Therapie von Kindern mit Typ-1-Diabetes: Wie hat sich das Outcome verändert?
In einigen Ländern gibt es eine standardisierte Dokumentation für Diabetes-Erkrankungen. Nach diesen Daten ist die Inzidenz des Typ-1-Diabetes bei Kindern in den letzten 20 Jahren in allen Ländern stetig gestiegen, erklärte Privatdozentin Dr. Sabine E. Hofer, Medizinische Universität Innsbruck.
Aus der Datenbank DPV (Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation) für Deutschland und Österreich geht hervor, dass der Einsatz von NPH-Insulin von 1995 bis 2014 in allen Altersgruppen stark zurückgegangen ist. Gleichzeitig hat mit der Einführung langwirksamer Insulin-Analoga deren Anwendung bei Kindern ab 6 Jahren zugenommen. Der Gebrauch kurzwirksamer Analoga ist in allen Altersgruppen nach oben gegangen. Auch die Frequenz der Glukosemessung ist von 3 auf 6–8/Tag gestiegen. Je häufiger gemessen wird, desto besser ist das HbA1c eingestellt.
Diabetes-Patienten- Verlaufsdokumentation (DPV)
Konventionelle Insulin-Therapie bei Kindern ist überholt
Die Zahl der Kinder, die täglich nur ein- bis zwei- oder dreimal Insulin spritzen, wurde von 1995 bis 2014 immer geringer. Gegen Ende dieses Zeitraums gab es diese konventionelle Insulin-Therapie eigentlich kaum mehr. Die intensivierte Basal-Bolus-Therapie mit vier oder mehr täglichen Injektionen und die Pumpentherapie sind an deren Stelle getreten. Die Pumpentherapie hat in allen Altersgruppen zugenommen – besonders deutlich bei Kindern unter 6 Jahren, die heute in Deutschland und Österreich überwiegend auf diese Weise behandelt werden. Die amerikanische T1D-Exchange-Dokumentation (T1DX) zeigt, dass in den USA v.a. die Adoleszenten mit der Pumpe behandelt werden. In der metabolischen Kontrolle ist die Pumpentherapie noch effizienter als die multiple Injektionstherapie, wie sich am mittleren HbA1c ablesen lässt. Ein höherer Anteil von Patienten erreicht die Zielwerte. Mit der Pumpentherapie geht auch ein geringeres Risiko für schwere Hypoglykämien und für Ketoazidose einher. Zugenommen hat die Nutzung des kontinuierlichen Glukosemonitoring (CGM). Nach Daten des DPV haben 2011 noch 4 % und 2016 bereits 19 % Glukosesensoren verwendet. In den USA nahm die Quote nach T1DX-Daten in demselben Zeitraum von 3 % auf 22 % zu. Beide Dokumentationen weisen auf Vorteile in der metabolischen Kontrolle bei kontinuierlichem Monitoring hin. Am besten schnitt die Pumpe in Verbindung mit CGM ab. Trotz dieser erheblichen Änderungen hat das mittlere HbA1c in Deutschland und Österreich nur sehr mäßig abgenommen. „Da hätten wir mehr erwartet“, so Dr. Hofer. Ähnlich sieht das Bild in den meisten anderen Ländern aus. Dennoch zeigen sich deutliche Variationen zwischen den einzelnen Ländern und den Zentren. Einen stärkeren Trend zur HbA1c-Abnahme beobachtete man in Schweden – mit einem mittleren HbA1c-Wert sehr nahe am Zielwert von < 7,5 % und einer geringen Schwankung von Zentrum zu Zentrum. Die Häufigkeit chronischer Komplikationen ist zurückgegangen. Deutschland und Österreich stehen mit dem mittleren HbA1c-Wert von etwa 7,8 % an zweiter bzw. dritter Stelle, es gibt aber erhebliche Variationen von Zentrum zu Zentrum. Die USA, England und Wales mit Werten von 8,8 % und höher stehen am Ende. Das Risiko für Hypoglykämien ist mit den gesenkten Zielwerten und niedrigeren HbA1c-Werten nicht gestiegen, sondern hat teilweise sogar abgenommen.Quelle: 78th Scientific Sessions der ADA