Vorhofflimmern: Postoperatives Heparin-Bridging bei vielen Patienten ohne Vorteil

Brauchen Patienten, die wegen eines Eingriffs ihre Antikoagulation mit einem Vitamin-K-Antagonisten (VKA) unterbrechen müssen, nach der OP ein Bridging mit niedermolekularem Heparin? Professor Dr. Michael Kovacs vom Department of Medicine der Western University in London/Ontario und Kollegen meinen: nein. 

Im Rahmen einer in Kanada und Indien durchgeführten randomisierten Studie prüften sie, ob Patienten, die aufgrund eines Vorhofflimmerns und/oder eines mechanischen Herzklappenersatzes mit Warfarin behandelt werden, von dem post­operativen Bridging mit Dalteparin profitieren. Alle 1471 Teilnehmer setzten das Warfarin fünf Tage vor der elektiven OP ab und bekamen  bis 24 Stunden vor dem Eingriff Dalteparin (s.c.). Am Abend nach der OP begann man wieder mit der VKA-Aufdosierung. 821 der Patienten führten das Dalteparin bis zum Erreichen des INR-Zielwerts zusätzlich weiter, die 650 Kontrollen erhielten dagegen ein Placebo.

Thromboembolie- und Blutungsrisiko nahezu unverändert

Interventions- und Placebogruppe unterschieden sich weder bezüglich des postoperativen Thromboembolie- noch bezüglich des Blutungsrisikos: Die Rate thromboembolischer Ereignisse – Schlaganfall, TIA, tiefe Beinvenenthrombose, Lungenembolie, Myokardinfarkt, periphere Embolie sowie vaskulär bedingter Tod – innerhalb von 90 Tagen nach dem Eingriff betrug mit Dalteparin 1,0 % und mit Placebo 1,2 %. Schwere Blutungskomplikationen erlitten jeweils 1,3 bzw. 2,0 % der Patienten in den beiden Gruppen.

Das postoperative Dalteparin-Bridging bringt offenbar keinen wesentlichen Vorteil im Hinblick auf das Thromboembolierisiko von Patienten mit Vorhofflimmern oder mechanischem Herzklappenersatz, so das Fazit der Wissenschaftler. Weitere Studien sollten nun ihrer Einschätzung nach den Nutzen des präoperativen Bridgings, insbesondere bei Patienten mit Herzklappenersatz, beleuchten.

Quelle: Kovacs MJ et al. BMJ 2021; 373: n1205; DOI: 10.1136/bmj.n1205