Typ-1-Diabetes: Manifestation im jungen Kindesalter kostet besonders viele Lebensjahre
Für die Studie werteten Dr. Araz Rawshani von der Universität Göteburg und seine Kollegen die Daten von über 27 000 Menschen mit Typ-1-Diabetes und mehr als 135 000 gematchten Kontrollpersonen aus. Die Diabetespatienten wurden – je nach Alter bei der Diagnosestellung – in fünf Gruppen eingeteilt:
- 0–10 Jahre,
- 11–15 Jahre,
- 16–20 Jahre,
- 21–25 Jahre und
- 26–30 Jahre.
Während der zehnjährigen Nachbeobachtungszeit verstarben 959 Diabetespatienten und 1501 Kontrollpersonen. Die schwedischen Wissenschaftler fanden eine inverse Assoziation zwischen dem Alter bei Diabetesmanifestation und dem Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen bzw. Mortalität – und zwar und abhängig von der Diabetesdauer.
Vor allem das Herz ist bei früher Manifestation gefährdet
Patienten, die vor dem 11. Geburtstag einen Typ-1-Diabetes entwickelt hatten, wiesen im Vergleich zu den gematchten Kontrollpersonen ein mehr als 30-fach erhöhtes Risiko für koronare Herzkrankheit und akuten Myokardinfarkt auf. Frauen, die bis zu einem Alter von 10 Jahren an einem Typ-1-Diabetes erkrankt waren, hatten sogar ein fast 60-fach erhöhtes Risiko für koronare Herzkrankheit und ein mehr als 90-fach erhöhtes Risiko für akuten Herzinfarkt.
Beim Vergleich von Typ-1-Diabetespatienten mit frühem Krankheitsbeginn (0–10 Jahre) mit solchen, die eher spät erkrankt waren (im Alter von 26–30 Jahren), stellte sich heraus, dass das Risiko für koronare Herzkrankheit und akuten Myokardinfarkt bei einem Early-onset-Diabetes etwa sechsfach erhöht war.
Das Risiko lässt sich reduzieren!
Für Frauen reduziert sich die Lebenserwartung deutlich
Zwar waren die absoluten Risiken in dieser Kohorte gering, doch schätzten die Studienautoren, dass die Manifestation eines Typ-1-Diabetes vor dem 11. Geburtstag bei Frauen mit einem Verlust von 17,7 Lebensjahren und bei Männern mit einem Verlust von 14,2 Lebensjahren einherging. Manifestierte sich die Zuckerkrankheit zu einem späteren Zeitpunkt, führte das zu einer Einbuße von etwa zehn Lebensjahren.Kardioprotektive Medikamente deutlich früher einsetzen
Das Alter bei Erkrankungsbeginn ist bei Menschen mit Typ-1-Diabetes offensichtlich eine wichtige Determinante für kardiovaskuläre Erkrankungen und für das Überleben. Daher sollten bei einem Early-onset-Diabetes früher kardioprotektive Medikamente angeboten werden als derzeit üblich, fordern die schwedischen Experten.Quelle: Rawshani A et al. Lancet 2018; 392: 477-486