Praxiskolumne Tierisches zum Jahresausklang
Wenn ich auf das Jahr 2021 zurückblicke, dann stand und steht es eindeutig unter der Fuchtel eines lausigen Virus. Eines lausigen, mutierenden Virus. Schön für alle, die ihr griechisch auffrischen möchten. Inzwischen sind wir also bei Omikron. Und während allwissende Medien mitten in der vierten Welle schon die fünfte voraussagen und Drosten, Lauterbach und Co. das Land in Angst und Schrecken versetzen, machen Eltern und Großeltern sich Gedanken, wie sie ihre (Enkel-)Kinder an Weihnachten wohl aufheitern können.
Das Beschenken wird dieses Jahr zur Herkulesaufgabe. Denn es gilt zu bedenken, dass etwaige Präsente den Kleinen den nächsten Lockdown oder eine künstlich verlängerte Ferienzeit irgendwie versüßen sollten. So etwas Triviales wie ein Ball oder ein Kinderfahrrad kommt da wohl nicht infrage. Gott sei Dank ist es heute wegen Lieferengpässen nicht mehr so leicht, die neuste Spielekonsole zu erstehen ... Vielleicht half hier ja auch mal der Rat des Hausarztes, der ausdrücklich davon abriet, um den Kleinen weitere Gewichtszunahme und süchtiges Verhalten zu ersparen.
Das ideale Geschenk in solchen Zeiten ist dann für viele wohl: ein Haustier. Es leistet den Kleinen Gesellschaft, egal wie inhäusig sie gerade mal wieder sein müssen. Außerdem erwacht bei Kindern sowieso ab dem ersten Lebensjahr der Wunsch nach tierischem Beistand. Anfangs reicht da meist noch ein Plüschtier, was den Vorteil hat, auch dann am Leben zu bleiben, wenn man sich draufsetzt. Aber spätestens, wenn unsere Kleinen in die Kindertagesstätte eingegärtnert werden, erschallt unüberhörbar ihr Ruf: „Ich möchte ein Meerschwein! Paul-Egon hat eins und Laura-Sophie auch. Und die sind doch sooo niedlich!“
Bei den meisten Kindern sind Meerschweine und Hamster die „Einstiegstiere“. Später folgen dann Mäuse, Ratten, Vögel, Katzen und Hunde, bis hin zu Pferden und kleineren Reptilien. Je nach aktuellem Disneyfilm können sich auch Clownfische, Ameisen und Pinguine daruntermischen.
Eine große Rolle spielen oft auch clevere lokale Tierhändler, die wohl eindeutig zu den Pandemiegewinnern gehören. Schon früher munkelte man, dass sie Kindertagesstätten durch kleine Spenden unterstützen. Als Ausgleich erfolgten dann Gruppenausflüge in die Tierhandlung, wo sich die lieben Kleinen genau in das Tier vergucken konnten, mit dem sie Tage später penetrant ihre Großeltern nervten.
Aber auch diese wurden geködert, durch Kaffeefahrten und gratis Futterproben für die Viecher, die der Händler am dringendsten loshaben wollte.
Nun, inzwischen haben sie all das nicht mehr nötig. Denn da pandemiebedingt auch nicht mehr so viel gereist wird, ist die Anschaffung eines Haustieres umso mehr eine Option. Und irgendwie schafft es die Natur, dass diese Tierchen auch kein COVID kriegen. Egal, ob die ganze menschliche Sippe so positiv ist wie das Pluszeichen auf dem Taschenrechner.
Das pelzige Überbleibsel aus der Tiersammlung unserer Kinder heißt Barnaby, ein „Königskater“ vor dem Herrn. Ihm geht diese ganze menschliche Coronapanik meilenweit am Allerwertesten vorbei. Genüsslich faul liegt er in der Küche, und allein das Blinzeln seines rechten Auges reicht aus, dass wir ihn üppig mit Futter versorgen. Vielleicht sollten wir etwas von dieser alten Katze lernen und es im nächsten Jahr alles etwas gelassener angehen – wenn wir dann bei Omega angekommen sind.