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Verhaltenstherapie gegen chronische Schlafstörungen geht auch im hausärztlichen Rahmen

Das Problem bei der Diagnostik chronischer Schlafstörungen ist ihr subjektiver Charakter. Bis dato gibt es keine quantitativen Messmethoden, mit denen sich die Beschwerden objektiv erheben lassen. Klagt Ihr Patient also über einen „unruhigen Schlaf“, kann weder ein- noch durchschlafen und fühlt sich tagsüber matt, müssen Sie herausfinden, was hinter den Symptomen steckt. An einer ausführlichen Anamnese führt nichts vorbei.
Erfassen Sie unbedingt körperliche und psychiatrische Faktoren sowie psychosoziale Lebensumstände, die als potenzielle Übeltäter der Schlafprobleme infrage kommen, raten Professor Dr. Geert Mayer vom Schlafzentrum der Hephata-Klinken in Schwalmstadt-Treysa und Kollegen. Ein patientengeführtes Schlaftagebuch wirkt dabei wahre Wunder. Eine echte Insomnie liegt meist dann vor, wenn die Beschwerden mehr als dreimal pro Woche über mindestens einen Monat auftreten (gemäß neuem ICD-11 drei Monate) und sich die Betroffenen auch am Tag stark beeinträchtigt fühlen. Therapeutisch sollten nicht-pharmakologische Verfahren stets bevorzugt werden, betonen die Autoren. Umgekehrt gilt es, „Schlafmittel“ nicht isoliert zu geben, sondern immer zusammen mit mindestens einer weiteren medikamentenfreien Maßnahme.
Kognitive Verhaltenstherapie
Im Gruppensetting lernt der Patient in 6–8 Doppelstunden verschiedene Methoden, um seine Beschwerden in den Griff zu bekommen. Dazu zählen Entspannungsverfahren genauso wie die allgemeinen Regeln der Schlafhygiene (s. Kasten). Zudem wird er u.a. darüber aufgeklärt, das Bett nur für das zu nutzen, wofür es ursprünglich gedacht ist: zum Schlafen (zwischenmenschliche Aktivitäten ausgenommen).
Regeln der Schlafhygiene
- Nicht länger im Bett bleiben als nötig. Immer zur selben Zeit ins Bett gehen und aufstehen, auch an freien Tagen.
- Tagsüber nicht länger als 20 min schlafen.
- Im Schlafzimmer eine angenehme Atmosphäre schaffen und auf Dinge verzichten, die an Stressoren des Tages erinnern.
- Abends nur Leichtverdauliches essen und auf Alkohol, Koffein sowie Zigaretten verzichten.
- Regelmäßig nachmittags Sport treiben, nicht zu spät abends.
- Den Abend entspannt gestalten.
- Wecker etc. aus dem Blickfeld des Bettes verbannen, nachts nicht auf die Uhr sehen.
- Wenn es mit dem Einschlafen nicht sofort klappt: nicht ärgern.
Pharmakotherapie
Schlaffördernde Substanzen sollten Sie nur verschreiben, wenn o.g. Verfahren nicht greifen, regional nicht verfügbar sind oder von Betroffenen abgelehnt werden. Kurzzeitige Gabe in akuten Krisensituationen Bevor Sie den Rezeptblock zücken, gilt es ein paar Spielregeln zu beachten: Gesamtbehandlungskonzept nebst Medikamentenplan erstellen, organische und psychiatrische Ursachen ausschließen und bitte keine Medis für Risikopatienten mit Abhängigkeits- bzw. Interaktionspotenzial. In akuten Krisenfällen kann eine kurzzeitige Gabe entlasten. Ein „ideales“ Hypnotikum wirkt nach einmaliger Einnahme, stellt das natürliche Schlafmuster wieder her und hat möglichst wenige Nebenwirkungen. Als Mittel der Wahl kommen v.a. Benzodiazepine und Z-Substanzen zum Einsatz, Alternativen finden sich in sedierenden Antidepressiva (z.B. Doxepin, Mirtazapin) oder niedrigpotenten Neuroleptika (z.B. Melperon). Phytotherapeutika wie Baldrian- bzw. Hopfenpräparate helfen lediglich bei leichten Einschlafstörungen.Quelle: Mayer G et al. internistische praxis 2018; 59: 681-696
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