Lungenfunktion Wenn aus Asthma COPD wird

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Auch zwischen dem Asthma im Kindesalter und einer späteren COPD im Erwachsenenalter gibt es eine Beziehung. Auch zwischen dem Asthma im Kindesalter und einer späteren COPD im Erwachsenenalter gibt es eine Beziehung. © iStock/skynesher

Persistenz, Remission oder Rezidiv: Ein Asthma im Kindesalter kann viele Wege nehmen. Es droht aber auch der Wechsel hin zur COPD. Das gilt vor allem bei sehr schlechter Lungenfunktion in ganz jungen Jahren.

Gemäß epidemiologischen Langzeitstudien kann man davon ausgehen, dass etwa 50 % der Asthma-Kinder eine Remission erfahren, wenn sie erwachsen werden. Als begünstigende Faktoren dafür erwiesen sich männliches Geschlecht und mildere Erkrankung, berichtete Professor Dr. Christiane­ Lex von der Kinderpneumologie und -allergologie der Universitätsmedizin Göttingen. Bei etwa 20 % der Kinder kommt das Asthma erst einmal zur Ruhe, rezidiviert dann aber irgendwann im Erwachsenenalter. Dafür besonders anfällig scheinen Raucher und Atopiker.

Auch zwischen dem Asthma im Kindesalter und einer späteren COPD im Erwachsenenalter gibt es eine Beziehung. Das hat z.B. eine australische Studie gezeigt, die knapp 500 Kinder verschiedener Schweregrade im Alter von 7 Jahren einschloss.1 Von den Patienten mit intermittierendem leichten Asthma waren 48 % im Alter von 51 Jahren in Remission, weitere 48 % litten noch unter der Erkrankung und bei 4 % fand sich eine chronisch ob­struktive Lungenerkrankung. Von den Patienten mit schwerem Asthma in der Kindheit waren 15 % in Remission, 41 % weiterhin krank und 44 % hatten eine COPD.

Der schleichende Übergang

COPD und Asthma verlaufen in den ersten Jahren unterschiedlich. Mit einer COPD verschlechtert sich die Lungenfunktion stetig, und nach jeder Exazerbation bleibt mehr Defizit zurück. Beim Asthma erholt sich die Lungenfunktion zwar initial nach jeder Exazerbation wieder. Aber mit der Zeit nähert sich der Verlauf immer mehr dem der COPD an. Ab einem Alter von 55 Jahren, wenn der FEV1-Wert bei 50 % des Sollwerts eines 25-Jährigen angekommen ist, kann man beide nicht mehr unterscheiden. Am besten passt zu diesen Patienten der Begriff ACOS (Asthma-COPD-Overlap-Syndrom). Die drei Majorkriterien dafür sind:
  • ein FEV1/FVC-Quotient < 0,7 oder unter dem unteren Grenzwert (nach Bronchodilatation) im Alter von 40 Jahren
  • Rauchen (mindestens 10 Packungsjahre) oder andere Schadstoffexposition
  • Asthma in der Vorgeschichte
Dazu muss noch mindestens eines der folgenden drei Minorkriterien kommen:
  • Atopie oder allergische Rhinitis in der Anamnese
  • FEV1-Bronchodilatator-Response > 200 ml plus 12 % Anstieg vom Ausgangswert an mindestens zwei Messtagen
  • Bluteosinophilie ≥ 300/µl

Verschlechterung der Lufu beginnt meist in der Pubertät

Die Entwicklung der Lungenfunktion über die Zeit ist wohl mit dem Risiko für eine spätere COPD assoziiert. Darauf lassen Untersuchungen an einer großen Schulkohorte von nicht selektierten Kindern schließen. Ihre Lungenfunktion prüfte man im Alter von 7, 13, 18, 45, 50 und 53 Jahren.2 Bei 12 % der Untersuchten fand sich ein persistierend hohes FEV1, bei 39 % durchwegs ein FEV1 im durchschnittlichen Bereich. Eine Gruppe von 8 % hatte anfangs niedrige FEV1-Werte, holte dann auf und verblieb etwa im durchschnittlichen Niveau. Kontinuierlich etwas unterhalb des Mittelwerts bewegten sich 32 %, auf dauerhaft niedrigem Niveau 6 % der Probanden. 4 % hatten schon zu Beginn ein FEV1 unter der Norm, das dann kurz vor Beginn des Erwachsenenalters relativ zügig weiter abfiel. Die Teilnehmer der letzten beiden Gruppen hatten im Alter von 53 Jahren am häufigsten eine COPD entwickelt: 13 % aus der Gruppe mit persistierend niedrigem FEV1 und 46 % derjenigen mit dem schnellen Abfall von einem bereits erniedrigten Niveau aus. Die Verschlechterung der Lungenfunktion beginnt bei den Patienten, die eine chronisch obstruktiven Lungenerkrankung entwickeln, offenbar früh, etwa um die Pubertät herum, erklärte die Kinderpneumologin. Prädiktoren für einen schlechten Verlauf der Lungenfunktion gibt es viele, dazu gehören zum Beispiel
  • Asthma im Kindesalter,
  • Atopie,
  • Atemwegsinfekte,
  • familiäre Asthma-Anamnese,
  • Rauchexposition und
  • niedriges Geburtsgewicht.
Prof. Lex riet dazu, die Lungenfunktion von Menschen, die als Kinder Asthma hatten, regelmäßig weiter zu kontrollieren, auch wenn die Krankheit klinisch in Remission zu sein scheint. Man sollte nicht erst aktiv werden, wenn diese Patienten wieder symptomatisch werden.

Quellen:
1. Tai A et al. Thorax 2014; 65: 805-810; DOI: 10.1136/thoraxjnl-2013-204815
2. Bui DS et al. Lancet Respir Med 2018; 6: 535-544; DOI: 10.1016/S2213-2600(18)30100-0
16. Deutscher Allergiekongress