Coronavirus: Deutsche Labore derzeit nicht überfordert
Insgesamt können die Labore die Belastung durch das Coronavirus SARS-CoV-2 derzeit offenbar gut stemmen. Um ermitteln zu können, wie stark sie durch die Corona-Pandemie ausgelastet sind, führt der Berufsverband „Akkreditierte Labore in der Medizin“ (ALM) seit März eine standardisierte Datenanalyse durch. Die 97 Labore, die sich daran beteiligen, haben seitdem rund 800.000 Tests auf SARS-CoV-2 erbracht.
„Deutschlands Labore sind extrem leistungsfähig und im internationalen Vergleich auch weit vorn“, sagt CEO Evangelos Kotsopoulos. Die Laborkapazitäten Deutschlands liegen laut ALM international auf dem zweiten Platz hinter den USA (rund 920.000 Tests) und weit vor Italien (rund 437.000 Tests).
Die Kapazitäten für einen Test sind nach Aussage des ALM flächendeckend vorhanden. Zudem steigen sie von Woche zu Woche stetig an. So wurden in der 13. Kalenderwoche (23.03.-29.03.) rund 314.000 durchgeführt – ein Anstieg von 18 % gegenüber der Vorwoche. Diese Kapazitäten sollten jedoch nicht unnötig durch nichtindizierte Tests blockiert werden, mahnt der Verband. In dieser Hinsicht sei die Disziplin der Ärzte gefragt, die den Abstrich machen. Die Indikation solle strikt entlang der Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) erfolgen.
Die Datenanalyse stellt laut ALM einen großen Teil der SARS-CoV-2-Labordiagnostik in Deutschland dar. Die Ergebnisse fließen in die Berechnungen des RKI ein, das daraus entstehende Gesamtbild ist repräsentativ.
Der Verband schließt nicht aus, dass es im weiteren Verlauf der Corona-Pandemie zu gelegentlichen Engpässen in der Belieferung der Labore kommen könnte. Weltweit gebe es nur fünf oder sechs größere Lieferanten für die benötigten Materialien. Obwohl diese ihre Produktion erhöhen würden, reiche es nicht überall aus. In den vergangenen Tagen habe man das bereits gespürt, heißt es auf der Homepage des Vereins.. Zudem sei die Zahl der Tests auch durch das Personal limitiert. „Unsere Fachkräfte im Labor arbeiten momentan schon im Dreischichtbetrieb – und sie haben mit den gleichen Herausforderungen zu kämpfen, wie wir alle – geschlossenen Schulen und Kitas“, betont Kotsopoulos.
Obwohl derzeit viele Laborkapazitäten durch Tests auf SARS-CoV-2 gebunden werden, sieht der ALM keine Einschränkung für „normale“ Tests, etwa das Blutbild. Der Nachweis der Corona-Infektion erfolge durch andere Abteilungen, anderes Personal und mithilfe anderer Geräte. „Das beißt sich nicht“, erklärt Kotsopoulos. Zudem würden momentan ohnehin weniger Tests angefordert, da viele Praxen nur zwingend notwendige Behandlungen vornehmen. Für die Laboratorien sei dies einerseits problematisch, sie würden teilweise Einbrüche von 40 bis 50 % verzeichnen. Andererseits schaffe es auch Kapazitäten für Testungen auf SARS-CoV-2.
PCR-Schnelltests sind momentan keine echte Alternative, meint Prof Dr. Jan Kramer, Vorstandsmitglied des Verbands. Je nach Hersteller würden die Geräte 20 000 bis 30 000 Euro kosten, ihr Testvolumen sei dagegen mit 10 bis 100 Tests pro Tag relativ gering. Ihr Einsatz mache daher eher in akuten Einzelfällen Sinn, nicht für die breite Masse. Zudem würden teilweise Zulassungen fehlen. „Wir wollen diese Tests nicht unbedingt im breiten Einsatz sehen“, stellt der Labormediziner deshalb klar.
Auch Antikörper-Schnelltests seien derzeit „auf keinen Fall sicher“ und könnten derzeit keine Immunität voraussagen, betont Kramer. Der Verband wolle sie gemeinsam mit Herstellern und wissenschaftlichen Einrichtungen weiterentwickeln. In acht bis 12 Wochen könnten zuverlässigere Tests verfügbar sein. Mit Antigentests rechnet der Experte in frühestens drei bis vier Monaten
Quelle: Pressekonferenz des ALM e.V.