Aktive Überwachung des Niedrigrisiko-Schilddrüsenkarzinoms reicht ab 40 Jahren
Die längsten Erfahrungen mit dieser Strategie existieren in japanischen Zentren. Unklar war bislang, ob das Alter der Betroffenen das Progressionsrisiko beeinflusst. Einer aktuellen Metaanalyse zufolge sinkt diese Wahrscheinlichkeit bei über 40-Jährigen.
Die Autoren um Dr. Alexandra Koshkina von der Universität Toronto durchforsteten die internationale Literatur und fanden fünf Studien, aus denen sie relevante Daten extrahierten. Drei von ihnen befassten sich ausschließlich mit Mikrokarzinomen (≤ 1 cm Durchmesser), die übrigen beiden schlossen Tumoren bis zu einer Größe von maximal 2 cm ein. Drei der Studien stammten aus Japan, eine aus Korea und eine aus den USA.
Seltener neue Metastasen der Lymphknoten
Das Risiko für ein Tumorwachstum um mindestens 3 mm war für 40- bis 50-Jährige gegenüber Jüngeren nach Korrektur für andere Einflussfaktoren halbiert (gepoolte Risk Ratio [RR] 0,51; 95 %-KI 0,29–0,89; Daten von 1619 Patienten aus zwei Studien). Ohne Korrektur war es für alle über 40-Jährigen um 45 % reduziert (RR 0,55; 95 %-KI 0,36–0,82; Daten von 2097 Patienten aus vier Studien).
Bei 40- bis 45-Jährigen verringerte sich das nicht korrigierte Risiko gegenüber den Jüngeren um 35 % (RR 0,65; 95 %-KI 0,51–0,83; Daten von 1232 Patienten aus vier Studien). Die Wahrscheinlichkeit für neu aufgetretene Lymphknotenmetastasen sank bei mindestens 40-Jährigen gegenüber Jüngeren um 78 % (RR 0,22; 95 %-KI 0,10–0,47; Daten von 1806 Patienten aus drei Studien). In keiner der Untersuchungen wurde über Todesfälle durch den Schilddrüsenkrebs oder über Fernmetastasen berichtet.
Offenbar nimmt das Risiko für die Progression eines kleinen papillären Niedrigrisiko-Schilddrüsenkarzinoms ab dem 40. Lebensjahr also ab. Allerdings, so betonen die Autoren, müssen diese Ergebnisse möglichst an größeren Kollektiven und anderen Populationen überprüft werden.
Außerdem sind längere Nachbeobachtungszeiten erforderlich, um das Langzeit-Risiko wirklich zuverlässig abschätzen zu können, schreiben die Forscher. Denn in drei der analysierten Studien umfasste das Follow-up median fünf Jahre, in den restlichen zwei Studien zwei Jahre.
Quelle: Koshkina A et al. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2020; 146: 552-560; DOI: 10.1001/jamaoto.2020.0368