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Rheumatisches Fieber: Erhalten Sie die Klappe!

Akutes rheumatisches Fieber (ARF) ist denifiert als immunologisch bedingteFolgeerkrankung pharyngealer Infektionen mit Gruppe-A-Streptokokken (GAS). Betroffen sind vor allem Schulkinder und Jugendliche in Hochendemie-Gebieten (z.B. Afrika südlich der Sahara, Süd-/ Zentralasien), schreiben Dr. Sabine Haller von der Klinik für Infektiologie/Spitalhygiene am Kantonsspital St. Gallen und Kollegen. Während die Prävalenz in Europa und Nordamerika in den letzten Jahrzehnten deutlich sank, zählt man weltweit jährlich fast eine halbe Million Neuerkrankungen und eine Viertelmillion Todesfälle. 33 Mio. Menschen leiden an einer chronischen rheumatischen Herzerkrankung.
Unter den vielfältigen ARF-Manifestationen dominieren Arthritis und Karditis. Seltener finden sich Chorea Sydenham, subkutane Knötchen (derb, schmerzlos) und Erythema marginatum (zentral abblassend mit erhabenem Randwall). Entscheidend für die Prognose ist die Herzbeteiligung, die sich meist mit einer Entzündung der Mitralklappe bemerkbar macht und zu einer schweren valvulären Insuffizienz führen kann.
Prophylaxe mit Penicillin V oder Amoxicillin über 10 Tage
Das ARF manifestiert sich in der Regel 10–35 Tage nach der Tonsillitis, in mehr als 90 % der Fälle primär mit Fieber, etwas weniger häufig (75 %) mit einer wandernden Polyarthritis der großen Gelenke (gutes Ansprechen auf ASS, NSAR). Eine Chorea entwickeln nur etwa 10–30 % der ARF-Patienten, wobei die charakteristischen Bewegungsstörungen oft erst mit längerer Latenz (bis sechs Monate) auftreten. Dafür muss man bei diesen Betroffenen vermehrt mit einer rheumatischen Herzerkrankung rechnen (bis 60 %).
Die Diagnose „akutes rheumatisches Fieber“ basiert auf dem klinischen Bild (s. Kasten). Außerdem wird die Labordiagnose einer vorangegangenen Gruppe-A-Streptokokken-Pharyngitis gefordert. Zum Nachweis einer Herzbeteiligung empfiehlt sich ein Echo – auch ohne auskultatorischen Befund.
Jones-Kriterien zur Diagnose
Ein ASS für den Akutfall
In Südasien und Zentralafrika ist jeder Hunderste betroffen
Angesichts der weitreichenden Folgen eines ARF mit teils jahrzehntelanger Antibiose kommt es auch darauf an, eine Überdiagnose zu vermeiden. Eine kürzlich publizierte Arbeit zum Auftreten des ARF in den letzten 25 Jahren wies einen deutlichen globalen Abfall von Prävalenz und Mortalität nach. Allerdings persistiert die Erkrankung in einigen besonders armen Regionen. So betraf sie 2015 in Südasien und Zentralafrika 10 von 1000 Einwohnern. Aber in Europa sollte man das ARF ebenfalls nicht aus den Augen verlieren, raten die Schweizer Kollegen, und belegen dies unter anderem am Beispiel einer italienischen Studie mit kardiochirurgischen Patienten. Bei 41 % der Personen, die aus Osteuropa, Afrika südlich der Sahara, Asien oder Lateinamerika eingewandert waren, gab es eine rheumatische Genese der Herzerkrankung.Quelle: Haller S et al. Schweizerisches Medizin-Forum 2018, 18: 75-80
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