Pertussis
Pertussis wird durch Bordetella pertussis hervorgerufen – ein gramnegatives aerobes Stäbchen, das sich auf dem zilientragenden Epithel der Atemwege vermehrt und dadurch die Mukosa zerstört.
Der Mensch ist das alleinige Reservoir für B. pertussis, die Übertragung erfolgt durch Tröpfeninfektion. Die Erkrankung ist hoch kontagiös – Ansteckungen können über einen Abstand von bis zu einem Meter erfolgen. Die Ansteckungsgefahr ist in den ersten zwei Erkrankungswochen am höchsten – kann aber ohne Antibiotikatherapie über mehrere Wochen anhalten.
Pertussis kommt ganzjährig vor, mit einer etwas höheren Inzidenz im Herbst und Winter. Häufig erkranken nicht-immune Säuglinge und Kleinkinder – zwei Drittel aller Erkrankungen treten aber inzwischen bei Erwachsenen über 19 Jahre auf.
Die Inkubationszeit liegt in der Regel bei 9 bis10 Tagen (Spanne von 6 bis 20 Tagen).
Nach Erkrankung und Impfung besteht keine lebenslange Immunität.
Typisch für Pertussis ist die lange Krankheitsdauer von mehreren Wochen bis Monaten.
Die typische Erstinfektion bei Ungeimpften verläuft in drei Stadien:
Stadium catarrhale (Dauer 1–2 Wochen):
- erkältungsähnliche Symptome, wie Schnupfen und leichter Husten
- meist kein oder nur mäßiges Fieber
Stadium convulsivum (Dauer 4–6 Wochen):
- anfallsweise auftretenden Hustenstöße (Stakkatohusten), gefolgt von inspiratorischem Ziehen
- typisches Keuchen oder Juchzen durch die plötzliche Inspiration gegen eine geschlossene Glottis am Ende des Anfalles
- Hustenattacken gehen häufig mit Hervorwürgen von zähem Schleim und anschließendem Erbrechen einher
- Attacken können sehr zahlreich sein und treten bei manchen Patienten gehäuft nachts auf
- fehlendes oder nur geringes Fieber ( höhere Temperaturen können auf eine bakterielle Sekundärinfektion hinweisen)
Stadium decrementi (Dauer 6–10 Wochen):
- allmählichen Abklingen der Hustenanfälle
Bei Jugendlichen und Erwachsenen (und auch bei vielen geimpften Kindern) verläuft Pertussis oftmals lediglich als lang andauernder Husten ohne die klassischen Begleitsymptome.
Untypische Krankheitsbilder sieht man auch bei Säuglingen – hier stehen nicht selten Apnoen im Vordergrund.
Komplikationen:
- am häufigsten Pneumonien durch andere bakterielle Erreger (Superinfektion, bei älteren Erwachsenen und Säuglingen bis zu 10 %)
- Otitis
- Sinusitis
- Inkontinenz (während der Hustenattacken)
- Leistenhernien, Rippenbrüche, Pneumothorax
- subkonjunktivale und selten zerebrale Blutungen
- selten neurologische Komplikationen wie Krampfanfälle und Enzephaolpathie ( vor allem bei Säuglingen)
- Auskultation der Lungen (zum Ausschluss von Differenzialdiagnosen wie Asthma, COPD, Pneumonie)
- Perkussion der Lungen (Ausschluss Pneumothorax)
Bei Patienten mit Husten (unabhängig von dessen Dauer) sollte unabhängig vom Impfstatuts eine Labordiagnostik für Keuchhusten durchgeführt werden, wenn:
- Kontakt zu einem bestätigten Keuchhustenfall stattgefunden hat
- die klassischen Symptome wie Hustenattacken, inspiratorischem Stridor oder Erbrechen nach den Hustenattacken vorliegen
- der Husten länger als 14 Tage persistiert
Nachweis von B. pertussis mittels Kultur oder PCR
- in den ersten 2 bis 3 Wochen nach Hustenbeginn empfohlen
- tiefer Nasopharyngealabstrich
Serodiagnostik
- für Früdiagose ungeeignet, da Antikörper gegen das Pertussistoxin (PT) im Serum erst ca. 3 Wochen nach Hustenbeginn
- IgG-PT ≥ 100 U/ml spricht für kürzliche Infektion (oder Anstieg)
Weitere Laborbefunde:
- Leukozytose mit Lymphozytose
- respiratorische Virusinfekte (Adenoviren, RS-Viren, Influenza/Parainfluenza, Rhinoviren)
- Mykoplasmen-Pneumonie
- Asthma bronchiale
- COPD
Eine Antibiotikatherapie kann nur dann die Dauer und Heftigkeit der Hustenattacken beeinflussen, wenn sie möglichst früh (d.h. vor dem Beginn oder in den ersten 1 bis 2 Wochen ab Beginn des Hustens) angewandt wird. Sie führt jedoch zu einer Verkürzung der Ansteckungszeit und damit für die Unterbrechung der Infektionskette.
Mittel der Wahl sind Makrolide (Erythromycin, Azithromycin oder Clarithromycin) über 5 Tage. Eine Alternative ist Cotrimoxazol.
Ansonsten erfolgt die Therapie symptomatisch (ausreichende Flüssigkeitszufuhr, bei Erbrechen evtl. mehrere kleine Mahlzeiten am Tag).
Meldepflicht:
Eine Pertussis-Erkrankung muss bei Verdacht, Erkrankung, Tod und Labornachweis namentlich gemeldet werden.
Gegen Pertussis steht ein azellulärer Impfstoff zur Verfügung.
Aufgrund der schweren Verläufe im Säuglingsalter empfiehlt die STIKO eine möglichst frühe Impfung aller Säuglinge und Kleinkinder. Die Grundimmunisierung sollte unmittelbar nach Vollendung des 2. Lebensmonats, begonnen und zeitgerecht fortgeführt werden. Empfohlen werden je eine Impfung im Alter von 2, 3 und 4 Monaten sowie eine weitere Impfung im Alter zwischen 11 und 14 Monaten.
Auffrischimpfungen sollten mit den dazu zugelassenen Impfstoffen in Kombination mit Tetanus und Diphtherie (Tdap) erstmals mit 5 bis 6 Jahren und dann noch mal zwischen 9 und 17 Jahren erfolgen.
Für alle Erwachsenen empfiehlt die STIKO die nächste fällige Td-Impfung einmalig in Kombination mit einem Pertussis-Impfstoff zu verabreichen.
Sofern in den letzten 10 Jahren keine Pertussis-Impfung stattgefunden hat, sollen zudem folgende Personengruppen geimpft werden:
- Personal im Gesundheitsdienst sowie in Gemeinschaftseinrichtungen
- Frauen im gebärfähigen Alter
- enge Haushaltskontaktpersonen (Eltern, Geschwister) und Betreuer (z.B. Tagesmütter, Babysitter, ggf. Großeltern) von Säuglingen spätestens vier Wochen vor Geburt des Kindes
Die Pertussis-Impfung hinterlässt keine lebenslange Immunität.
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin:
Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit akutem und chronischem Husten
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