

Die Induktion erfolgte bei 86 % bzw. 14 % der Patienten mit einem Zyklus bzw. zwei Zyklen der liposomalen Cytarabin/Daunorubicin-Formulierung. Jede zehnte Person hatte auch eine CPX-351-basierte Konsolidierung erhalten. Sechs Erkrankte starben innerhalb von 30 Tagen nach Beginn der Induktion, ohne dass das Knochenmark noch einmal analysiert wurde. Von den übrigen erreichten 47 % eine Komplettremission (CR) oder eine CR mit inkompletter hämatologischer Erholung (CRi). Weitere 19 % wiesen zu diesem Zeitpunkt einen morphologisch leukämiefreien Zustand (MLFS) auf, sagte die Referentin. 29 % hatten auf die Induktion nicht angesprochen, für 5 % lagen keine Angaben vor. Drei Patienten mit MLFS und fünf Betroffene ohne Ansprechen auf die Induktion starben innerhalb von 30 Tagen nach Induktionsbeginn.

82 Teilnehmer (47 %) wurden direkt im Anschluss an die CPX-351-Induktion einer allogenen Stammzelltransplantation (alloSCT) unterzogen, 34 Personen (20 %) erhielten zunächst eine Bridgingtherapie und dann eine alloSCT. 90 der 116 transplantierten Patienten erreichten eine CR/CRi, bei 23 hatte die Induktion versagt oder es war bereits ein Rezidiv aufgetreten. 64 % der Teilnehmer mit CR/CRi waren frei von messbarer residueller Erkrankung (MRD). 58 Betroffene (33 %) hatten eine konventionelle oder keine weitere Behandlung erhalten. Die häufigsten Gründe, die gegen eine alloSCT sprachen, umfassten den Allgemeinzustand, ein günstiges Risiko, eine progrediente Erkrankung und die Ablehnung durch die Teilnehmer selbst.

Knapp zwei Drittel überleben mindestens ein Jahr

Das mediane OS betrug 21 Monate, nach einem medianen Follow-up von 9,3 Monaten. 64 % der Patienten überlebten mindestens ein Jahr. In der multivariaten Analyse gingen eine HMA-Vorbehandlung und ein ungünstiges ELN-Risiko mit einem schlechteren OS einher, ein komplexer Karyotyp hingegen mit einer geringeren CR/CRi-Rate. Von den transplantierten Patienten überlebten 73 % ein Jahr, wobei die OS-Rate der Personen mit MRD gegenüber MRD-negativen Teilnehmern deutlich eingeschränkt war (Hazard Ratio für Mortalität 15,9; p = 0,02).

Bei 95 % der Betroffenen normalisierte sich die absolute Neutrophilenzahl nach median 33 Tagen, die Thrombozytenzahl erholte sich in 92 % der Fälle nach median 30 Tagen. Die häufigsten nicht-hämatologischen Toxizitäten vom Schweregrad 3 oder 4 waren Infektionen und Pneumonien (je 22 %) sowie febrile Neutropenien (15 %), gastrointestinale Nebenwirkungen (4 %), Blutungen (4 %) und Niereninsuffizienz (3 %).

CPX-351 ist unter Alltagsbedingungen eine klinisch relevante Option zur Therapie von Patienten mit neu diagnostizierter AML-MRC oder t-AML, resümierte die Referentin. Insgesamt bezeichnete sie das Toxizitätsprofil der Formulierung als güns­tig und die Behandlung zur Remissionsinduktion als effektiv mit einer relativ hohen erreichten Transplantationsrate. Wünschenswert wäre eine prospektive Untersuchung möglicher prädiktiver und prognostischer Faktoren, um die Patientenpopulation, die von CPX-351 am meisten profitiert, noch besser charakterisieren zu können.

Quelle: Rautenberg C et al. 2021 ASH Annual Meeting; Abstract 33

Kongressbericht: 2021 ASH Annual Meeting

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Für AML-Patienten steht im klinischen Alltag eine valide Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung. Für AML-Patienten steht im klinischen Alltag eine valide Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung. © iStock/AndreyPopov