Ältere Diabetes-Patienten jährlich zum Demenz-Check

Dr. Anja Braunwarth

Neue US-Empfehlungen zur Betreuung Stoffwechselkranker Senioren. Neue US-Empfehlungen zur Betreuung Stoffwechselkranker Senioren. © fotolia/Andrey Popov/MT

Im Alter droht Diabetikern eine ganze Reihe von Komorbiditäten bzw. Komplikationen. Amerikanische Kollegen geben einen Überblick, worauf es in dieser Patientengruppe ankommt.

Vorzeitige Todesfälle, funktionelle Einschränkungen, Komorbiditäten wie Hypertonie oder KHK und allgemeine geriatrische Begleiterscheinunge, z.B. Polypharmazie, kognitive Defizite oder Inkontinenz, gehören zum Schicksal älterer Diabetiker. Die American Diabetes Associa­tion (ADA) empfiehlt daher für Senioren ein individualisiertes und regelmäßiges Screening auf mögliche Komplikationen. Dabei sollte man besondere Aufmerksamkeit auf Dinge richten, die sich in kurzer Zeit entwickeln können und/oder den funktionellen Status verschlechtern. Dazu zählen unter anderem Probleme mit dem Visus oder den unteren Extremitäten.

Glykämische Kontrolle teilsetwas laxer handhaben

Die Experten betonen aber auch die große Bedeutung der Hirnleis­tungen. Diabetiker  haben nicht nur ein erhöhtes Risiko für eine Depression, sondern ebenso für Demenzen jeglicher Natur – auch wenn der BZ gut eingestellt ist. Schwere Hypoglyk­ämien erhöhen die Gefahr weiter. Nachlassende kognitive Fähigkeiten erschweren den Senioren den selbstständigen Umgang mit der Zuckerkrankheit. Ab dem 65. Lebensjahr raten die Autoren daher zum jährlichen Check des Denkvermögens.

Was die Behandlung angeht, gelten generell für ältere Patienten mit guter Gesundheit und noch signifikanter Lebenserwartung die gleichen Ziele wie für jüngere. Bei bereits bestehenden starken Einschränkungen kann man die glykämische Kontrolle etwas laxer handhaben, die Therapie einer gleichzeitigen Hypertonie dagegen lohnt fast immer. Für den Nutzen von Lipidsenkern und ASS liegt jedoch weniger Evidenz vor. Leben die Kranken in Altersheimen, hält die ADA angemessene Schulungen des Personals für unverzichtbar. BZ-Werte unter 70mg/dl machen einen sofortigen, solche zwischen 70 und 100 mg/dl oder > 250 mg/dl in 24 Std. bzw. > 300 mg/dl an zwei aufei­nanderfolgenden Tagen einen raschen Arztbesuch im Pflegeheim nötig. Visiten sollten routinemäßig wenigstens alle zwei Monate stattfinden. In der Palliativsituation mit Organversagen befürworten die Kollegen das Absetzen aller Medikamente gegen einen Typ 2-Diabetes. Über das Vorgehen beim Typ 1 herrscht bislang noch kein Konsens. Darüber hinaus muss man generell eine Dehydratation vermeiden oder ausgleichen und auf Zeichen der Hypoglykämie achten.

American Diabetes Association, Diabetes Care 2017; 40: S99-S104

Das richtige Medikament für ältere Diabetiker

Auch für Senioren stellt Metformin das Mittel der Wahl dar. Kontraindiziert ist es allerdings bei fortgeschrittener Herz- oder Niereninsuffizienz. DPP4-Hemmer bieten ein günstiges Profil, doch die hohen Kosten könnten in manchen Fällen ein Hindernis darstellen. Auch SGLT2-Hemmer bieten sich an, es fehlt aber für sie noch an Langzeitdaten. GLP-1-Rezeptoragonisten müssen injiziert werden, was bei kognitiven Einschränkungen Probleme bereiten kann. Und der mit ihnen verbundene Gewichtsverlust schadet manchen Älteren mehr als er nutzt. Insulin verlangt ebenfalls einige Fähigkeiten in der Selbstversorgung, vor allem bei multiplen täglichen Injektionen. Die einmal tägliche Gabe eines Basalinsulins könnte sinnvoll sein.

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