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Autonome Neuropathie wirft manche Patienten um und verschlechtert die Prognose

Eine Hypertonie führt bei Diabetikern häufig zu einer kardialen autonomen Neuropathie. In randomisierten Studien ist etwa jeder Fünfte davon betroffen, im Zuge von Alterung und zunehmender Krankheitsdauer klettert die Rate später auf bis zu 65 %.
Im subklinischen Stadium macht sich die Neuropathie mit einer erhöhten Herzfrequenzvariabilität bemerkbar. Orthostatische Hypotonie (OH) und sympathische Denervierung sind bereits Zeichen der schweren Erkrankung. Kennzeichnend dafür ist ein Abfall des systolischen Blutdrucks um > 20 mmHg oder des diastolischen Werts um > 10 mmHg beim Wechsel von der Rückenlage zum Stand. Die Folgen reichen von Schwindel und Benommenheit bis zum Vollbild der Synkope, erklären Prof. Dr. Eugene Shorikov und Prof. Dr. Dina Shorikova von der Universitätsklinik im ukrainischen Chernivtsi.
Als wichtiges Merkmal der orthostatischen Hypotonie nennen die Autoren eine länger als eine Minute anhaltende Vertigo nach Lagewechsel. Bei einem kürzer als 30 Sekunden bestehenden Schwindelgefühl mit rascher Druckerholung ist eine OH sehr unwahrscheinlich.
Gut gemeinte Medikamente können Symptome verstärken
Zu den Risikofaktoren für eine OH zählen bei Diabetikern neben erhöhtem Alter und BMI eine schlechte Stoffwechselkontrolle. Hypoglykämien können die Progression der autonomen Dysfunktion fördern. Häufig zur Therapie eingesetzte Medikamente wie Diuretika, Vasodilatanzien und Insulin verstärken eventuell die Symptome.
Außerdem hat die orthostatische Hypotonie bei Diabetikern mit erhöhtem Blutdruck einen ungünstigen Einfluss auf die Prognose. Studien belegen einen Anstieg der Gesamtmortalität insbesondere in der Altersgruppe unter 65 Jahren sowie ein vermehrtes Auftreten von KHK, Herzinsuffizienz und Schlaganfällen.
Die Therapie der schweren kardialen Neuropathie erfolgt in erster Linie symptomatisch. Zu den Maßnahmen gehören Bewegung (z.B. in die Hocke gehen), langsamer Lagewechsel, erhöhte Flüssigkeitszufuhr und der Verzicht auf schwere kohlenhydratreiche Mahlzeiten. Bei Bedarf kommt auch eine Pharmakotherapie zum Beispiel mit Midodrin und Fludrocortison in Betracht. Besser noch ist die Prophylaxe: Eine frühzeitige Diagnose und Therapie des Diabetes kann die Progression der Neuropathie aufhalten.
Das Blutdrucktagesprofil weist bei Patienten mit Typ-2-Diabetes im Vergleich zu Stoffwechselgesunden einige Besonderheiten auf. Als typisch gilt die Umkehr des zirkadianen Rhythmus. Viele Patienten zeigen nachts keinen adäquaten Abfall der systolischen und diastolischen Werte und dieser Effekt ist mit einer Schädigung des autonomen Nervensystems assoziiert. Außerdem fällt eine verstärkte Variabilität des Blutdrucks tagsüber und während der Nacht auf. Sie korreliert mit schweren Organschäden und gilt als Risikofaktor für eine ungünstige Prognose.
Umso wichtiger ist bei Diabetikern mit Hypertonie die ambulante 24-Stunden-Messung. Im Gegensatz zur einfachen Messung in der Praxis erlaubt sie eine Phänotypisierung des individuellen Blutdruckmusters und ermöglicht so eine bessere Einschätzung des kardiovaskulären Risikos. Wichtig auch: eine RR-Kontrolle im Liegen und in aufrechter Position, um eine orthostatische Hypotonie nicht zu übersehen.
Quelle: Shorikov EI, Shorikova DV. e-Journal of Cardiology Practice 2022: 14
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