Schlafstörungen - Tipps für Insomnie-Patienten und Schichtarbeiter

Als häufigste Ein- und Durchschlafstörung gilt die Insomnie, typischerweise verbunden mit langen Einschlafzeiten (> 30 Minuten), häufigem Erwachen und mangelnder Erholung. Akute Insomnien treten oft bei belastenden Lebensereignissen auf. Sie sprechen gut auf atypische Benzodiazepine (Z-Substanzen) an. Diese sollten wegen möglicher Abhängigkeitsentwicklung nur in einer intervallkontrollierten Therapie (dreimal wöchentlich) für maximal vier Wochen eingenommen werden, schreibt ein Autorenteam um Professor Dr. Kneginja Richter von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Nürnberg.
Z-Substanzen maximal vier Wochen einnehmen
Psychophysiologische Insomnien (kreisende Gedanken beim Einschlafen etc.) sprechen gut auf eine spezifische Verhaltenstherapie an. Zur medikamentösen Behandlung hat sich neben der Kurzzeittherapie mit Z-Substanzen die niedrig dosierte Gabe von Antidepressiva bewährt (z.B. Amitriptylin 25 mg, Mirtazapin 7,5-15 mg am Abend). Bei älteren und multimorbiden Patienten wirken niederpotente Neuroleptika (z.B. Melperon 25 mg, Pipamperon 20 mg) besser. Der hausärztlichen Beratung hinsichtlich Schlafhygiene kommt eine besondere Bedeutung zu: Insomnie-Patienten sollen nicht auf den Wecker schauen und einige Stunden vor dem Schlafengehen auf schwere Mahlzeiten, Alkohol sowie Nikotin verzichten.
10 000 Lux halten am Arbeitsplatz wach
Schichtarbeiter leiden wegen der Umkehr des Schlaf-Wach-Rhythmus besonders häufig unter einem chronischen Schlafdefizit. Therapeutisch wird neben einer optimalen Schichtrotation und ausreichenden Erholungszeiten eine starke Beleuchtung am Arbeitsplatz (3000–10 000 Lux) empfohlen. Auf dem Weg nach Hause sollte helles Licht dagegen gemieden werden und das Zimmer für den Tagesschlaf sollte kalt, ruhig und völlig abgedunkelt sein.
Mit Einschlafstörungen macht sich das Restless-legs-Syndrom (RLS) bemerkbar, Betroffene klagen typischerweise über Missempfindungen in den Beinen, die sich bei Bewegung bessern. Nach dem Ausschluss von Eisen- und Elektrolytdefiziten sowie Niereninsuffizienz ist ein Dopamin-Mangel die häufigste Ursache für das RLS. Er wird vorzugsweise mit Dopamin-Agonisten behandelt.
Gezielt nach den Hauptsymptomen fragen sollte man bei der Narkolepsie:
- schwere Tagesschläfrigkeit (imperative Einschlafattacken)
- Kataplexie (bilateraler Verlust des Muskeltonus v.a. bei Aufregung)
- Schlaflähmung (gefühlte Lähmung beim Übergang vom Schlaf zum Wachen)
- Halluzinationen beim Einschlafen bzw. Aufwachen
Zur Selbsteinschätzung der Tagesschläfrigkeit empfehlen die Autoren die Epworth Sleepiness Scale (ESS), die weitere Abklärung erfolgt im Schlaflabor. Differenzialdiagnostisch sollten Epilepsie und Hirntumor ausgeschlossen werden.
Bei Schlafwandlern auch an Hirntumor denken
Zu den häufigsten Parasomnien zählen Somnambulismus und REM-schlafbezogene Verhaltensstörungen. Typisch für den Schlafwandler ist ein unvollständiges Erwachen mit Umherlaufen, Sprechen und komplexen Bewegungen. Die Angehörigen sollten über Sicherheitsmaßnahmen aufgeklärt werden (z.B. Fenster und Türen geschlossen halten, Schlafwandler ins Bett zurückbegleiten). Bei Erstmanifestation im Erwachsenenalter könnte auch ein Hirntumor hinter den Auffälligkeiten stecken. Bei REM-schlafbezogenen Verhaltensstörungen (RBD) kommt es zu Albträumen mit unwillkürlichen, meist massiven Bewegungen, die zu Selbst- und Fremdgefährdung führen können. Betroffen sind meist über 60-jährige Patienten. Die RBD kann einem M. Parkinson und einer Lewy-Körper-Demenz vorausgehen, deshalb wird eine kognitive Diagnostik empfohlen. Symptomatisch hilft die abendliche Einnahme von Clozapin.
Die Kombination von Schnarchen und vermehrter Tagesmüdigkeit – oft begleitet von Nykturie und nächtlichem Schwitzen – charakterisiert das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS). Als wichtigste Risikofaktoren gelten Übergewicht, Rauchen und regelmäßiger Alkoholkonsum. Außerdem leidet ein Viertel der Schlafapnoe-Patienten unter einer klinisch relevanten Depression.
Die Diagnostik stützt sich neben der schlafmedizinischen Anamnese auf die ambulante Polygraphie. Bei mehr als fünf Apnoen pro Stunde kann zur Bestätigung des OSAS eine stationäre Polysomnographie veranlasst werden. Therapeutisch stehen neben der CPAP-Therapie (Nasal- oder Fullface-Maske) auch die Applikation einer Unterkieferprogenie-Schiene und die Implantation eines Zungenschrittmachers zur Verfügung.
Wichtige Anamnese-Fragen
- Wie lange schlafen Sie täglich?
- Wie viel Zeit vergeht bis zum Einschlafen?
- Wie oft werden Sie nachts wach?
- Schlafen Sie nach dem Erwachen rasch wieder ein?
- Fühlen Sie sich tagsüber müde?
- Schnarchen Sie?
- Schlafen Sie bei monotonen Aktivitäten spontan ein?
- Haben Sie beim Einschlafen Missempfindungen in den Beinen? Bessern sich diese, wenn Sie die Beine bewegen?
- Sprechen Sie oder bewegen Sie sich im Schlaf?
- Kommt es zu plötzlicher Muskelschwäche bei emotionaler Aufregung?
- Werden Sie manchmal mitten in der Nacht wach und können Ihren Körper nicht mehr bewegen?
Richter K et al. internistische praxis 2017; 57: 479-468
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