Palliativtherapie nicht als Sterbebegleitung abstempeln
Wissenschaftler analysierten mehr als 23 000 an Lungenkrebs, Stadium IIIB oder IV, erkrankte US-Veteranen. 98 % der Studienkohorte war männlich und mehr als die Hälfte erhielt palliative Therapiemaßnahmen – auch ambulant. Nur falls sie innerhalb der ersten 30 Tage nach Diagnose starteten, waren palliative Maßnahmen mit einem verkürzten Überleben assoziiert. Ein Therapiestart zwischen Tag 31 und 365 nach der Diagnose verlängerte dagegen das Überleben bei jedem zweiten Patienten. Maßnahmen, die erst ein Jahr nach der Diagnose begannen, hatten keinen Einfluss auf die Überlebensdauer.
Besseres Verständnis erleichtert Entscheidungen
Die Autoren um Dr. Donald R. Sullivan von den Health Services Research and Development in Portland erklären sich die Ergebnisse so: Patienten, die direkt palliative Maßnahmen erhielten, waren vermutlich in einem schlechteren Zustand und die Palliativtherapie diente primär der Sterbebegleitung. Warum Patienten, die ab Tag 30 palliativ therapiert wurden, länger lebten als solche, bei denen darauf verzichtet wurde, ließ sich zwar nicht eindeutig feststellen, die Autoren vermuten allerdings, dass verschiedene Faktoren zusammenspielen, zum Beispiel:
- geringere Symptomlast
- gestiegene Lebensqualität und Stimmung
- besseres Verständnis der Erkrankung
Letzteres ermöglicht den Patienten beispielsweise, sich gegen übermäßig aggressive Therapien am Lebensende zu entscheiden, die einigen mehr Schaden als Nutzen bringen. Wie die Autoren betonen, zeige ihr Ergebnis im Gegensatz zur Ansicht vieler Onkologen, dass eine zeitnah angesetzte Palliativtherapie keineswegs als Sterbebegleitung die Hoffnungen der Patienten zerstöre, sondern sie als multimodaler Ansatz in der Lungenkrebstherapie einen Vorteil bedeuten könne. Zusätzlich ist es möglich, dadurch Patientenpräferenzen wie den Wunsch, zu Hause sterben zu dürfen, besser zu berücksichtigen.
Quelle: Sullivan DR et al. JAMA Oncology 2019; online first; DOI: 10.1001/jamaoncol.2019.3105