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Akuter Durchfall: Antibiose erst bei bakterieller Infektion mit systemischer Entzündung nötig?
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Eine akute Diarrhö liegt vor, wenn der Patient mehr als dreimal am Tag zur Toilette muss und der Stuhl eine breiige bis flüssige Konsistenz hat. Im Regelfall sind akute Durchfallerkrankungen selbstlimitierend, nach durchschnittlich vier Tagen hat man sie überstanden, erklären Dr. Carmen Monasterio von der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg und ihre Kollegen.
Verlust an Flüssigkeit und Elektrolyten ersetzen
Die Untersuchung von Stuhlproben auf Erreger ist nur bei Risikopatienten notwendig. Zu dieser Gruppe gehören Erkrankte mit besonders schweren Symptomen oder wesentlichen Begleiterkrankungen. Als weitere Indikation gelten Settings, in denen eine Infektionsgefahr für die Umwelt nicht ausgeschlossen werden kann, etwa Diarrhöen in Krankenhäusern und Pflegeheimen.
Therapeutisch sollte insbesondere darauf geachtet werden, verlorene Flüssigkeit und Elektrolyte ausreichend zu ersetzen. Handelt es sich um eine schwere Erkrankung, etwa mit Fieber oder blutigem Durchfall, raten die Experten auf jeden Fall davon ab, den Darm ruhigzustellen (z.B. mit Loperamid). Es besteht sonst die Gefahr eines toxischen Megakolons. Antibiotika sind – wenn überhaupt – nur bei bakteriellen Diarrhöen angesagt.
Virale Durchfallerkrankungen
Beim Stichwort Durchfallviren sind im Wesentlichen Noro- und Rotaviren gemeint. Noroviren befallen alle Altersgruppen und lösen starke Übelkeit mit Erbrechen und schweren Diarrhöen aus, meist bessern sich die Symptome nach zwei bis drei Tagen. Der Erreger ist hoch ansteckend und breitet sich innerhalb von eng zusammenlebenden Gruppen sehr schnell aus (Inkubationszeit 24–48 h). Das gilt in Heimen und Kliniken, aber auch auf Kreuzfahrtschiffen. Um der weiteren Ansteckung vorzubeugen, sind Hygienemaßnahmen das A und O. Der Virusnachweis erfolgt via RT-PCR, therapiert wird ausschließlich symptomatisch.
Vorsicht bei immungeschwächten Patienten: Bei ihnen kann die Infektion chronisch werden. Sie scheiden aber im Stuhl nur geringe Virusmengen aus, sodass die Ansteckungsgefahr geringer ist. Eine Behandlung mit Ribavirin könnte helfen.
Rotavirusinfektionen betreffen vor allem Kinder und sind ebenfalls höchst kontagiös. Auch ihre Therapie erfolgt symptomatisch – weswegen der Sinn einer gezielten Diagnostik von den Autoren infrage gestellt wird. Meist ist das Ganze nach etwa zwei bis sechs Tagen ausgestanden. Die Infektion lässt sich durch eine Impfung vermeiden.
Bakterielle Diarrhöen
Bakterielle Enteritiden werden meist durch kontaminierte Lebensmittel verursacht. Die Inkubationszeit beträgt wenige Stunden bis Tage. Eine Antibiose (siehe Tabelle) wird empfohlen, wenn zum Zeitpunkt des Nachweises die Beschwerden anhalten (Campylobacter) sowie generell, wenn bei nachgewiesener Infektion mit E. coli, Campylobacter, Salmonellen oder Yersinien Entzündungszeichen oder extraintestinale Manifestationen auftreten.
Antibiotikatherapie bei bakteriell bedingten Diarrhöen | |||
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Erreger | Indikation | Medikament | Dosis |
Campylobacter | langer Verlauf, Begleiterkrankungen, systemische Entzündung | Azithromycin | einmalig 1 g |
Ciprofloxacin (2. Wahl) | 2x 500 mg/d über 3 Tage | ||
Salmonellen | systemische Entzündung, Immunsuppression, Dialysepatienten, relative Indikation bei Implantaten oder Gefäßerkrankungen | Ciprofloxacin | 2 x 500 mg/d für 5–7 Tage Anmerkung: bei anhaltender Ausscheidung (> 3 Monate) evtl. für vier Wochen |
Ceftriaxon | 2 g/d für 5–7 Tage | ||
Shigellen | nachgewiesene Infektion | Azithromycin | 500 mg/d 3–5 Tage |
Ciprofloxacin | 1 g/d für 3–5 Tage | ||
C. difficile | unkomplizierter Verlauf, ggf. schon vor Labornachweis | Metronidazol | 3x 400 mg/d p.o. bzw. 3 x 500 mg/d i.v., mindestens 48 h über Symptomende hinaus |
schwerer Verlauf/Rezidiv, ggf. schon vor Labornachweis | Vancomycin oral | 4x 125–250 mg/d, mindestens 48 h über Symptomende hinaus
Pulstherapie (bei Sporen) 2 Wochen 4 x 125 mg/d, 1 Woche 2 x 125 mg/d, 1 Woche 125 mg/d, 2 Wochen 125 mg alle 2–3 Tage alternativ: Fidaxomicin oral |
PPI- und Antibiotikatherapie als Risikofaktoren
Besonders gefährdet sind Patienten mit Immunschwäche und solche, die einen Protonenpumpeninhibitor erhalten. Früher traten C.-difficile-Infektionen zumeist nosokomial auf. Immer häufiger finden sie sich aber auch im ambulanten Bereich – mit begünstigt durch die zunehmende Antibiotikaeinnahme.Meldepflicht beachten
Quelle: Monasterio C, Hartl C, Hasselblatt P. „Akute und chronische Durchfallerkrankungen: Differenzialdiagnose und Therapie“, Dtsch Med Wochenschr 2020; 145: 1325-1336; DOI: 10.1055/a-0944-8523; © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York
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