Alzheimer und Parkinson Die Nase wächst, der Riechkolben schrumpft
Dr. Ran Lu vom Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen in Bonn und seine Kollegen haben dazu bei 541 Teilnehmern der Rheinland-Studie bestimmte am Riechvorgang beteiligte Hirnstrukturen genauer untersucht. Ziel war es, sie mit dem Riechvermögen zu korrelieren. Die Teilnehmer der Studie zum gesunden Altern waren im Mittel 53,6 Jahre alt.
Zentral gelegene Strukturen scheinen weniger wichtig
Höheres Alter, männliches Geschlecht und nasale Obstruktion standen im Zusammenhang mit einem schlechteren Riechvermögen. In der Auswertung der hochauflösenden Hirn-MRTs war das Volumen des Bulbus olfactorius (Riechkolben) allerdings unabhängig von anderen Faktoren mit der olfaktorischen Funktion assoziiert. Am Riechkolben im Bereich der vorderen Hirnbasis enden die Sinnesnerven, die von der Nasenschleimhaut durch das Siebbein in die Schädelhöhle ziehen.
Damit scheint es wahrscheinlich, dass pathologische Veränderungen des Bulbus olfactorius und weiter distal gelegener Strukturen entscheidend am Verlust des Riechvermögens im Alter beteiligt sind, schreiben die Autoren. Zentral gelegene, am Riechvorgang beteiligte Strukturen wie Amygdala, Hippocampus, insulärer und medialer orbitofrontaler Cortex scheinen eher eine kleinere Rolle zu spielen, waren allerdings ebenfalls mit einem größeren Volumen des B. olfactorius und einem besseren Riechvermögen bei Älteren assoziiert.
Das reduzierte Volumen des B. olfactorius könnte in Zukunft auch als präklinischer Marker für ein erhöhtes Risiko für neurodegenerative Erkrankungen dienen, so die Autoren. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, bei besonders durch Alzheimer und Parkinson gefährdeten Menschen schon früh die therapeutischen Weichen zu stellen.
Quelle: Lu R et al. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2021; DOI: 10.1001/jamaoto.2021.2026