
Wie sich die mütterliche Gesundheit postpartal schützen lässt

Zu den typischen Schwangerschaftskomplikationen gehören Gestationsdiabetes, vorzeitige Entbindung, vermindertes Wachstum des Fetus und Hochdruckerkrankungen wie (Prä-)Eklampsie. Betroffene Frauen laufen Gefahr, noch Jahre nach der Entbindung eine kardiometabolische Störung zu entwickeln, z.B. Hypertonie, KHK, Herzinsuffizienz, Hypercholesterinämie oder Typ-2-Diabetes.
Die Ursachen der Zusammenhänge sind noch nicht vollständig geklärt, schreiben Amanda Jowell von der Harvard Medical School in Boston und ihre Kollegen. Teilweise spielt wohl die Genetik eine Rolle, etwa bei der Kombi Gestationsdiabetes → späterer Diabetes Typ 2 oder hypertensive Schwangerschaftserkrankungen → spätere bleibende Hypertonie.
Die US-Fachgesellschaft für Geburtshilfe rät dazu, Frauen mit komplizierten Schwangerschaften innerhalb von drei Monaten nach der Entbindung ausführlich zu evaluieren. Das umfasst die Frage nach Risikofaktoren, eine Ernährungsanamnese und auch Laborwerte wie Blutzucker, Blutfette und eine eventuelle Mikroalbuminurie. Danach sollten die Gynäkologen die Betroffenen an den Allgemeinmediziner zur weiteren Betreuung überweisen – was aber in der Realität oft nicht stattfindet.
Um herauszufinden, welche Maßnahmen zur Risikoreduktion ansonsten angewendet werden, haben die Autoren die Literatur durchforstet. Vier Interventionen dominierten:
- „Übergangskliniken“ (Transitional Clinics),
- Veränderungen des Lebensstils,
- Medikamente und
- Aufklärung sowohl der Patientinnen als auch der behandelnden Ärzte.
Die Transitional Clinics sollen helfen, diejenigen Frauen herauszupicken, bei denen die Gefahr für Langzeitkomplikationen besonders hoch ist, und dafür sorgen, dass sie langfristig allgemeinmedizinisch betreut werden. So checkt etwa eine kanadische Klinik das Herz-Kreislauf-Risiko sechs Monate postpartal, informiert den zuständigen Hausarzt über die Untersuchungsergebnisse und überweist Patientinnen ggf. an geeignete Spezialisten. Eine andere kanadische Klinik betreut Frauen nach einer Präeklampsie in einem multidisziplinären Team aus Medizinern, Ernährungsberatern, Apothekern und spezialisierten Pflegefachkräften. Es informiert die Frauen über das erhöhte Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten und erklärt, wie sich mögliche Risikofaktoren modifizieren lassen. Das Team betreut die Frauen mindestens sechs Monate lang.
Veränderungen des Lebensstils stellen – wie üblich – einen wichtigen Eckpfeiler der Prävention dar. Dabei helfen vor allem Gewichtsabnahme und körperliches Training eine chronische Hypertonie und einen Diabetes Typ 2 zu vermeiden. Abgesehen von diesen allgemein protektiven Maßnahmen könnte betroffenen Müttern das Stillen helfen, ihr kardiovaskuläres Risiko zu senken. So erkrankten etwa stillende Frauen mit Gestationsdiabetes in den ersten zwei Jahren post partum seltener an einer manifesten Zuckerkrankheit – und zwar umso seltener, je intensiver sie gestillt hatten.
Metformin so effektiv wie strikte Lebensstiländerung
Nicht so klar ist, was man medikamentös tun kann. Es gibt z.B. keine spezifischen Empfehlungen zur Blutdruckeinstellung nach einer hypertensiven Erkrankung in der Schwangerschaft. Metformin allerdings senkt nach Gestationsdiabetes die Gefahr für einen Typ-2-Diabetes – in ähnlicher Größenordnung, wie strikte Änderungen des Lebensstils es vermögen.
Last, aber auf keinen Fall least muss Aufklärung betrieben werden, sowohl unter den Frauen als auch unter Ärzten, denen das Risiko oft ebenso unbekannt ist. Insgesamt steckt die Forschung zum kardiovaskulären Risiko nach Schwangerschaftskomplikationen noch in den Kinderschuhen, monieren die US-Kollegen – dementsprechend mangelt an es evidenzbasierten Empfehlungen. Gründlichere Forschungen dazu seien daher wünschenswert.
Quelle: Jowell AR et al. JAMA Cardiol 2021; DOI: 10.1001/jamacardio.2021.4391
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).