Bericht zum Praxis-Panel des Zi: Steigende Praxiskosten schmälern Überschüsse
Jedes Jahr bei den Honorarverhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband versucht die KBV unter Verweis auf die gestiegenen Praxiskosten eine akzeptable Anhebung des Orientierungspunktwerts zu erreichen, um dann bei Verkündung des Ergebnisses meist ihre Enttäuschung kund zu tun. Und so waren auch die Jahre 2016 bis 2018 mit bescheidenen Erhöhungen des Orientierungswerts versehen: 1,6 %, 0,9 % und 1,18 %.
Doch die Einnahmenentwicklung der Praxen hängt von mehreren Faktoren ab. Und dementsprechend erfreulich fallen die Zahlen aus, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) jetzt in einem vorläufigen Bericht zu seinem Praxis-Panel bekannt gibt. Seit 2010 erhebt das von der KBV und den KVen getragene Institut Daten zu Kosten, Einnahmen und Jahresüberschüssen. 2019 erfolgte das bei 5478 Praxen.
2016 war ein besonders ertragreiches Jahr
Bei der aktuellen Längsschnittanalyse 2015 bis 2018 wurden 4419 Praxen berücksichtigt, die für alle vier Jahre vollständige Angaben machen konnten. Laut Zi sind diese in der überwiegenden Zahl der Fälle von den Steuerberatern der Panel-Teilnehmer testiert.
In Gemeinschaftspraxen bleibt mehr hängen – Einnahmen, Kosten und Jahresüberschuss in Euro je Inhaber 2015 bis 2018 | ||||
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Einzelpraxen | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 |
Gesamteinnahmen | 266 200 | 283 900 | 290 900 | 298 200 |
Zuwachs zum Vorjahr | 6,6 % | 2,5 % | 2,5 % | |
- Gesamtaufwendungen | 128 400 | 133 400 | 138 300 | 143 400 |
Zuwachs zum Vorjahr | 3,9 % | 3,7 % | 3,7 % | |
= Jahresüberschuss | 137 900 | 150 500 | 152 600 | 154 800 |
Zuwachs zum Vorjahr | 9,1 % | 1,4 % | 1,4 % | |
Gemeinschaftspraxen | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 |
Gesamteinnahmen | 370 300 | 387 200 | 397 400 | 412 300 |
Zuwachs zum Vorjahr | 4,5 % | 2,6 % | 3,8 % | |
- Gesamtaufwendungen | 186 000 | 192 800 | 200 700 | 212 600 |
Zuwachs zum Vorjahr | 3,6 % | 4,1 % | 5,9 % | |
= Jahresüberschuss | 184 300 | 194 400 | 196 700 | 199 700 |
Zuwachs zum Vorjahr | 5,5 % | 1,2 % | 1,5 % | |
Quelle: Zi |
Die gute Botschaft ist nun: Die Zi-Berechnungen weisen für die Jahre 2016 bis 2018 pro Praxisinhaber einen mittleren jährlichen Zuwachs der GKV-Einnahmen von 4,4 % aus, wobei 2016 den Haupteffekt brachte (+ 6,9 %). In der Berechnung sind sowohl die über KVen abgerechneten kollektivvertraglichen als auch selektivvertraglichen Leistungen enthalten.
Die PKV-Einnahmenzuwächse fielen mit 2,2 % pro Jahr nur halb so stark aus. Die Bedeutung des GKV-Anteils an den Gesamteinnahmen hat zugenommen: von 76 % (2015) auf 77,2 % (2018). Der Privat-Anteil sank von 19,2 % auf 18,3 %.
Nun ist es nicht die Absicht des Zi, mit Jubelmeldungen den sparsamen Kassen in die Hände zu spielen. Und so führt das Institut zuvorderst Zahlen an, die belegen sollen, dass die Praxen auf der Stelle treten. Etwa durch Berücksichtigung der allgemeinen Preisentwicklung. „Die Jahresüberschüsse je Praxisinhaber fielen inflationsbereinigt 2017 um 0,1 % und 2018 um 0,3 % gegenüber dem jeweiligen Vorjahr“, heißt es in einer Pressemitteilung. „Steigende Einnahmen werden durch die Inflation sowie deutlich höhere Ausgaben, insbesondere für Personal und IT, weitgehend aufgezehrt.“
Die Hälfte der Einnahmen geht für die Ausgaben drauf
Die durchschnittlichen Gesamtaufwendungen eines Praxisinhabers beziffert das Zi für 2018 mit 164 800 Euro – 12,8 % mehr als 2015. Die Gesamteinnahmen stiegen im selben Zeitraum um 11,8 % auf 333 600 Euro (GKV: 257 600 Euro). Damit blieb 2018 ein durchschnittlicher Jahresüberschuss von 168 700 Euro übrig (Achtung: die Tabelle oben weist die Zahlen für Einzel- und Gemeinschaftspraxen getrennt aus). Der Anteil der gesamten Aufwendungen an den gesamten Einnahmen pro Inhaber nahm von 49 % (2015) auf 49,4 % (2018) zu.
