So gefährlich ist Soja für Birkenpollenallergiker

Dr. Elke Ruchalla

In der Sojabohne wurden bislang 15 Allergene identifiziert. In der Sojabohne wurden bislang 15 Allergene identifiziert. © 9dreamstudio – stock.adobe.com

„Einen Soja latte, bitte“ – das klingt doch viel schicker als die Bestellung eines ordinären Milchkaffees. Und gesünder soll der pflanzliche Ersatz auch noch sein. Das stimmt aber nicht immer und nicht für jeden.

Sei es Tofu, Miso oder der Soja­drink: Vegane Ersatzprodukte auf Sojabasis für alles Mögliche werden immer beliebter. Dabei wird oft vergessen, dass die Sojabohne einige hochpotente Allergene enthält. Bei bis zu einer von 200 Personen der Allgemeinbevölkerung können nach dem Verzehr von Sojaprodukten anaphylaktische Sofortreaktionen auftreten, erklären Christian Oesterlin von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Al­lergologie am Biederstein der Technischen Universität München und Kollegen.

Besonders gefährdet sind Birkenpollenallergiker, deren IgE-Antikörper mit einem Protein aus der Sojabohne reagieren können. Bei jedem Zehnten wurden allergische Reaktionen auf die Sojabohne nachgewiesen, zumeist in Form eines leichten oralen Allergiesyndroms.

Bedrohliche Hülsenfrucht

Drei Proteine aus der Sojabohne sind besonders kritisch, wenn es um Al­lergien geht. Zwei davon, Gly m 5 und Gly m 6, sind hitze- und säurestabil und damit auch in industriell verarbeiteten Produkten enthalten. Sie können schwere primäre Sofortreaktionen verursachen. Hinzu kommt mit Gly m 4 ein weiteres Eiweiß, das in seinem Aufbau dem Birkenpollen-Majorprotein Bet v1 homolog ist und somit besonders Birkenpollenallergiker gefährdet. Es wird allerdings bei der Verarbeitung von Sojaprodukten zerstört und verliert damit seine allergene Potenz. Die Betroffenen vertragen also in der Regel verarbeitete oder stark erhitzte Produkte wie Sojaöl.

In ihrer Publikation berichten die Münchner Kollegen über vier Patienten mit bekannter Birkenpollenallergie, die in relativ kurzer Zeit relativ große Mengen nur wenig verarbeiteter Sojadrinks zu sich genommen und daraufhin schwere allergische Symptome bis hin zur Anaphylaxie entwickelt hatten. Bei einer Frau trat diese Reaktion nach Genuss eines veganen Eiweißshakes auf, bei einer anderen nach Verzehr eines Yokebe-Sojadrinks. Eine dritte reagierte im Rahmen eines Provokationstests, den die Ärzte bei Verdacht auf eine Hülsenfruchtallergie durchführten. Ein Mann zeigte schwere allergische Symptome nach mehreren Schlucken Sojamilch, wobei sportliche Aktivität womöglich als Triggerfaktor wirkte. Bei allen vier Patienten fiel der Hautpricktest mit Sojaprodukten positiv aus. Die weiteren Untersuchungen ergaben, dass drei von ihnen nur gegen das birkenpollenhomologe Sojaprotein Gly m 4 spezifische IgE gebildet hatten, nicht aber gegen den Sojagesamtextrakt. Der enthält offenbar einen zu geringen Anteil an Gly m 4.

Nur mit Sojagesamtextrakt zu testen, reicht nicht aus

Bei Patienten mit Birkenpollenal­lergie und Verdacht auf allergische Kreuzreaktionen gegenüber Sojaprodukten reicht demnach der einfache Test auf IgE-Antikörper gegen Sojagesamtextrakt nicht aus, betonen die Experten. Sie empfehlen zusätzliche molekularbiologische Tests auf die einzelnen Sojaallergene.

Quelle: Oesterlin C et al. Akt Dermatol 2019; 45: 273-276; DOI: 10.1055/a-0881-7647

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In der Sojabohne wurden bislang 15 Allergene identifiziert. In der Sojabohne wurden bislang 15 Allergene identifiziert. © 9dreamstudio – stock.adobe.com
Für Menschen mit Birkenpollenallergie kann der Sojakonsum riskant werden. Für Menschen mit Birkenpollenallergie kann der Sojakonsum riskant werden. © PeJo – stock.adobe.com