Trägt die Regressangst zum Abrechnungsrückgang der psychosomatischen Ziffern bei?
Hausarzt Dr. Thomas Balthasar aus dem westfälischen Gronau beobachtet ein Phänomen, das er sich nicht erklären kann: Ständig sei von „sprechender Medizin“ die Rede, die Abrechnungshäufigkeit der psychosomatischen Leistungen gehe aber zurück – offensichtlich setzen immer weniger Kollegen die Leistungen an. Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe stützen diese Wahrnehmung.
Kollegen setzen die Ziffern 35100 und 35110 seltener an
So fällt z.B für die letzten fünf Jahre ein stetiger Rückgang auf bei den Ziffern 35100, der differenzialdiagnostischen Klärung psychosomatischer Zustände, und der 35110, der verbalen Intervention bei psychosomatischen Krankheitszuständen, die jeweils mit 16,19 Euro vergütet werden und eine Mindestgesprächszeit von 15 Minuten beinhalten (siehe Tabelle). Dieser Rückgang lasse sich auf die im zweiten Halbjahr 2013 eingeführte Ziffer 03230 des problemorientierten ärztlichen Gesprächs zurückführen, berichtet eine KV-Sprecherin. „Hier könnte es womöglich, je nach Krankheitsbild der Patienten, zu einer Verschiebung gekommen sein.“
Abrechnungshäufigkeit der psychosomatischen Ziffern von Allgemeinärzten in Westfalen-Lippe | |||||
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EBM-Nr. | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 |
35100 | 508 367 | 527 556 | 512 620 | 487 277 | 456 978 |
35110 | 762 276 | 739 950 | 661 154 | 581 646 | 532 432 |
Summe | 1.270 643 | 1.267 506 | 1.173 774 | 1.068 923 | 989 140 |
Die Zahl der Abrechnungshäufigkeit der Ziffern zur Psychosomatik ist im Nordwesten gesunken – um durchschnittlich 6,5 % pro Jahr; von 2016 auf 2017 sogar um über 9 %. | |||||
Quelle: Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe |