Feuchte Luft und viel Ozon könnten Migräne triggern
Viele Patienten sind fest davon überzeugt, dass bestimmte Wetterlagen bei ihnen Migräne auslösen. Bislang fehlten allerdings wissenschaftliche Beweise, die diese Beobachtungen untermauern. Forscher aus Boston haben sich der Sache jetzt einmal angenommen und fast 100 erwachsene Migränepatienten zwischen März 2016 und Oktober 2017 ein Kopfschmerztagebuch führen lassen.
Luftfeuchtigkeit im Sommer, Ozon im Winter
Die Angaben glichen die Kollegen mit lokalen Wetterdaten ab. Zudem zogen sie die Schadstoffbelastung der Luft zur Rate. Nach der Auswertung von 870 Krankheitsepisoden kristallisierten sich zwei Faktoren als mögliche Migränetrigger heraus: Luftfeuchtigkeit in Frühjahr und Sommer sowie Ozon in Herbst und Winter. Dies fand sich unabhängig davon, ob die Teilnehmer von einem Einfluss des Wetters auf ihre Erkrankung überzeugt waren oder nicht.
Während Luftdruck, Temperatur und Niederschlagsmenge nicht mit einer Migräne zusammenhingen, nahm das Risiko für eine Migräneattacke mit steigender Luftfeuchte zu. So erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit der Kopfschmerzen beispielsweise um mehr als ein Viertel, wenn die Luftfeuchtigkeit gemittelt über drei Tage um 26,5 % zunahm. Der Effekt trat jedoch nur in den Monaten April bis September auf. In der kalten Jahreszeit ließ sich kein Zusammenhang nachweisen.
Beim Ozon traten Beschwerden mit 17 % höherer Wahrscheinlichkeit auf, wenn sein Anteil in der Luft im Tagesmittel um 14 ppb stieg. Wie bei der Luftfeuchte zeigte sich der Effekt nur saisonal, diesmal in der kalten Jahreszeit. Zwischen Oktober und März waren zudem über mehrere Tage gemittelte Stickstoffdioxid- und Kohlenmonoxidwerte mit dem Auftreten einer Migräne verbunden.
Je nach Berechnungsmodell verloren die Beobachtungen jedoch ihre Signifikanz. Nur für Luftfeuchte und Ozon blieben zumindest die saisonalen Effekte bestehen. Wie aussagekräftig die Ergebnisse sind, sollte daher nach Ansicht der Autoren noch einmal in größeren Studien geprüft werden.
Quelle: Li W et al. Environ Int 2019; 132: 105100; DOI: 10.1016/j.envint.2019.105100