Der größte Kostenblock in einer Praxis sind die Personalausgaben. Diese fielen 2018 mit 89 700 Euro (pro Inhaber) um 20,3 % höher aus als 2015. Zweiter Posten ist die Miete (18 500 Euro, + 5 %). Auffällig ist: Die Praxen investieren weniger. In jedem Jahr nach 2015 nahmen die Abschreibungen ab, insgesamt um 11,2 %. Die 1100 Euro, um die die Abschreibungen 2018 niedriger waren als 2015, entsprechen allerdings exakt der Summe, um die Wartungs- und Instandhaltungskosten für die IT höher lagen. Wenig überraschend ist: Die Belastung durch Fremdkapitalzinsen hat abgenommen – von 2015 bis 2018 um 30,5 %. Die Kreditzinsen betrugen zuletzt im Schnitt noch 1500 Euro.
Die gesamten Aufwendungen sind insbesondere 2018 kräftig gestiegen (+ 4,6 % zu 2017). Die nominalen Zuwächse der Jahresüberschüsse (Einnahmen minus Ausgaben) betrugen 2017 und 2018 nur noch 1,4 % bzw. 1,5 %. Betrachtet man die absoluten Durchschnittszahlen durften sich 2018 Inhaber einer Gemeinschaftspraxis über einen Pro-Kopf-Jahresüberschuss freuen, der um 44 900 Euro höher war als bei dem Kollegen in einer Einzelpraxis.
Was nach Steuern und Beiträgen übrig bleibt
Nun ist der Jahresüberschuss nicht das Nettoeinkommen eines Praxisbetreibers. Um dieses zu beziffern, zieht das Zi vom Überschuss die jährlichen Beträge für ärztliche Altersvorsorge, Kranken- und Pflegeversicherung sowie die Einkommensteuer ab. Für 2018 beläuft sich demnach das gemittelte verfügbare Nettoeinkommen auf 83 197 Euro. Unter Zugrundelegung von 46 Arbeitswochen im Jahr und dem Durchschnitt der von Ärzten gemeldeten Wochenarbeitszeit (die übrigens gemäß den Zi-Berichten seit 2008 um fünf Stunden abgenommen hat) ergibt das einen Nettostundensatz von 38 Euro.
Weniger Arbeitszeit, höheres Stundensalär – Verfügbares Einkommen je Inhaber in Euro (Mittelwert) | |||
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2018 | 2015 | 2008 | |
Jahresüberschuss | 168 708 | 160 824 | 123 170 |
- Ärztliche Altersvorsorge | 23 619 | 20 140 | 17 597 |
- Kranken- und Pflegeversicherung | 9399 | 8925 | 7279 |
- Einkommensteuer | 52 494 | 51 451 | 37 265 |
Nettoeinkommen im Jahr | 83 197 | 80 308 | 61 029 |
Monatliches Nettoeinkommen | 6933 | 6692 | 5086 |
Nettostundensatz | 38* | 36** | 26*** |
Quelle: Zi, bei *47, **49, ***52 Wochenstunden in jeweils 46 Arbeitswochen p.a. |
Der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried ordnet die Zahlen so ein: „Die Verdienstmöglichkeiten in der eigenen Praxis mit hohem wirtschaftlichem Risiko sollten mindestens genauso gut sein wie in der sicheren Anstellung in anderen medizinischen Versorgungsbereichen“, damit für Ärztinnen und Ärzte ein Anreiz zur Niederlassung bleibt.
Wer es für seine Facharztgruppe genauer wissen will, muss in den Jahresbericht des Zi schauen. Den wird das Institut auf seiner Homepage noch veröffentlichen.
Medical-Tribune-Bericht