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Statinnebenwirkung trat erst Jahre nach Beginn einer zusätzlichen SGLT2-Hemmer-Therapie auf

Eine 65-jährige Patientin nahm wegen einer Hypercholesterinämie seit vier Jahren 40 mg/d Rosuvastatin ein. Acht Tage bevor sie sich in der Notaufnahme vorstellte, hatte sie aufgrund ihres bislang nur mit Diät behandelten Typ-2-Diabetes mit einer Empagliflozintherapie (10 mg/d) begonnen. Zu diesem Zeitpunkt war ihre Nierenfunktion bereits eingeschränkt gewesen (geschätzte eGFR: 33 ml/min/1,73 m²).
Gleichzeitig bemerkte sie eine zunehmende Muskelschwäche beider Beine. Auf dem Weg in die Notaufnahme, konnte sie bereits nur noch wenige Schritte mit Unterstützung laufen, berichten Anna Heinzel und Dr. Benedikt Kolbrink vom Universitätsklinikum Kiel.
Kreatinin- und Harnstoffwerte sprachen für Nierenschaden
Die Frau hatte schlaffe Paresen beider Beine, Schmerzen bestanden jedoch keine und die Sensibilität war intakt. Bei den Laborwerten fielen eine hohe Kreatininkinase (CK) von über 22.000 U/l, eine LDH von 1.332 U/l und erhöhte Transaminasen auf. Außerdem sprachen ein Kreatininwert von 949 µmol/l und ein Harnstoffwert von 40,7 mmol/l für einen akuten Nierenschaden. Das Ärzteteam wertete die Befunde als Rhabdomyolyse.
Der Urin war deutlich rot verfärbt, was ebenfalls typisch ist für diese Art von Muskelschaden. Andere mögliche Ursachen einer Myositis wie Virusinfekte oder Autoimmunprozesse konnten ausgeschlossen werden.
Die Empagliflozintherapie wurde sofort gestoppt und die Patientin erhielt Infusionen mit Vollelektrolytlösung. Daraufhin besserten sich ihre Beschwerden allmählich. Nach zwölf Tagen waren CK und Nierenparameter deutlich gefallen und die Frau konnte wieder selbstständig gehen.
Dass Myopathien und Rhabdomyolysen als Nebenwirkungen einer Statintherapie auftreten können, ist bekannt, schreibt das Autorenduo. Fälle wie dieser, also der Beginn einer Muskelschädigung erst bei gleichzeitiger Einnahme eines SGLT-2-Hemmers, sind rar. Bisher existieren zu diesem Zusammenhang nur Einzelberichte. Heinzel und Kolbrink erwähnen eine Patientin, die nach fünfjähriger Therapie mit Rosuvastatin nach dem Start einer Canagliflozintherapie ähnliche Symptome entwickelte. Ebenso erging es einer 47-jährigen Frau bei der Kombination von Rosuvastatin mit Empagliflozin. Welcher Wirkmechanismus hinter dem Phänomen steckt, ist bislang unklar.
Das Autorenteam merkt aber an, dass im beschriebenen Fall bei Beginn der Empgagliflozintherapie die Nierenfunktion der Patientin bereits eingeschränkt war, was eine Akkumulation des Medikaments bewirkt haben könnte. Die Ärztin und der Arzt aus Kiel empfehlen, bei stark eingeschränkter Nierenfunktion im Zweifelsfall auf ein anderes Präparat wie Atorvastatin zu wechseln, das nicht renal akkumuliert.
Quelle: Heinzel A, Kolbrink B. Nephrologie 2024; DOI: 10.1007/s11560/s11560-024-00790-7
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