Vor- und Nachteile einer Biologikapause bei Crohn und Colitis

Dr. Vera Seifert

CED-Patient:innen sollten ihre Medikamente nur in Ausnahmefällen und in Absprache mit dem/der behandelnde:n Ärzt:in absetzen. CED-Patient:innen sollten ihre Medikamente nur in Ausnahmefällen und in Absprache mit dem/der behandelnde:n Ärzt:in absetzen. © T Mdlungu/peopleimages.com – stock.adobe.com

Bei Patienten mit CED besteht häufig der Wunsch, die laufende Biologika­therapie vorübergehend auszusetzen, z.B. um das Risiko für behandlungsbedingte Nebenwirkungen zu senken. Doch bevor man eine solche Therapiepause anordnet, sollte man einiges bedenken.

Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa benötigen fast immer eine lebenslange Behandlung, um die Symptome und die Entzündung im Zaum zu halten, erklären Dr. ­Christian ­Selinger vom Leeds Teaching Hospital NHS Trust und Kollegen. Zu den Therapieoptionen für moderate und schwere Fälle gehören Biologika wie anti-TNF (Infliximab, Adalimumab, Golimumab und Certolizumab), monoklonale Antikörper (z.B. Vedolizumab, Ustekinumab) sowie JAK-Inhibitoren. Die meisten Daten zur Frage einer Therapiepause liegt für Anti-TNF-Biologika vor, so die Autoren. Die Evidenz für andere Substanzklassen sei überaus dürftig.

Das Rückfallrisiko nach einem Jahr Pause liegt bei 40 %

Bei einer zyklischen Therapie dauern die Behandlungsperioden mindestens zwölf Monate. Gründe für eine Pause könnten besondere Situationen sein, z.B. geplante Fernreisen oder notwendige Impfungen. Schließlich ist das Infektionsrisiko unter einer immunsuppressiven Therapie erhöht. Manchmal wünschen sich Patienten aber auch ohne besonderen Anlass eine Therapiepause.

Das Risiko eines Rückfalls nach einem Biologika-Stopp haben einige Studien untersucht. Zusammengefasst beträgt es etwa 40 % nach einem Jahr und 50 % nach zwei Jahren anti-TNF-Entzug. Die meisten Studien belegen aber, dass sich bei 70–90 % der Patienten, die nach einem Rückfall wieder Infliximab erhielten, erneut eine Remission einstellt.

Risikofaktoren für einen Rückfall bei Biologikapause (Beispiele)

  • Alter < 16–25 Jahre bei Diagnose

  • perianaler M. Crohn

  • Iieozökale Lokalisation oder isolierter Befall des oberen Magen-Darm-Trakts bei M. Crohn

  • Strikturen oder Fisteln bei M. Crohn

  • Pancolitis bei Colitis ulcerosa

  • männliches Geschlecht

  • Rauchen

  • längere Behandlung mit anti-TNF

  • Dosiseskalation anti-TNF

  • vorangegangene Resektion

  • Hb < 14,5 g/dl

  • Leukos > 5.000–25.000/µl

  • fäkales Calprotectin > 50 oder > 250 µg/g

  • hohe Infliximabspiegel

Vor einem Absetzen von Anti-TNF-Biologika gilt es, einiges zu berücksichtigen. Die Autoren führen Risikofaktoren auf, die die Gefahr eines Rückfalls erhöhen (siehe Tabelle). Zudem haben sie auf Basis ihrer klinischen Erfahrung einen Algorithmus entwickelt. Danach sollten sich die Patienten, die für eine Therapiepause infrage kommen, nicht nur in klinischer und laborchemischer, sondern auch in tiefer Remission befinden. Stehen im kommenden Jahr wichtige planbare Lebensereignisse (Examen, neuer Job, Hochzeit, Umzug) an, sollte man die Therapie besser nicht aussetzen. Dasselbe gilt, wenn der Patient von dem Plan einer Therapiepause nicht überzeugt ist. Sind sich Arzt und Patient einig, ist ein Monitoring des fäkalen Calprotectins und des CRP zu empfehlen, idealerweise alle drei bis sechs Monate. Den Autoren ist aber klar, dass sich dies in der Realität schwer durchsetzen lässt. Sobald erneut CED-Symptome auftreten, sollte schnellstmöglich anhand der Klinik und mittels Endoskopie geprüft werden, ob es zu einem Rückfall gekommen ist.

Quelle: Selinger CP et al. BMJ Open Gastroenterol 2024: 11; DOI: 10.1136/bmjgast-2023-001225

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