Bei älteren Patienten mit Insomnie auch die Grunderkrankung behandeln

Dr. Barbara Kreutzkamp

Haufige Auslöser für Insomnien: Schmerzen und Depressionen. Haufige Auslöser für Insomnien: Schmerzen und Depressionen. © fotolia/rainbow33

Schlafhygiene, täglicher Spaziergang und Chronotherapie sind die besten Empfehlungen für Schlafstörungen bei Senioren. Doch auch Grunderkrankungen dürfen nicht vergessen werden: Depressionen, Schmerzen und Schlafafapnoe lassen sich spezifisch behandeln und das lindert häufig auch die Insomnie.

Ob für die oft beklagten Schlafstörungen bei Senioren allein die veränderte Schlafarchitektur verantwortlich ist, erscheint mehr als fraglich, so Dr. Aline Mendes, Geriaterin am Universitätsklinikum Genf. Wahrscheinlicher ist, dass die Insomnie erst im Zusammenspiel von altersbedingten Veränderungen mit Begleiterkrankungen auf dem Boden einer erhöhten Vulnerabilität entsteht. Deshalb sollte man immer nach behandelbaren Komorbiditäten fahnden und diese spezifisch angehen.

Bekannte Auslöser von Insomnien sind Schmerzen und Depressionen. In der Regel werden diese spezifisch behandelt, unterstützt von Ratschlägen zur Schlafhygiene. Dazu zählt das Meiden koffeinhaltiger Getränke am späten Nachmittag und Abend ebenso wie der Verzicht auf „Nickerchen“ und das Einhalten regelmäßiger Bettzeiten. Bei Depressionen bietet sich zusätzlich eine Chronotherapie an, bei der der Arzt für eine ganze Woche die Schlafenzeiten festlegt. Melatonin oder eine Lichttherapie helfen zusätzlich bei der Synchronisierung. Für die Lichttherapie gilt: Bei zu frühem Einschlafen und Aufwachen am besten nachmittags oder abends einsetzen, bei zu spätem Einschlafen und Aufwachen morgens so schnell wie möglich nach dem spontanen Erwachen ins helle Licht.

Schlafstörungen bereits im Frühstadium einer Demenz

Auch Demenzen gehen bereits im Frühstadium häufiger mit Schlafstörungen einher. Mittel der Wahl in dieser Konstellation ist die Schlafhygiene. Bewährt hat sich z.B. der tägliche Spaziergang im Tageslicht. Medikamentös wird gerne auf niedrigdosierte, sedierende Antidepressiva wie Trazodon (25–100 mg) oder Mirtazapin (7,5-15 mg) bzw. Melatonin und Zolpidem zurückgegriffen – am besten zunächst auf vier Wochen begrenzt und mit intermittiernder Einnahme (z.B. dreimal pro Woche). Neuroleptika bleiben Patienten mit Psychosesymptomen vorbehalten, auf Benzodiazepine sollte man bei Demenzkranken gänzlich verzichten.

Über Schlafstörungen der besonderen Art können Lebenspartner von Patienten mit Lewy-Körper-Demenz und Morbus Parkinson berichten. Während der Traumphasen spricht, lacht und bewegt sich der Patient und nicht selten besteht ein Zusammenhang zwischen Trauminhalt und anormalem Verhalten. Verursacht wird dieses Phänomen durch den Verlust der physiologischen Muskelatonie während der REM-Phasen.

Obstruktive Schlafapnoe weniger stark ausgeprägt

In diesen Fällen muss für eine sichere Schlafumgebung gesorgt werden, um Verletzungen zu vermeiden. Pharmakologisch ist Melatonin Mittel der Wahl, gefolgt von niedrig dosiertem Clonazepam.

Nicht vergessen werden darf bei Älteren das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS). Das klinische Erscheinungsbild ist weniger stark ausgeprägt als bei Jüngeren und nicht zuletzt aus diesem Grund ist die Inzidenz bei Älteren vermutlich wesentlich höher als bisher angenommen. Auch nächtliche Verwirrtheitszustände können OSAS-bezogen sein. Diagnostische Maßnahme der Wahl ist Polysomnographie, die Behandlung erfolgt per CPAP (continous positive airway pressure) – mit sehr guter Akzeptanz gerade in dieser Altersklasse.

Gliedmaßen machen in der Nacht, was sie wollen

Gedacht werden muss bei Älteren mit Insomnien zudem an schlafbezogene Bewegungsstörungen. Etwa 45 % der Senioren leiden an einer Periodic Limb Movement Disorder (PLMD), schreibt Dr. Mendes. Betroffene Patienten wachen durch die nächtlichen Bein- oder Armbewegungen auf und sind dann am Tag entsprechend müde. Abgeklärt wird auch hier polysomnographisch, für die Therapie stehen die Dopaminagonisten Ropinirol und Pramipexol zur Verfügung sowie Gabapentin und Pregabalin. Allerdings sollten zuvor sekundäre Ursachen der PLMD wie eine Lithiumbehandlung, Alkoholkonsum, Polyneuropathien, Eisenmangel und Urämie ausgeschlossen werden.

Oft hilft eine niedrigere Dosis der Dauermedikation

Generell empfiehlt sich ein Blick auf den Medikamentenplan des Patienten: Diuretika, Kortikosteroide, bestimmte Antidepressiva (z.B. SSRI, SNRI) sowie Betablocker können gerade bei Älteren den Schlaf empfindlich stören und sind dann einer sorgfältigen Nutzen-Risikoabwägung zu unterziehen. Oft helfen schon eine Reduktion der Dosis oder veränderte Einnahmezeit, nicht selten lohnt sich eine Frage nach „Freiverkäuflichen“ mit versteckten Koffeinen.

Quelle: Mendes A et al. Swiss Medical Forum 2017; 17: 712-718

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