44 % der Frauen fühlen sich durch die Pandemie stark belastet
Zwar haben sich nach Auswertungen von TK-Daten zu Beginn der Pandemie im vergangenen Jahr viele Erwerbspersonen krankschreiben lassen, insgesamt aber ist die Zahl der Krankheitstage rückläufig. Mit einem Krankenstand von 4,14 % habe das Jahr 2020 unter den Werten der Vorjahre (2019: 4,22 %; 2018: 4,25 %) gelegen, berichtete Dr. Thomas Grobe vom aQua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen bei der Vorstellung des Gesundheitsreports 2021. Das sei vor allem auf weniger Krankschreibungen mit Erkältungskrankheiten zurückzuführen.
Zu Beginn der Pandemie im März 2020 wurden allerdings verstärkt Menschen krankgeschrieben. Das betraf in erster Linie psychische Störungen, Krankheiten des Muskel-und Skelettsystems sowie Krankheiten des Atmungssystems. Doch im zweiten Halbjahr 2020 zeigten sich im Vergleich zu den Vorjahreszeiträumen schon keine besonderen Auffälligkeiten mehr. Insbesondere in der zweiten November- sowie ersten Dezemberhälfte waren die Krankenstände vergleichsweise niedrig.
Auch wurden im gesamten Jahr 2020 so wenige Antibiotika verschrieben wie noch nie seit Beginn der Auswertungen zum Gesundheitsreport vor 20 Jahren. Der Rückgang des Verordnungsvolumens betrug fast ein Viertel, so Dr. Grobe. „Die Abstands- und Hygieneregeln haben offenbar dazu beigetragen die Verbreitung vieler anderer Infektionserkrankungen zu reduzieren.“
Zu sehen waren extreme Unterschiede beim Krankenstand zwischen den einzelnen Berufen. Der Block der stark von Corona betroffenen Berufe sei sehr eindeutig abgrenzbar, so der Wissenschaftler. Die Anteile der Beschäftigten mit COVID-19-AU waren in Berufsgruppen mit engem Kontakt zu Mitmenschen um mehr als den Faktor 6 größer als bei anderen Berufen. Betroffen waren u.a. Alten-, Haus- und Familien- sowie Fachkrankenpflege.
Im zweiten Halbjahr 2020 traf die Pandemie die Berufe in der Kinderbetreuung und Erziehung am stärksten. Weniger tangiert waren akademische Berufe, „weil sie eben im Büro stattfinden mit relativ wenig direktem Kontakt zu Mitmenschen“, sagte Prof. Grobe. Frauen hätten zudem ein 37 % höheres Risiko gehabt, an COVID-19 zu erkranken, als Männer.
Schlecht fürs Gemüt: fehlende Kontakte, Angst vor Infektion
Eine Forsa-Umfrage und eine Langzeitstudie des psychologischen Instituts der Technischen Universität (TU) Chemnitz in Kooperation mit der TK machen zudem deutlich, dass die Pandemie die Menschen emotional sehr stark belastet. „Die Batterien sind leer“, kommentiert Studienleiter Professor Dr. Bertolt Meyer die Ergebnisse. Gegenüber Forsa hätten 44 % der Frauen berichtet, sich stark oder sehr stark durch die Pandemie belastet zu fühlen. Bei den Männern seien es 40 %. Als Gründe wurden das Fehlen persönlicher Treffen mit Freunden, Bekannten und Familie (89 %) angegeben sowie die Angst, dass sich nahestehende Personen mit dem Coronavirus infizieren (60 %). Bei Haushalten mit Kindern waren Kita- bzw. Schulschließungen eine große Belastung (59 %).
Viele Menschen hätten berichtet, dass im Kontext der Coronapandemie der Stress im Arbeitsalltag, vor allem durch die Doppelbelastung im Homeoffice, zugenommen habe, so Prof. Meyer. Die emotionale Erschöpfung sei als Reaktion auf Stress die Kernfacette von Burn-out. Es gebe viele Menschen, die sich schnell von emotionalem Stress erholen könnten. Anderen gelinge das nicht. Man brauche deshalb ein Frühwarnsystem für Burn-out. Über 80 % der Menschen würden sich nämlich allen Nachteilen zum Trotz auch nach der Pandemie Arbeit im Homeoffice wünschen.
Quelle: Pressekonferenz der Techniker Krankenkasse