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Von der Kinder- zur Seniorenkrankheit

Keuchhusten ist hoch ansteckend und die Impfraten sind durchgehend zu niedrig, erinnerte Dr. Antonio Correia de Sousa, von der Universität Minho im portugiesischen Braga. Zudem übertrifft die Rate an Pertussisinfektionen bei Erwachsenen inzwischen die bei Kindern deutlich, was u.a. auf ein Nachlassen der Immunität nach Infektion oder Impfung im Kindesalter zurückzuführen ist.
Alten Menschen drohen Keuchhustenkomplikationen
Die STIKO hat schon vor einigen Jahren empfohlen, Erwachsenen bei der nächsten fälligen Impfung gegen Diphtherie und Tetanus eine Dreifachvakzine mit Pertussiskomponente zu verpassen. Das dient allerdings nicht dem Schutz der Großen, sondern soll verhindern, dass diese die Bordetellen an Babys und Kleinkinder weiterreichen, falls sie sich infizieren. Deshalb gibt es bisher – anders als z.B. in den USA – auch keine Empfehlung, den Schutz routinemäßig durch weitere Booster alle zehn Jahre zu verstärken.
Bei diesen Überlegungen wird ignoriert, dass Pertussis bei Senioren gravierende Komplikationen wie Krampfanfälle, Enzephalopathien und sogar Subarachnoidalblutungen auslösen kann und gehäuft tödlich verläuft, warnte Dr. Correia de Sousa. Überdurchschnittlich gefährdet sind außerdem Menschen mit obstruktiven Atemwegserkrankungen, Übergewichtige, Immungeschwächte und Raucher. „Während der Pandemie haben wir außerdem immer wieder COVID-19-Patienten gesehen, die mit Pertussis koinfiziert waren“, berichtete der Kollege.
Koinfektionen mit Influenza drohen insbesondere in diesem Winter. Denn da die Influenzasaison auf der Südhalbkugel nahezu flachgefallen ist und der Impfstoff für den Norden nach den Daten des Südens kalkuliert wird, droht ein Mismatch.
Senioren und Risikopersonen gezielt ansprechen und gegen Keuchhusten impfen, sollte daher die Devise lauten. Der Dreifachimpfstoff Tdap enthält weniger Diphtherie- und Pertussisproteine als die Kindervakzine DTaP. Er hat sich bei Senioren wie bei jungen Erwachsenen als gut verträglich und hoch immunogen erwiesen und der Schutz überdauert mindestens zehn Jahre.
Ob sich etwas gewinnen ließe, wenn es eine reine Pertussisvakzine für Erwachsene gäbe, lässt sich nur spekulieren. Zurzeit gelten für Td und Pertussis die gleichen Zehnjahresintervalle, sodass sich die Impfungen aus immunologischer Sicht gut kombinieren lassen.
Quelle: ERS* International Congress 2021 – virtual
* European Respiratory Society
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