
Zulassungseinschränkung bei chronischer myelomonozytärer Leukämie infrage gestellt

Die chronische myelomonozytäre Leukämie (CMML) ist eine sehr seltene, aggressive Erkrankung. Es gibt für sie einige verbreitete Behandlungsoptionen, deren Wirksamkeit aber nicht sehr gut belegt ist. Denn bei einer Inzidenzrate von weniger als 0,4 Fällen pro 100 000 Einwohner im Jahr ist es praktisch nicht möglich, randomisierte Studien durchzuführen. Das trifft erst recht für Subgruppen von CMML-Patienten zu, vor allem denen mit myelodysplastischem oder mit myeloproliferativem Typ.
Hintergrund
* French-American-British
Ansprechraten bislang dürftig
Alle anderen Daten stammen aus Anwendungsbeobachtungen mit kleinen bis mittleren Patientenzahlen. Neben hypomethylierenden Substanzen wurden auch bereits Topoisomerase-Inhibitoren, Cytarabin, Hydroxyurea, Farnesyltransferase-Inhibitoren und Retinsäure-Derivate eingesetzt, die aber nur suboptimale Ansprechraten bei nicht zu vernachlässigender Toxizität zeigten. Um trotz des Mangels an randomisierten Daten wenigstens ein Gespür für die Wirksamkeit der am häufigsten eingesetzten Therapien zu bekommen, werteten Forscher um Dr. Lisa Pleyer, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg, retrospektiv Daten aus. Die 949 Patienten waren zwischen Ende 2017 und Anfang 2019 an insgesamt 38 universitären Zentren behandelt worden und hatten entweder Hydroxyharnstoff (41 %), eine hypomethylierende Substanz (43 %) oder eine intensive Chemotherapie (9 %) erhalten. Nach einem medianen Zeitraum von 23,4 Monaten seit Diagnose bzw. 16,2 Monaten nach Beginn der ersten Therapie betrug die mediane Überlebensdauer unter- Hydroxyharnstoff 15,6 Monate,
- hypomethylierenden Substanzen 20,7 Monate und
- intensiver Chemo 14,0 Monate.
Patienten mit niedrigem Risiko haben keinen Vorteil
Dieser Vorteil der hypomethylierenden Substanzen blieb auch in einer multivariaten Analyse erhalten, in der zusätzlich Faktoren wie Alter, Geschlecht, CPSS*-Score und Thrombozytenzahlen berücksichtigt wurden. Ebenso signifikant überlegen erwiesen sich die hypomethylierenden Substanzen auch, was die Zeit bis zur nächsten Therapie sowie die Zeit bis zur Progression zu einer akuten myeloischen Leukämie betraf. Keinen Vorteil bezüglich des Überlebens brachten sie CMML-Patienten, deren Risiko als gering eingeschätzt wurde, d.h. bei denjenigen, die an einer myelodysplastischen CMML litten und- weniger als 10 % Blasten,
- laut WHO-Klassifikation einen CMML-Subtyp 0 oder
- einen niedrigen Risiko CPSS-Score aufwiesen.
Forscher raten zur Erweiterung für myeloproliferativen Typ
Sie liefern darüber hinaus starke Hinweise auf eine Wirksamkeit auch bei myeloproliferativen Erkrankungen. Die Autoren empfehlen daher, die eingeschränkte Genehmigung zu überdenken. Um für die CMML-Therapie wirklich einen präzisionsmedizinischen Ansatz zu entwickeln, sei sicherlich eine stärkere Differenzierung der Erkrankung anhand von genetischen Markern erforderlich. Die vorliegenden Daten könnten als Basis für weiterführende Studien dienen.* CMML-specific Prognostic Scoring System
Quelle: Pleyer L et al. Lancet Haematol 2021; 8: e135-e148; DOI: 10.1016/S2352-3026(20)30374-4
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