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Alkohol schädigt das Nervengewebe auf verschiedenen Wegen
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Bei jedem Alkoholiker mit kognitiven Störungen muss an erster Stelle an einen Vitamin-B1-Mangel gedacht und eine Wernicke-Enzephalopathie mit Entwicklung eines Korsakow-Syndroms ausgeschlossen werden, betonte Dr. Dirk K. Wolter von der Abteilung für Gerontopsychiatrie an der LVR-Klinik Bonn. Zahlreiche Faktoren tragen bei Trunksüchtigen zum Thiaminmangel bei. Dazu gehören eine einseitige Ernährung und alkholbedingte Resorptionsstörungen, eine verminderte Speicherung des Vitamins in der Leber und die reduzierte Umwandlung in die aktive Form im Gehirn. Schon bei klinischem Verdacht sollte sofort eine Substitution von Thiamin eingeleitet werden.
Darüber hinaus kann der Alkohol auch direkt neurotoxisch im Gehirn wirken. Hierbei kommen verschiedene immunologische Mechanismen zum Tragen, aber auch eine toxische Wirkung des Abbauprodukts Acetaldehyd, das auch im Gehirn entsteht, und eine Hyperhomocysteinämie, die zerebrovaskuläre Störungen verstärken kann.
Bei sehr hohen Blutalkoholkonzentrationen und am Anfang des Entzugs wird zudem die Neurogenese im Hippocampus als wichtiger Reparaturmechanismus gehemmt. Trink-Exzesse und häufige Entgiftungen können sich daher besonders negativ auf das Gehirn auswirken. Folgeerscheinungen wie Vorhofflimmern, Schlaganfälle oder Stürze tragen ebenfalls zur Entwicklung von vaskulären und degenerativen Demenzen bei, genauso wie ein ungesunder Lebensstil mit Mangelernährung und Rauchen. Möglich ist auch, dass die spezifische Alzheimer-Pathologie durch den hohen Alkoholkonsum gefördert wird. Da sich das alles oft nicht genau differenzieren lässt, wird heute auch der Sammelbegriff „alcohol-related brain damage“ benutzt, berichtete Dr. Wolter.
Wer viel verträgt, wird eher abhängig
Wichtiger Einflussfaktor ist dabei auch die genetisch determinierte Kapazität zum Alkoholabbau. Personen mit einer niedrigen Kapazität vertragen Alkohol nicht nur schlechter, sie haben auch ein besonders hohes Risiko für negative Effekte auf die Kognition. Andersherum sind Personen, die Ethanol rasch abbauen und daher „viel vertragen“, weniger durch einen alkoholbedingten kognitiven Abbau gefährdet, haben allerdings ein höheres Abhängigkeitspotenzial.
Eine immer wieder angeführte positive Wirkung von Trinkalkohol auf das Gehirn werde in jedem Fall durch die zahlreichen negativen Effekte zunichte gemacht, betonte der Psychiater. Unterm Strich sei Alkohol immer schlecht für die Hirnzellen und einen risikolosen Alkoholkonsum gebe es nicht.
Quelle: DGPPN* Kongress 2018
* Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde
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