Infizierte Devices „Alles, was funktioniert, kann eingesetzt werden“

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Besonders häufig werden Suppressionstherapien nach Gefäßtransplantationen, bei Schrittmacherinfektionen und Kunstklappenendokarditiden nötig. Besonders häufig werden Suppressionstherapien nach Gefäßtransplantationen, bei Schrittmacherinfektionen und Kunstklappenendokarditiden nötig. © iStock/angkhan

Bei infizierten intravaskulären Devices wie Gefäßprothesen oder Kunstherzklappen ist guter Rat teuer. Bewährt hat sich in dieser Situation die antibiotische Suppressionstherapie.

Wenn sich eine Infektion an einer Gefäßprothese oder Ähnlichem nicht beseitigen lässt, der Austausch des Implantats aber keine Option ist, kann man eine orale Suppressionstherapie versuchen. Evidenzbasierte Empfehlungen hierzu gibt es aber nicht, erklärte Dr. Florian Hitzenbichler vom Universitätsklinikum Regensburg. Es handele sich stets um Einzelfallentscheidungen. Alles, was funktioniert, könne eingesetzt werden.

Die Dauerbehandlung bietet sich an, wenn der Patient klinisch stabil ist, die Symptome sich nach initialer, meist intravenöser Therapie bessern und wenn das Ergebnis aus der Blutkultur negativ ausfällt. Besonders häufig werden Suppressionstherapien nach Gefäßtransplantationen, bei Schrittmacherinfektionen und Kunstklappenendokarditiden erforderlich. Es dominieren grampositive Erreger wie Staphylokokken, Strepto- und Enterokokken. Therapeutisch kommen primär Substanzen mit guter oraler Bioverfügbarkeit als Monotherapie zum Einsatz: Betalaktame, Fluorchinolone, Doxycyclin, Cotrimoxazol oder Clindamycin.

Innerhalb von 24 Monaten muss bei etwa einem Viertel der Patienten mit dem Scheitern der oralen Suppressionstherapie gerechnet werden, berichtete der Referent. Zudem klagt jeder Zweite über Nebenwirkungen, vor allem gastrointestinaler Natur.

Alternativ kann eine ambulante parenterale Therapie in Erwägung gezogen werden, etwa mit Ertapenem, Ceftriaxon, Vancomycin oder Daptomycin. Dr. Hitzenbichler berichtete von einer kleinen Fallserie, in der ein Teil der Patienten die Behandlung eigenständig oder mithilfe von Angehörigen daheim durchführen konnte.

Verschiedentlich wird Dalbavancin, das für bakterielle Haut- und Weichteilinfektionen zugelassen ist, off label eingesetzt. Ein großer Vorteil dieser Substanz ist die lange Halbwertszeit, die ein Applikationsintervall von 7 oder 14 Tagen erlaubt. Retrospektiven Daten zufolge scheint Dalbavancin sehr gut in der Suppressionstherapie zu funktionieren, so der Kollege. Er selber habe gute Erfahrungen damit gemacht.

Bei einer Device-Infektion durch Candida wird zur Langzeitsuppression Fluconazol empfohlen, sofern der Erreger darauf empfindlich ist. Doch die Letalität dieser Patienten bleibt hoch.

Quelle: 15. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin – virtuell