Krebsscreening Den Barrett beobachten
Bei endoskopisch-makroskopischem Verdacht auf einen Barrett-Ösophagus kommt man um eine Biopsie nicht herum. Gemäß der aktuellen S2k-Leitlinie der DGVS wird die Diagnose histologisch durch Nachweis von spezialisiertem intestinalem metaplastischem Zylinderepithel gestellt. Dabei sollen alle suspekten Areale biopsiert werden, und zusätzlich eine 4-Quadrantenbiopsie alle 1–2 cm erfolgen, um eine höhere diagnostische Ausbeute zu erzielen. Findet sich eine gastrale Metaplasie, ist innerhalb eines Jahres eine Kontroll-ÖGD nötig, erklärte Professor Dr. med. Liebwin Gossner, Städtisches Klinikum Karlsruhe. Die Chromoendoskopie mit Indigocarmin oder Essigsäure und/oder computergestützte digitale Verfahren erhöhen die Detektionsrate.
Die endoskopische Beschreibung soll die zirkuläre Ausdehnung der Metaplasie nach proximal in den Ösophagus sowie die maximale Länge angeben, z.B. C6, M14. Es empfiehlt sich, suspekte Läsionen folgendermaßen zu beschreiben: Größe sowie Lokalisation (Abstand von der Zahnreihe in cm und zirkulär nach der Uhr).
Ein Barrett < 1 cm muss nicht zwingend kontrolliert werden
Ein Barrett-Ösophagus ohne intraepitheliale Neoplasie (IN) sollte nach einem Jahr kontrolliert werden. Bestätigt sich der Befund, kann man alle 3–4 Jahre mittels ÖGD nachkontrollieren. „Hier sind wir sehr viel großzügiger geworden als früher“, sagte Gossner. Bei einer sehr kurzen Läsion (< 1 cm) ist das Risiko so gering, dass es auch vertretbar scheint, nicht regelmäßig zu kontrollieren.
Bei einem Barrett mit niedriggradiger (LG) IN sollte die Kontroll-ÖGD nach 2–3 Monaten durchgeführt werden. Sichtbare Läsionen gilt es zu entfernen. Ist die LGIN endoskopisch nicht genau lokalisierbar, auch nicht durch einen zweiten erfahrenen Pathologen, sollte am besten eine Radiofrequenzablation (RFA) durchgeführt werden. Endoskopische Verlaufskontrollen alle 6 Monate sind weniger effektiv. Eine hochgradige IN oder ein Karzinom erfordern eine endoskopische Resektion und Ablation des Rest-Barretts. Anschließend werden Kontrollendoskopien nach 3, 6 und 12 Monaten, dann jährlich, empfohlen.
Das Plattenepithelkarzinom des Ösophagus ist deutlich häufiger als das Adenokarzinom. Als Hochinzidenzgebiete kennt man Asien und Afrika. Risikofaktoren sind u.a. synchrone Kopf-Hals-Tumoren, exogene Noxen (Alkohol, Tabak, Betelnüsse), Strahlentherapie im Hals-Thorax-Bereich, Achalasie oder Stenose nach Verätzung.
Ein Screening auf frühe Dysplasien ist sinnvoll, weil mit der endoskopischen Flächenresektion eine effektive kurative Therapiemethode zur Verfügung steht, betonte PD Dr. med. Stefan Gölder, Ostalbklinikum Aalen. Man verwendet die Weißlicht- und die Chromoendoskopie. Mit Lugolscher Lösung lassen sich Neoplasien besonders gut detektieren. Die zusätzliche elektronische Kontrastverstärkung macht die Diagnose noch sicherer. Als wichtiges endoskopisches Warnsignal gelten intrapapilläre kapillare Loops (IPCL), die dem Auftreten eines Karzinoms vorausgehen.
Bei Patienten mit Kopf- oder Halstumoren sollte eine Chromoendoskopie mit Lugol oder elektronischer Verstärkung nach Erstdiagnose alle 6–12 Monate für 10 Jahre erfolgen. Patienten aus Hochrisikogebieten sollten einmal im Alter > 40 Jahre ein Screening mit Lugol erhalten. Bei Achalasie empfiehlt sich eine Chromoendoskopie 10–15 Jahre nach Erstdiagnose (danach jährlich), nach Laugenverätzung eine normale Endoskopie alle 2–3 Jahre für 10–15 Jahre.
Verdächtige Areale über 5 mm sollte man immer biopsieren. Läsionen mit IPCL können endoskopisch kurativ behandelt werden. Die IPCL sind ein wichtiges Merkmal für die Beurteilung der Resektionsränder.
Kongressbericht: Viszeralmedizin 2021