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Alkoholbedingtem Hypoglykämierisiko gegensteuern

Akut begeben sich insulinabhängige Diabetiker mit einem Gläschen Wein zu viel freiwillig in ein erhöhtes Risiko für Hypoglykämien. Diese können besonders lange anhalten und der Glukosespiegel kann sehr tief abfallen, weil hepatische Glukose nicht wie sonst bei einer Hypoglykämie freigesetzt werden kann (s. Kasten), um den Glukosespiegel wieder anzuheben.
Na dann, Prost!
Kompletter Verzicht ist nicht notwendig
Die Diabetesberaterinnen Sophia Cotney und Patricia Kirschke vom Diabeteszentrum Bad Mergentheim betonen, dass der richtige Umgang mit Alkohol und die besonderen Risiken für Diabetiker zu den festen Bestandteilen der Patientenschulung gehören. Natürlich bedeutet das nicht, einem Diabetiker sein gelegentliches Gläschen Wein grundsätzlich zu verwehren. Doch er sollte dazu immer gezielt Nahrung aufnehmen, die lang wirkende Kohlenhydrate enthält. Als Faustregel gilt: Ein Glas Bier oder Wein zu einer Hauptmahlzeit ist in Ordnung. Anpassungen sind jedoch notwendig, sobald ein zweites hinzukommt. Gemäß DGE* wird empfohlen, dass Frauen mit oder ohne Diabetes nicht mehr als 10 g Alkohol, Männer nicht mehr als 20 g Alkohol pro Tag konsumieren. Kann der insulinpflichtige Patient bereits im Vorfeld abschätzen, dass er diese Grenzen in einer bestimmten Situation überschreiten wird, hilft es, wenn er seine Glukosezielwerte schon während des Konsums anhebt (z.B. je nach Erfahrung 160–250 mg/dl) und die abendliche Insulindosis vermindert, um in der Nacht besser vor Hypoglykämien geschützt zu sein. Die Insulindosis komplett auszulassen, kommt aber auf keinen Fall infrage, sonst kann er in eine gefährliche Hyperglykämie inkl. Ketoazidose geraten, warnen die Expertinnen. Generell gilt: Tritt nach Alkoholkonsum eine Hypoglykämie auf, sind deren Symptome manchmal schwer von denen eines Alkoholrauschs abzugrenzen. Daher sollten Patienten in diesen Situationen lieber einmal mehr messen als einmal zu wenig! Diabetiker unter intensivierter Insulintherapie können den Blutzucker am besten über Snacks bzw. Anpassungen beim kurz wirksamen Insulin regulieren. Alkoholische Getränke sollten jedenfalls nicht als Kohlenhydrat- oder Broteinheiten angerechnet und auch nicht mit Mahlzeiteninsulin abgedeckt werden. Kurz wirksames Insulin nachzudosieren, empfehlen die beiden Autorinnen nur, wenn der Glukosewert auch nach Zuwarten nicht abfällt. Den Patienten wird außerdem geraten, den Blutzucker während und nach dem Konsum häufiger (stündlich) zu messen, eventuell auch zusätzlich in der Nacht. Man muss damit rechnen, dass die Leber pro Stunde 0,1 ‰ Alkohol abbaut. Damit kann sie je nach Trinkmenge die ganze Nacht und darüber hinaus beschäftigt sein.Heimische Notfallsets sind bei Betrunkenen nutzlos
* Deutsche Gesellschaft für Ernährung
Quelle: Cotney S, Kirschke P. Ernährungs Umschau 2020; 67: S61-S68
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