Zu den klassischen Themen in der Notfallmedizin gehören
Herz-Kreislaufstillstände. 60 % von ihnen ereignen sich außerhalb der Klinik. Und wiederum zu etwa 60 % liegt ihnen eine kardiale Ursache zugrunde, berichtete Professor Dr. Guido Michels von der Klinik für Akut- und Notfallmedizin am St.-Antonius-Hospital Eschweiler.
Menschen mit relevanter
KHK haben häufig vor dem Stillstand Brustschmerz und präsentieren sich inital mit Kammerflimmern, ergänzte Professor Dr. Hans-Jörg Busch vom Universitäts-Notfallzentrum in Freiburg. Oft ist die koronare Herzerkrankung bereits bekannt und die Betroffenen hatten möglicherweise schon einmal einen Infarkt, Bypass oder eine perkutane Intervention.
Patienten mit neurologischen Ursachen sind in der Regel jünger, zeigen die entsprechenden Symptome oder Prodromi und flimmern initial meist nicht. Doch Vorsicht: Bei 10 % von ihnen sieht man ST-Hebungen im EKG. Dahinter steckt in der Regel eine Stress-Kardiomyopathie, das
Tako-Tsubo-Syndrom.
Prof. Michels riet dringend dazu, schon während oder so schnell wie möglich nach der Reanimation ein
Notfallecho durchführen, um reversible Ursachen nachweisen oder ausschließen zu können. Erkennen lassen sich damit:
- Pneumothorax
- Zeichen der Rechtsherzbelastung (Lungenembolie)
- Perikardtamponade
- linksventrikuläre Dysfunktion/fehlende linksventrikuläre Kontraktilität
- Hypovolämie (Kollaps der Vena cava inferior)
Bei refraktärem Kammerflimmern und fehlender Rückkehr zur spontanen Zirkulation kann die
extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) die kardiale Funktion übernehmen. Die Anlage erfolgt idealerweise im Katheterlabor unter Durchleuchtung oder im Schockraum unter sonographischer Kontrolle. Danach sollten die Patienten ins
Ganzkörper-CT, um bisher unentdeckte Ursachen zu ermitteln
Dass die
ECMO die Überlebenschancen steigert, zeigte sich in einer randomisierten Studie mit 30 reanimierten Patienten in den USA. Von den 15 mechanisch Unterstützten lebten nach sechs Monaten noch sechs (43 %), von den anderen 15 schaffte es nur einer (7 %) aus der Klinik hinaus, verstarb jedoch vor Ablauf des dritten Monats. Die Studie wurde vorzeitig gestoppt.
Allerdings muss man sagen, dass mehr als 80 % der Patienten in der Studie bereits
von Laien reanimiert worden waren – in Deutschland liegt diese Rate nach Aussage von Prof. Michels bei lediglich 40 %. Außerdem betrug die Zeit, die die Betroffenen bis zur Notfallaufnahme unterwegs waren, nur rund 40 Minuten, in Deutschland sind es 70 Minuten. Und schließlich vergingen nach Ankunft im Katheterlabor lediglich sieben Minuten bis zur Anlage der ECMO. „Alles extrem sportlich“, lautete der Kommentar des Referenten.
Generell haben reanimierte Patienten in einem spezialisierten Zentrum bessere Karten, betonte Prof. Busch. Ganz wichtig: Nach einem Herz-Kreisaufstillstand sollten die Betroffenen – unabhängig vom Ausgangsrhythmus – immer eine
Kühlungsbehandlung erhalten. Sie wirkt vor allem einer möglichen hypoxischen Enzephalopathie entgegen, die für 60 bis 70 % aller Todesfälle nach erfolgreicher Wiederbelebung verantwortlich ist.
Kongressbericht: 127. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (Online-Veranstaltung)