Asthma vegetarisch angehen – antientzündliches Milieu durch Obst und Gemüse
Der Assoziation zwischen diätetischen Faktoren und Asthmarisiko bzw. -kontrolle auf den Grund gehen – das wollten Jihad Alwarith vom Physicians Committee for Responsible Medicine, Washington, und Kollegen mit ihrem Review. Dabei berücksichtigten sie u.a. Metaanalysen, die das relative Risiko, an Asthma zu erkranken, bei Erwachsenen und Kindern in Abhängigkeit vom Obst- und Gemüsekonsum geprüft hatten.
Sie kamen zu dem Ergebnis, dass das Asthmarisiko in der Gruppe mit dem höchsten Anteil pflanzlicher Kost deutlich geringer war als in der Gruppe, die am wenigsten Obst und Gemüse verzehrte. Vor allem Äpfel und Orangen schienen sich positiv auszuwirken. Übrigens: Die Anforderungen an einen hohen Konsum waren in diesen Studien gar nicht so riesig. Mindestens einmal täglich Gemüse oder Obst verzehren, genügte bereits, um dieses Kriterium zu erfüllen.
Bessere Lungenfunktion durch reichlich Grünzeug
Auch Asthmasymptome treten seltener auf und werden besser kontrollierbar, wenn die Patienten regelmäßig Obst und Gemüse essen. Kinder, die mindestens dreimal in der Woche Früchte oder Gemüse verzehren, hatten in einer Querschnittuntersuchung signifikant weniger Giemen und schwere Asthmazeichen. Eine ähnliche Assoziation wurde für Erwachsene gefunden. Eine randomisierte Studie brachte Hinweise darauf, dass viel Obst und Gemüse mehr hilft als wenig. Die Teilnehmer erhielten für 14 Tage entweder täglich mindestens fünf Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst oder höchstens zwei Portionen Gemüse und eine Portion Obst. Nach diesem Zeitraum hatten die Teilnehmer mit hohem Konsum klare Vorteile im Hinblick auf die Lungenfunktion.
Ballaststoffe modulieren das Immunsystem
Die Zusammenhänge gelten möglicherweise mehr für rohes als für verarbeitetes Gemüse und Obst. Denn der entzündungsdämmende Effekt der enthaltenen Flavonoide leidet beim Erhitzen. Generell scheinen sie und andere Antioxidanzien in pflanzlichen Nahrungsmitteln für antiinflammatorische Wirkungen und die Besserung der Lungenfunktion verantwortlich zu sein.
Ähnliche positive Einflüsse üben Ballaststoffe aus, die auch das Darmmikrobiom und damit immunologische Reaktionen modulieren. Außerdem wirkt sich der Konsum pflanzlicher Produkte auf das Zytokinprofil aus. Proinflammatorische Proteine nehmen ab, antiinflammatorische zu.
Als ungünstig erweist sich dagegen die Assoziation zwischen dem Konsum von Milchprodukten und einem Asthma. Das Risiko, die Krankheit zu entwickeln, war in einer Fall-Kontroll-Studie doppelt so hoch bei jenen Kindern, die die meisten Milchprodukte zu sich nahmen, im Vergleich zu denen mit dem geringsten Verzehr.
Selbst „akut genossen“ tut Milch nicht gut. Patienten, die vor einer Lungenfunktionsprüfung Vollmilch bekamen, reagierten mit einer Verschlechterung der pulmonalen Diffusionskapazität. In anderen Untersuchungen triggerte die Provokation mit Milchprodukten nach einer längeren Karenz Asthmasymptome, die FEV1 sank prompt. Bei Kindern mit Asthma, die acht Wochen ohne Milch und Eier ernährt wurden, besserte sich der Peak-Flow, während er in der Vergleichsgruppe ohne Restriktion leicht zurückging.
Fettreiche Kost ist wie fast immer schlecht. Sie führt zu einem Anstieg proinflammatorischer Mediatoren und verstärkt damit die Entzündung in den Atemwegen, erläutern die Review-Autoren. Über einen ungünstigen Effekt auf das Mikrobiom kann sie ebenfalls zur Exazerbation einer Inflammation führen.
Möglicherweise gehört die ungesunde, fettreiche Ernährung mit wenig Gemüse und Obst zu den Faktoren, die erklären, warum Asthma in der sozial schlechter gestellten Bevölkerung mit geringerem Einkommen häufiger vorkommt.
Quelle: Alwarith J et al. Nutr Rev 2020; DOI: 10.1093/nutrit/nuaa005