
Abwehr in der Defensive

Die aktuelle SARS-CoV-2-Pandemie macht deutlich, wie wichtig ein gut funktionierendes Immunsystem ist, schreiben Dr. Karen Tuano vom Department of Pediatrics am Baylor College of Medicine in Houston und Kollegen. Bei einer beeinträchtigten Abwehr drohen schwere Infektionsverläufe. Sekundäre Immundefekte sind definiert als eine vorübergehende oder dauerhafte Funktionsstörung von Zellen oder Geweben des Immunsystems infolge extrinsischer Ursachen, erläutern die Wissenschaftler. Zu den möglichen Ursachen gehören unter anderem:
- Mangelernährung
- Stoffwechselerkrankungen (z.B. Diabetes)
- Enteropathie mit Proteinverlust
- Nephropathie
- zystische Fibrose
- Therapie mit Immunsuppressiva
- Infektionen
- hämatologische Krebserkrankungen (Lymphome, Myelome, Leukämien)
- Chemotherapien, Bestrahlungen
- schwere Traumata (z.B. Unfälle, große Operationen, Verbrennungen)
- UV-Strahlung
- Stress
- extreme Umweltbedingungen (Höhen- und Weltraumaufenthalte)
Infektanfälliger sind auch sehr junge und sehr alte Menschen sowie Patienten mit Trisomie 21, Turner-Syndrom oder nach Thymektomie und Splenektomie.
Weltweit ist Unterernährung die Hauptursache für eine erworbene Immundefizienz. Der Mangel an Mikro- und Makronährstoffen beeinträchtigt unmittelbar die lymphatischen Organe und schwächt nahezu alle Komponenten der Immunabwehr. Besonders problematisch ist dabei, dass Kinder unterernährter Mütter unter Umständen lebenslang ebenfalls an einer gestörten Immunabwehr leiden.
Der in den letzten Jahrzehnten am besten untersuchte sekundäre Immundefekt ist die durch HIV ausgelöste erworbenene Immunschwäche AIDS. HIV befällt gezielt die CD4-T-Zellen und beeinträchtigt auf diese Weise die Abwehr gegen opportunistische Infektionen. Auch das Masernvirus kann für Monate oder Jahre ein vorher gesundes Immunsystem schwächen. Im Rahmen von COVID-19 sind ebenfalls schwere immunologische Veränderungen möglich, die im schlimmsten Fall zu einer massiven Inflammationsantwort mit Zytokinsturm führen. In dessen Folge erschöpfen sich die T-Zellen, wird das Lungengewebe zerstört und es kommt zur Hypoxie – ideale Voraussetzungen für bakterielle Sekundärinfektionen.
Unter bakteriellen Primärinfektionen heben Dr. Tuano und Kollegen solche mit Mycobacterium tuberculosis als immungefährdend hervor, denn der Erreger greift die T-Zell-Aktivität an.
Besonders infektanfällig sind Neugeborene durch ihre noch unreife angeborene und adaptive Immunität. Frühgeborenen fehlt zudem der Nestschutz durch die im dritten Trimenon transplazentar übertragenen mütterlichen IgG. Auch ältere Menschen haben durch die Immunseneszenz mit nachlassender zellulärer und humoraler Immunantwort ein erhöhtes Risiko für Infektionen und für deren schweren Verlauf. Dies spiegelt sich gegenwärtig in der hohen Mortalität der Senioren bei einer SARS-CoV-2-Infektion wider.
Das ist bei Immunschwäche zu tun
Quelle: Tuano KS et al. Ann Allergy Asthma Immunol 2021; 127: 617-626; DOI: 10.1016/j.anai.2021.08.413
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).