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Bronchitis mit Placebo behandeln?

Seit drei Wochen schon sei er erkältet und habe Husten, klagt der Patient. Und es werde einfach nicht besser. Was er nun brauche, seien Antibiotika! Kommt Ihnen diese Szene bekannt vor? Von den jährlich etwa 4,2 Millionen Erwachsenen, die eine akute Bronchitis im Rahmen einer Erkältung durchmachen, konsultiert ein Großteil den Hausarzt. Dass die Symptome im Schnitt zwei bis drei Wochen anhalten, erwarten viele Patienten nicht, schreiben Dr. Björn Kleibrink und Professor Dr. Christian Taube, Klinik für Pneumologie der Universitätsmedizin Essen – Ruhrlandklinik.
Weitere Diagnostik erst bei über achtwöchigem Husten
Dem Wunsch nach einer antibiotischen Therapie sollten Sie in der Regel jedoch nicht nachgeben. Meist gehen die Beschwerden auf Infektionen durch Rhinoviren zurück. Daneben kommen unter anderem Coronaviren und Adenoviren als Erreger infrage. In Fällen einer milden akuten Bronchitis reichen eine genaue Anamnese und körperliche Untersuchung völlig, so die Autoren. Auch dem von Patienten oft als unangenehm erlebten Husten muss man zunächst nicht nachgehen, sofern keine schweren Vorerkrankungen vorliegen. Klären Sie Ihre Patienten auf, dass er manchmal bis zu acht Wochen braucht, bis er abklingt. Erst wenn Husten länger als acht Wochen anhält, ist eine weitere Diagnostik sinnvoll.
Mit Herzschwäche oder COPD steigt das Komplikationsrisiko
Eine Ausnahme bilden ältere, multimorbide und immunsupprimierte Patienten. Erkrankungen wie COPD und Asthma, Pneumonien oder Herzinsuffizienz erhöhen die Komplikationsraten und sollten unbedingt weiterführend mit Bildgebung, Lungenfunktionsdiagnostik und eventuell mit einer Bronchoskopie abgeklärt werden.
Auch bei schweren Symptomen, allen voran Hämoptysen, Thoraxschmerzen, Atemnot oder hohem Fieber, kommt man um weitere Untersuchungen nicht herum. Dann empfiehlt sich zunächst eine Röntgenaufnahme des Thorax in zwei Ebenen, um pneumonische Infiltrate, einen Pneumothorax oder Fremdkörperaspirationen zu klären. Um jene seltenen bakteriellen Infektionen zu detektieren, die dann doch eine Antibiose rechtfertigen, scheint eine Labordiagnostik sinnvoll. Die gibt in vielen Fällen jedoch nicht sonderlich viel her. In Studien kam man wiederholt zu dem Schluss, dass zum Beispiel die Konzentration des C-reaktiven Proteins kaum als valider Biomarker herhalten kann.
Auch die Bestimmung von Procalcitonin enttäuschte in prospektiven Untersuchungen bislang. Bei der Therapie raten die Autoren zu Allgemeinmaßnahmen: Rauchstopp, abschwellende Nasentropfen, vorm Zubettgehen Hustensaft einnehmen und ausreichend trinken. Sekretolytika und Vitamine mögen den Patienten beruhigen, eindeutige Nachweise einer positiven Wirkung stehen aber noch aus. Stattdessen darf man den Placeboeffekt nicht vernachlässigen. Besonders Husten spricht wunderbar auf Placebos an.
Quelle: Kleibrink B, Taube C. Dtsch Med Wochenschr 2019; 144: 185-188
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