Cytosponge Mit dem Schwamm den Barrett-Ösophagus hinunter
Ein Barrett-Ösophagus ist eine Präkanzerose, die sich zu einem Speiseröhrenkarzinom entwickeln kann – allerdings werden nur 0,3 % der nicht-dysplastischen Barrett-Läsionen pro Jahr tatsächlich progredient. Eine regelmäßige endoskopische Überwachung ist aufwendig, für die Betroffenen eine Strapaze und bedeutet – insbesondere in Pandemiezeiten – eine zunehmende Belastung der klinischen Ressourcen.
Der sogenannte Cytosponge ist ein Verfahren, mit dem sich Zellen der Ösophagus-Schleimhaut zu histologischen und anderen Analysen sammeln lassen. Bisher verwenden Mediziner die Methode, um durch den Nachweis des Biomarkers TFF3* zu beweisen, dass eine Barrett-Läsion vorliegt. Ein britisches Team um Dr. Nastazja Dagny Pilonis von der Universität Cambridge hat nun weitere Marker untersucht, die möglicherweise das Progressionsrisiko eines Barrett-Ösophagus vorhersagen könnten: die Überexpression des Tumorsuppressor-Gens p53, zelluläre Atypien sowie eine Liste von 17 klinischen und demografischen Faktoren.
So funktioniert‘s
Cytosponge deckt mehr Tumoren und Dysplasien auf
Die Ärzte verwendeten Proben von Personen, die zwischen 2011 und 2019 an den zwei großen klinischen Studien BEST2 und BEST3 zur Etablierung des Cytosponge als Diagnoseinstrument für einen Barrett-Ösophagus teilgenommen hatten. Sie wurden sowohl mit dem Cytosponge als auch in der Folge endoskopisch untersucht und in eine Trainings- (n = 557) sowie Validierungskohorte (n = 334) aufgeteilt. Primärer Endpunkt war die endoskopische Diagnose einer hochgradigen Dysplasie oder eines Karzinoms. 17 % bzw. 10 % der Betroffenen aus der Trainings- bzw. Validierungskohorte entwickelten eine hochgradige Dysplasie bzw. einen Tumor. Anhand der neuen Biomarker ermittelten die Autoren verschiedene Risikogruppen: Im Fall einer p53-Überexpression und/oder zellulärer Atypien war das Risiko mit 52 % bzw. 41 % sehr hoch, bei Cytosponge-negativen Patienten ohne klinische Risikofaktoren betrug es lediglich 2 % bzw. 1 %. Die Chance, eine hochgradige Dysplasie oder einen Tumor durch eine Endoskopie bei Cytosponge-Biomarker-positiven Personen zu entdecken, war dreimal höher als mit der zurzeit standardmäßigen endoskopischen Überwachung, schreiben die Studienautoren. In einer Pilotstudie testeten die Forschenden anschließend die Machbarkeit prospektiv in einem Kollektiv von 223 Teilnehmenden. Hier wiesen 17 % ein hohes Risiko nach der genannten Definition – zelluläre Atypien und/oder p53-Überexpression – auf, und diese unterzogen sich einer Endoskopie. Dabei betrug der positive prädiktive Wert der Hochrisiko-Marker für den Nachweis von hochgradiger Dysplasie oder invasivem Tumor 31 %, für die Detektion von Dysplasien aller Schweregrade 44 %.Weitere Studien müssen die Ergebnisse bestätigen
Auch wenn diese Ergebnisse noch in umfangreicheren Studien bestätigt werden müssen, scheint der Cytosponge-Test eine gute Abschätzung zu gestatten, welche Menschen mit Barrett-Ösophagus ein hohes Risiko für eine Progression aufweisen und daher endoskopisch nachverfolgt werden müssen. Die Methode dürfte dementsprechend das Potenzial haben, viele Betroffene und auch die klinischen Ressourcen in der Gastroenterologie zu entlasten, weil die Endoskopie für diejenigen Personen reserviert werden kann, die mit größerer Wahrscheinlichkeit auf entsprechende Interventionen angewiesen sind.* Trefoil Factor 3
Quelle: Pilonis ND et al. Lancet Oncol 2022; 23: 270-278; DOI: 10.1016/S1470-2045(21)00667-7