Schlafentzug stresst das Immunsystem durch Hormon-Chaos

Tobias Stolzenberg

Auch die T-Zellen werden einmal müde. Auch die T-Zellen werden einmal müde. © fotolia/golubovy; iStock/cgtoolbox

T-Zellen müssen sich nachts erholen, um richtig funktionieren zu können. Und auch die Blutgefäße profitieren von der Nachtruhe.

Schon wenige Stunden nach dem Aufstehen beginnt die Fähigkeit von T-Zellen, sich z.B. an Viren zu heften, abzunehmen, zeigten Wissenschaftler der Universitäten Tübingen und Lübeck. Verglichen mit „normal schlafenden“, war bei Probanden unter Schlafentzug die Adhäsionsfähigkeit der Zellen deutlich reduziert. Grund für die T-Zell-Müdigkeit sind tagsüber steigende Konzentrationen von Stoffen wie Adrenalin, Prostaglandin oder Adenosin, die auf zellulärer Ebene die Integrin-Anker der Immunzellen deaktivieren. Während des Nachtschlafs sinken die Konzentrationen, die T-Zellen erholen sich. Da diese Stoffe u.a. bei chronischem Stress oder Krebs vermehrt im Blut vorkommen, sind die Ergebnisse auch abseits der Schlafforschung wichtig, schreibt die Universität Tübingen in einer Pressemitteilung.

Zu wenig Schlaf wirkt sich nicht nur auf die T-Zell-Fitness aus. Im Atherosklerose-Mausmodell einer Forschergruppe des Bostoner Massachusetts General Hospital führte Schlafentzug zu einer Vergrößerung der Gefäß-Plaques. Zusätzlich war der Orexinhaushalt gestört. Das Hypothalamus-Hormon, das eigentlich den Schlaf reguliert, blieb bei Entzug auf einem niedrigen Level, statt – wie im Normalfall – tagsüber zuzunehmen, heißt es in einer Pressemitteilung. Der niedrige Orexinspiegel schien sich auch auf die Lymphozyten-Produktion auszuwirken: Es wurden vermehrt Neutro­phile und Monozyten gebildet, die zur Atherosklerose beitragen.

Quelle: Pressemitteilungen

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