Sechs Trümpfe bei unkontrolliertem Asthma

Manuela Arand

Bekommt man das Asthma trotz inhalativer Dreifachtherapie nicht in den Griff, sollten vor einer Biologikagabe erst einige Punkte abgeklärt werden. Bekommt man das Asthma trotz inhalativer Dreifachtherapie nicht in den Griff, sollten vor einer Biologikagabe erst einige Punkte abgeklärt werden. © iStock/AntonioGuillem

Bevor Sie Ihren Patienten mit unkontrolliertem Asthma trotz ausgereizter Dreifachmedikation zusätzliche Biologika verschreiben, sollten Sie einige Punkte abklären.

Ob ein Asthma kontrolliert ist, lässt sich relativ einfach festmachen, erklärte Professor Dr. Christian­ Taube von der Klinik für Pneumologie, Universitätsmedizin Essen-Ruhrlandklinik. Die deutsche Leitlinie geht dabei noch einen Schritt weiter als die Empfehlungen der internationalen Global Initiative for Asthma (GINA). Laut GINA gilt die Krankheit schon als gut kontrolliert, wenn tagsüber maximal zweimal pro Woche und nachts nie Symptome auftreten, die Patienten höchstens zweimal wöchentlich Bedarfsmedikamente brauchen und ihren Alltagsaktivitäten ansonsten uneingeschränkt nachgehen können.

Frühzeitig das ICS mit Tiotropium ergänzen

„Als Pneumologen fühlen wir uns da nicht ganz ernst genommen, weil Lungenfunktionsparameter komplett fehlen“, monierte Prof. Taube. Die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin berücksichtigt zusätzlich FEV1 und Exazerbationen. Denn wenn ein Betroffener eine akute Exazerbation durchmacht, ist das Asthma per definitionem unkontrolliert, egal wie gut die anderen Parameter stehen.

Den Grundstein jeder Therapie bilden inhalative Steroide (ICS) plus ein bis zwei Bronchodilatatoren. „Ich empfehle relativ schnell, ein langwirksames Anticholinergikum als zweiten Bronchodilatator dazuzugeben“, sagte der Pneumologe. Dafür steht hierzulande bisher jedoch nur Tiotropium zur Verfügung. Viele Patienten lassen sich unter dieser konventionellen Behandlung auch gut einstellen. Schwere Komplikationen kommen kaum noch vor, wie Sicherheitsstudien zu den lang wirksamen Beta-2-Agonisten zeigen. Übers Jahr gesehen treten akute Exazerbationen bei einem von zehn Betroffenen auf, die dann orale Steroide erfordern.

Weniger Symptome und ICS durch Abspecken

Es beginnt meist jenseits des 30. Lebensjahres, trifft Patienten mit starkem Übergewicht und vorwiegend Frauen: Das Adipositas-assoziierte Asthma ist eine Sonderform, die oft mit erheblicher respiratorischer Symptomatik, niedrigen Eosinophilenzahlen und ohne wesentliche Sensibilisierung einhergeht. Bei der Diagnosestellung sollten Sie darauf achten, jene asthmabedingten Veränderungen der Lungenfunktion von den adipositasvermittelten abzugrenzen. Adipositasasthmatiker zeigen bereits nach einem Gewichtsverlust eine höhere Asthmakontrolle, einschließlich verbesserter Lungenfunktion und geringerer Hyperreagibilität. Zudem sinkt der ICS-Bedarf deutlich, von denen Betroffene meist sehr hohe Dosen benötigen. Neben der bariatrischen OP hat sich ein strukturiertes Rehaprogramm mit Bewegung und Gewichtsmanagement als wirksame Therapie erwiesen.

Bekommt man die Krankheit trotz inhalativer Dreifachtherapie nicht in den Griff, rät Prof. Taube, erst einige Punkte abzuklären:
  • Stimmt die Diagnose? Wichtige diagnostische Schritte sind Reversibilitätstestung und Metacholinprovokation. Vielleicht steckt ja doch eine COPD und kein Asthma dahinter.
  • Kommen andere Differenzialdiagnosen in Betracht?
  • Ist die Therapie wirklich ausgereizt? Hier geht es vor allem darum, die ICS-Dosis adäquat zu steigern.
  • Wie steht es um die Adhärenz des Patienten? Nimmt er die verordneten Medikamente nicht, weil er Kortison ablehnt oder mit dem Inhalator schlecht zurechtkommt?
  • Beeinträchtigen Begleiterkrankungen die Kontrolle? Denken sollte man v.a. an die Refluxkrankheit, die obstruktive Schlafapnoe, die chronische Rhinosinusitis. Auch psychische Faktoren können eine Rolle spielen.
  • Gibt es Triggerfaktoren für die Obstruktion, die sich eliminieren lassen?
Sind alle Trümpfe ausgespielt, kommt ein Biologikum in Betracht, so Prof. Taube. Er glaubt, dass es neben den bisher zugelassenen Präparaten Omalizumab (Anti-IgE) und den gegen IL 5 bzw. dessen Rezeptor gerichteten MepolizumabReslizumab und Benralizumab künftig noch weitere Medikamente geben wird. Die Vorteile von Biologika lägen darin, dank ihrer Hilfe orale Steroide zu reduzieren oder ganz abzusetzen. „Wenn Sie Patienten haben, die sys­temische Steroide nehmen, sollten Sie mit dem Pneumologen Ihres Vertrauens über die Möglichkeit einer Biologikatherapie sprechen“, appellierte der Experte an die Hausärzte.

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Bekommt man das Asthma trotz inhalativer Dreifachtherapie nicht in den Griff, sollten vor einer Biologikagabe erst einige Punkte abgeklärt werden. Bekommt man das Asthma trotz inhalativer Dreifachtherapie nicht in den Griff, sollten vor einer Biologikagabe erst einige Punkte abgeklärt werden. © iStock/AntonioGuillem