Palliativmedizin für COPD-Patienten
Anders als Lungenkrebskranke erhalten Betroffene mit fortgeschrittener COPD eher selten eine palliativmedizinische Betreuung. Zwar gibt es bisher kaum entsprechende Empfehlungen in den Leitlinien, schreibt die australische Palliativmedizinerin Dr. Rebecca Strutt. Angesichts des Leidensdrucks bei Kranken und Angehörigen sollte bei sich abzeichnendem Endstadium oder bei sehr belastenden Atemproblemen aber stets an die angemessene Versorgung gedacht werden.
Patienten und Angehörige bitten selten um Hilfe
Hinweise auf den nahen Tod sind Klinikeinweisungen in immer kürzereren Abständen. Bei den meisten Patienten steht die quälende Atemlosigkeit als wichtigstes Symptom im Vordergrund. Rund 90 % der COPD-Kranken haben zudem Angst- und Depressionssymptome, erhalten aber nur selten eine zielgerichtete Therapie.
Die Ärzte vermeiden meist Gespräche über das Sterben, so Dr. Strutt. Und von sich aus fragen die Patienten und ihre Angehörigen selten Hilfsangebote nach. Oft sehen sie die Erkrankung in der Folge von jahrzehntelangem Zigarettenrauchen als selbstverschuldet an, erläutert die Palliativmedizinerin. Das Gespräch über adäquate medizinische, psychosoziale und möglicherweise spirituelle Maßnahmen sollte deshalb vom behandelnden Arzt ausgehen und grundsätzlich angeboten werden.
Modelle für die multidisziplinäre Palliativversorgung von COPD-Patienten finden sich in der Literatur. Die Teams bestehen aus Facharzt, Palliativmedizinern, Psychologen und Pflegekräften. Zusätzlich kann eine spezielle Schulung die Atemnot lindern. Neben der Verbesserung von Symptomen und Lebensqualität lässt sich so häufig auch das Sterben im Krankenhaus vermeiden. Zudem erleichtert die aktive Auseinandersetzung mit dem Tod das Verfassen einer Patientenverfügung.
Quelle: Strutt R. Breathe 2020; 16: 200061; DOI: 10.1183/20734735.0061-2020