Spirometrie deckt Vocal Cord Dysfunction besser auf als Laryngoskopie

Der Vocal Cord Dysfunction (VCD) liegt ein paradoxes inspiratorisches Verschließen der Stimmlippen zugrunde. Klinisch zeigt sie sich vor allem durch Giemen, Luftnot, inspiratorischen Stridor und Husten. Das führt oft dazu, dass sie als Asthma fehldiagnostiziert wird, schreiben Dr. Philip Taramarcaz von der Abteilung für Immunologie und Allergologie der Universitätskliniken Genf und Kollegen.
Entsprechend gibt es kaum valide Daten zur Prävalenz. Studien ermittelten an Patienten, die wegen Atemnot in die Notaufnahme kamen, Raten zwischen 2,5 und 22 %. Frauen trifft es 2- bis 4-mal häufiger als Männer. Die Ursachen können sowohl funktioneller als auch organischer Natur sein (z.B. gastroösophagealer Reflux, Infektionen, neurologische Grundleiden), die Psyche spielt ebenfalls eine große Rolle. Sehr häufig liegt gleichzeitig ein Asthma vor.
Lebensstilanpassung, PPI und intranasale Steroide
Die Crux bei der Diagnose: Eine Laryngoskopie lässt die Störung nur während symptomatischer Episoden bzw. nach Provokation erkennen. Die VCD zu detektieren hat jedoch große Bedeutung, da sie einer spezifischen Therapie bedarf. An erster Stelle stehen diätetische Maßnahmen und Lebensstilanpassung, ergänzt durch PPI, intranasale Steroide und die Meidung von Triggern. Meilenstein der spezifischen Behandlung ist eine Sprechtherapie, und in vielen Fällen empfiehlt sich eine psychologische Mitbetreuuung.
Das Schweizer Team untersuchte nun retrospektiv an 84 Patienten mit typischer VCD-Anamnese, welchen Stellenwert verschiedene Untersuchungsmethoden haben. Neben der Spiegelung standen Spirometerie, Belastungstest und Provokationen mit Mannitol bzw. hypertoner Salzlösung auf dem Prüfstand.
Bei der Spirometrie galten drei Morphologien der inspiratorischen Flowkurve als beweisend für eine laryngeale Hyperaktivität: abgeflacht, gekerbt und steil abfallend. Das Ansprechen auf Mannitol definierten die Kollegen als positiv, wenn das FEV1 nach kumulativer Dosis von höchsten 635 mg um mindestens 15 % abfiel. Auch bei der Salzlösung stellte der Abfall des FEV1 ≥ 15 % nach Belastung die Schwelle dar.
Die Teilnehmer hatten ein Durchschnittsalter von 51 Jahren, die führenden Symptome waren mit 91 bzw. 90 % Dyspnoe und Husten. 70 % klagten über Heiserkeit, 60 % über Beschwerden einer Rhinosinusitis. An Komorbiditäten fanden sich vor allem die gastroösophageale Refluxkrankheit (56 %), Atopien (54 %) und Asthma (45 %).
Provokationstest gelingt am ehesten mit Mannitol
Die Diagnose ließ sich bei 87 % der Teilnehmer sichern – und zwar mit Abstand am besten via Spirometrie (84 %). Die Provokationstests deckten immerhin 68 % der Fälle auf, wobei vor allem Mannitol überzeugte. Die Laryngoskopie fand gerade mal 8 %. Die Autoren schlussfolgern, dass man die Vocal Cord Dysfunction durchaus mit wenig invasiven Untersuchungen sichern kann, möglicherweise finden sich aber in weiterführenden Studien noch Möglichkeiten, die diagnostische Genauigkeit zu erhöhen.
Quelle: Taramarcaz P et al. Swiss Med Wkly 2018; 148: w14692
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