Humanalbumin bessert Aussicht bei dekompensierter Leberzirrhose
Jedes Jahr sterben 170 000 Menschen an den Folgen einer Leberzirrhose. Vor allem Betroffene mit dekompensierter Form können selten auf einen guten Ausgang hoffen. Ihre mittlere Überlebensdauer liegt bei lediglich zwei Jahren. Forscher suchen daher beständig nach effektiven und lebensverlängernden Behandlungsansätzen.
So auch Kollegen um Professor Dr. Paolo Caraceni, Department of Medical and Surgical Sciences, Alma Mater Studiorum University of Bologna. Sie untersuchten 431 Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose und unkompliziertem Aszites, die man bislang mit Aldosteronantagonisten und Furosemid behandelte.1 In der offenen Studie erhielt eine Hälfte die derzeitige Standardtherapie, die andere bekam zusätzlich zwei Wochen lang zweimal pro Woche 40 mg Humanalbumin, im Anschluss einmal pro Woche.
In der Albumingruppe starben rund 17 %, unter der Standardtherapie etwa 22 % der Patienten. Die Gesamtüberlebensrate nach 18 Monaten lag im Experimentalarm signifikant höher als in der Kontrolle (77 % vs. 66 %). Dies entspricht einem um 38 % verringerten Mortalitätsrisiko.
Patienten unter Humanalbumin wiesen zudem signifikant geringere Inzidenzraten von Parazentesen, refraktärem Aszites, bakteriellen Infektionen, Episoden von renaler Dysfunktion, hepatorenalem Syndrom Typ 1 und schwerer hepatischer Enzephalopathie auf. Dies spiegelte sich in einer besseren Lebensqualität und selteneren Hospitalisierung wider.
In beiden Gruppen kam es ähnlich oft zu schweren unerwünschten Ereignissen, die nicht mit der Leber zusammenhingen. Die Forscher resümieren, dass eine langfristige Gabe von Humanalbumin das Überleben verlängern und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen könnte.
Ohne Placebovergleich bleiben Ergebnisse unsicher
Professor Dr. Guadalupe Garcia-Tsao, Gastroenterologin an der Yale University School of Medicine, kritisiert das Fehlen einer Placebogruppe.2 In anderen Studien brachte Humanalbumin in ähnlichen Dosen keine Vorteile. Ebenso müsse man ermitteln, welche Patientengruppen mehr als andere profitieren und die Rolle transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Stent-Shunts klären.
1. Caraceni P et al. Lancet 2018; 391: 2417-2429
2. Garcia-Tsao G. A.a.O.: 2391-2392