Bei akutem und subakutem Husten genügen in der Regel pflanzliche Präparate

Maria Fett

Klingt der Husten nicht von selbst nach ein paar Tagen ab, müssen härtere Mittel her. Klingt der Husten nicht von selbst nach ein paar Tagen ab, müssen härtere Mittel her. © iStock/AaronAmat

Abwarten und Tee trinken: nicht die schlechteste Devise, wenn ein Patient mit Husten in Ihre Praxis kommt. Erst wenn das Symptom gar nicht verschwinden will, ist Ihr Spürsinn gefragt.

Es hat sich bewährt, den Husten anhand seiner Dauer einzuteilen, eröffnete Professor Dr. Heinrich­ Worth seinen Vortrag. Davon hängt dann meist auch die weitere Diagnostik und Therapie ab, erklärte der Pneumologe von der Pneumologischen & Kardiologischen Praxisgemeinschaft in Fürth. Die Klassifizierung, wie sie in der kürzlich veröffentlichten S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zu finden ist, entspricht weitgehend den internationalen Empfehlungen.

Dauert der Husten bis max. zwei Wochen, wird die Symptomatik als akut bezeichnet (s. Tabelle). In den DGP-Empfehlungen findet sich ein Algorithmus, der den diagnostischen und therapeutischen Weg weist. „In der Regel können Sie bis zu acht Wochen abwarten, bevor Sie etwas unternehmen. „Außer, Ihr Patient spuckt Blut oder zeigt akute Atemnot“, betonte der Referent. Zu weiteren „Red flags“ zählen z.B. der Verdacht auf Tuberkulose/Pneumonie, hohes Fieber oder eine Zyanose. Ist das der Fall, sollte man umgehend Röntgenthorax und ggf. ein Kontrastmittel-CT anordnen. Darüber hinaus riet er dann zu EKG, Herzecho, Blutgasanalyse, Lungenfunktion und Oxymetrie.

20 Auslöser von Husten
akut (< 2 Wochen)
subakut (2–8 Wochen)
chronisch (> 8 Wochen)
Erkrankungen der Atemwege
Erkrankungen der Atemwege
Erkrankungen der Atemwege/Lunge
  • obere Atemwege (virale Erkältungsinfekte, allergische Rhinokonjunktivitis)
  • Asthma
  • Aspiration (oft bei Kindern von 1–3 Jahren)
  • inhalative Intoxikation
  • postvirale Rhinosinusitis
  • postinfektiöser Husten mit temporärer bronchialer Hyperreagibilität
  • Pertussis, Adenoviren- oder Mykoplasmeninfekt
  • obere Atemwege
  • COPD, chronisch nicht-obstruktive Bronchitis
  • Asthma, nicht-asthmatische eosinophile Bronchitis
  • Infektionen, z.B. Tuberkulose
  • Tumoren
Erkrankungen der Lunge/Pleura
Erkrankungen der Lunge/Pleura
extrapulmonale Ursachen
  • Lungenembolie
  • Pneumothorax
  • Pneumonie
  • Pleuritis
  • gastroösophageale Refluxkrankheit
  • medikamentös ausgelöst (z.B. ACE-Hemmer)
  • kardiale Erkrankungen (mit Lungenstauung, Endokarditis)
extrapulmonale Ursachen

chronischer idiopathischer Husten
  • kardiale Erkrankungen mit akuter Lungenstauung

Nach Kardos P et al. Pneumologie 2019; 73: 143-180

Dem akuten Husten liegt oft eine virale Infektion der oberen und unteren Atemwege zugrunde, die spontan wieder abklingt und selten ein weiteres Vorgehen erfordert. Ausdrücklich mahnte er seine Zuhörer vor dem unnötigen Einsatz von Antibiotika. Bei akuter unkomplizierter Bronchitis ohne COPD sind sie überflüssig.

Falls eine symptomatische Therapie notwendig wird, sollte man ruhig einen Versuch mit pflanzlichen Präparaten wie Pelargonium oder Cineol starten, die in Studien hinsichtlich Dyspnoe, Sekretmenge und Hustenfrequenz überzeugen konnten. Als allgemeines Regime nannte der Experte: Wann immer möglich, die Ursachen des Hustens behandeln. Ansonsten das Symptom.

Pertussis als Ursache immer häufiger

Das Vorgehen beim subakuten Husten (Dauer 2–8 Wochen) gleicht im Wesentlichen dem eben genannten. Persistieren die Beschwerden nach einem akuten Infekt länger als zwei Wochen, ist die Genese laut Prof. Worth meist postinfektiös. Liegt eine bronchiale Hyperreagibilität vor, finden sich erhöhte FeNO-­Werte. Bei stark ausgeprägtem Hus­tenreflex riet der Pneumologe zu inhalativen Kortikosteroiden, niedrig bis mittelhoch dosiert.

Zunehmend häufiger findet sich die Pertussis als Ursache des subakuten Hustens. Die Beschwerden nehmen dann einen akut fieberhaften Verlauf, bei ungeimpften Kindern fällt ein langer Stakkatohusten auf, sagte Prof. Worth. Erwachsene dagegen müssen häufig erbrechen. Als Therapie der Wahl gelten Makrolide, wobei deren Wirkung nur knapp zehn Tage anhält und danach keinen Einfluss mehr auf die Symptome hat.

Chronischer Husten verlangt Hausärzten etwas mehr ab, erklärte Professor Dr. Adrian­ Gillissen von der Abteilung für Innere Medizin der Ermstalklinik Bad Urach. Denn oftmals besitzen sie gar nicht die notwendigen Untersuchungstechniken für eine ausführliche Dia­gnostik. Dieser Dauerhusten plagt Patienten oft auch dann noch, wenn die Grunderkrankung behandelt wurde.

Die Anamnese sei das „Aller­allerwichtigste“, betonte der Pneumologe. Allein auf die Angaben der Patienten sollte man sich jedoch nicht verlassen, deshalb riet er: Schauen Sie sich den Auswurf an! Sputum von mind. 30 ml etwa deutet auf eine Bronchitis hin. Doch ob produktiv oder nicht: Rückschlüsse auf die Hustenursache lassen sich seiner Aussage nach nicht ziehen. Auch nicht auf Basis von Farbe und Beschaffenheit des Sputums (mukös, serös-schaumig, blutig usw.).

Physio- und Atemtherapie gegen chronischen Husten

Die weitere Diagnostik erfordert EKG, Herzecho, Medikamentenanamnese, Röntgenthorax, Bronchoskopie sowie die Lungenfunk­tionsprüfung.

Lässt sich der Auslöser identifizieren, sollte man ihn mit den üblichen Maßnahmen behandeln, stimmte Prof. Gillissen mit seinem Vorredner überein. Persistiert der Husten oder bleibt die Ursache ungeklärt, hilft nur eine symptom­orientierte Therapie. Neben Antitussiva und Phytopharmaka (krampflösend, reizmindernd) bilden Amitriptylin, Thalidomid, Pregabalin und Gabapentin mögliche Optionen. Wobei Letzteres nicht für diese Indikation zugelassen ist und Pregabalin in bisherigen Studien kaum überzeugen konnte. Er selbst sei ein „großer Fan“ von Physio- und Atemtherapie. Seitdem man um deren Effekte wisse, schicke er seine Patienten lieber dorthin.

Quelle: 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin

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Klingt der Husten nicht von selbst nach ein paar Tagen ab, müssen härtere Mittel her. Klingt der Husten nicht von selbst nach ein paar Tagen ab, müssen härtere Mittel her. © iStock/AaronAmat