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Studie macht Schluss mit traditionellen Befürchtungen

Aufgrund ihrer möglichen Nebenwirkungen werden auch niedrig dosierte Glukokortikoide oft nur ungern eingesetzt bzw. eingenommen. Doch Angst vor Nebenwirkungen ist nicht unbedingt gerechtfertigt, betont Prof. Dr. Markus Gaubitz, Rheumatologe und Osteologe in Münster. Denn bei einer Low-Dose-Glukokortikoidtherapie mit 5 mg pro Tag überwiegt der Nutzen den Schaden.
Viele Befürchtungen bzgl. der Low-Dose-Therapie stammen aus Beobachtungsstudien mit geringer Evidenz. Tatsächlich kommt es zwar auch bei Dauergabe von 5 mg/d zu mehr Infektionen und Frakturen. Allerdings ist das Risiko nicht stark, sondern nur gering erhöht, führte Prof. Gaubitz aus. Nimmt man z.B. eine Studie aus dem Jahr 2020, war die kumulative Ein-Jahres-Inzidenz für eine schwere Infektion bei Patienten mit Low-Dose-Therapie gegenüber denjenigen ohne Steroidgabe nur leicht erhöht (11 % vs. 8,6 %). Auch sonst gibt es wenig Evidenz, dass die kleine tägliche Dosis „etwas Schreckliches macht“, so der Experte.
In einer Tapering-Studie, an der Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) teilgenommen hatten, erwies sich die Nebenwirkungsrate als ähnlich – egal ob die Glukokortikoide nach 24 Wochen Therapie abgesetzt oder low dose weitergegeben wurden. Zudem profitierten die Patienten von der Low-Dose-Therapie: Ihre Zeit bis zum nächsten Schub war länger als die derjenigen ohne Kortison.
Eine aktuelle doppelblinde und placebokontrollierte Studie bringt zusätzliche Klarheit in puncto Schaden und Nutzen der Low-Dose-Steroide. In GLORIA* bekamen RA-Kranke mit einem Mindestalter von 65 Jahren und einem durchschnittlichen DAS28 von 4,5 entweder Placebo oder 5 mg/d Prednisolon zu ihrer Standardtherapie. Diese bestand bei 79 % aus DMARD (14 % von ihnen erhielten Biologika).
Die Krankheitsaktivität war unter Prednisolon geringer, die mittlere Differenz im DAS28 über zwei Jahre betrug gegenüber der Placebogabe 0,37. Unerwünschte Ereignisse (meist nicht-schwere Infektionen) traten bei 60 % der Prednisolon- und 49 % der Placebogruppe auf. Damit war das absolute Risiko um elf Prozentpunkte höher, das bereinigte relative Risiko wurde mit 1,24 berechnet.
Die Abbruchraten glichen sich in beiden Gruppen. Etwa 14 % der Teilnehmer beendeten die Studie aufgrund unerwünschter Wirkungen vorzeitig, etwa 4 % aufgrund von einer Krankheitsaktivierung.
Substanzen auch in Dosen unter 5 mg/d nutzen
Low-Dose-Glukokortikoide können häufiger Nebenwirkungen auslösen als Placebo – allerdings in einem eher geringen Prozentsatz, lautet das Fazit von Prof. Gaubitz. Dagegen reduzieren sie verlässlich Entzündung und Schmerzen und führen daher oft zu mehr Mobilität und Lebensqualität. In der Gesamtbilanz sind Low-Dose-Glukokortikoide seiner Meinung nach eher von Vorteil. Er rät, für jeden Patienten individuell die geringste notwendige Dosis zu suchen, immer wieder anzupassen und auch Dosen < 5 mg/d bis hin zu 1 mg/d zu nutzen. „Jedes Milligramm weniger ist grundsätzlich erwünscht“, schloss der Experte.
* Glucocorticoid Low-dose Outcome in Rheumatoid Arthritis
Quelle: 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin
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