
Bei der akuten Pankreatitis stehen minimal-invasive Verfahren an erster Stelle

Als Hauptrisikofaktoren für eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse gelten Gallensteine, große Mengen Alkohol über einen längeren Zeitraum (mindestens vier Getränke täglich über mindestens fünf Jahre), Hypertriglyzeridämie und Rauchen. Auch Diabetes erhöht die Wahrscheinlichkeit, und zwar um das Zwei- bis Dreifache. Medikamente verursachen etwa 5 % aller Fälle, erklären der Chirurg Dr. Oscar Joe Hines von der David Geffen School of Medicine der University of California und der Gastroenterologe Dr. Stephen J. Pandol vom Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles.
Pankreatitis aus der Pillenschachtel
- Azathioprin
- Mercaptopurin
- Didanosin
- Valproat
- ACE-Hemmer
- Mesalazin
- typische abdominelle Schmerzen
- um mindestens das Dreifache der oberen Norm erhöhte Serumlipase oder Serumamylase
- charakteristischer Befund in der Bildgebung (primär CT)
Antibiotika sind nicht immer nötig
In der Regel unterscheidet man zwischen einer leichten, mittelschweren und schweren Erkrankung. Bei einer leichten akuten Pankreatitis liegen weder Organfunktionsstörungen noch lokale oder systemische Komplikationen vor. Die mittelschwere Form ist charakterisiert durch vorübergehende Funktionsstörungen (innerhalb von 48 Stunden) sowie lokale und/oder systemische Komplikationen. Persistieren die Funktionseinschränkungen über einen Zeitraum von mehr als 48 Stunden (Cave: Organversagen!), besteht eine schwere akute Pankreatitis. Allerdings gibt es auch Fälle, in denen initial alles auf eine leichte Erkrankung hindeutet, es dann aber doch zu einer fulminanten Entwicklung kommt, warnen die Autoren. Daher seien Systeme, die den Krankheitsverlauf kontinuierlich überwachen, wichtig. Als Beispiel nennen sie das Pancreatitis Activity Scoring System (PASS), das Parameter wie Schmerzen, systemische Inflammation und die Fähigkeit, feste Nahrung zu sich zu nehmen, im Erkrankungsverlauf umfasst. Eine akute Entzündung erfordert zuallererst, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Hierfür wird meist Ringer-Laktat-Lösung empfohlen. Die zielgerichtete i.v. Flüssigkeitstherapie sollte initial mit einer Volumenrate von 5–10 ml/kg/h erfolgen. Oligurie, verminderte Herzleistung und Hypotonie kommen bei schwerer akuter Pankreatitis häufig vor und bedürfen einer intensiven Überwachung. Von einer generellen Antibiotikaprophylaxe zur Infektionsprävention kann man absehen. Für die orale Dekontamination mit colistin-, amphotericin- und norfloxacinhaltiger Paste besteht nach Autorenmeinung jedoch eine gewisse Evidenz. Probiotika helfen hingegen nicht. Eine enterale Ernährung geht in Studien mit einer besseren Prognose einher und verringert die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen. Sie ist daher der parenteralen Ernährung vorzuziehen. Bei Patienten mit akuter biliärer Pankreatitis und Cholangitis sollte man innerhalb von 24 Stunden eine endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP) durchführen. Liegt keine Cholangitis vor, wird von einer sofortigen ERCP abgeraten.Kleine asymptomatische Pseudozysten können bleiben
Patienten mit leichter biliärer Pankreatitis, die innerhalb von zwei bis drei Tagen abklingt, muss die Gallenblase noch während desselben Krankenhausaufenthalts entfernt werden, schreiben die Autoren. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass die Entzündung in den nächsten Monaten erneut aufflammt, liegt für diese Gruppe zwischen 60 und 80 %. Besteht eine schwere biliäre Pankreatitis, empfiehlt es sich, mit der Cholezystektomie zu warten, bis die Entzündung sowie mögliche lokale Komplikationen komplett ausgeheilt sind. Symptomatische Pseudozysten können perkutan, chirurgisch oder endoskopisch drainiert werden. Heute gibt man der endoskopischen transmuralen oder transpapillären Drainage mit Stenting den Vorzug. Kleine asymptomatische Pseudozysten erfordern meist keinen Eingriff, es genügt, den Verlauf per CT oder MRT zu überwachen. In der Behandlung der Pankreatitis kam es zu einem regelrechten Paradigmenwechsel. Denn anstelle der offenen Nekrosektomie wird nun ein schrittweises Vorgehen (Step-up-Verfahren) propagiert: Der erste Schritt besteht aus einer perkutanen Drainage. Dann folgen, falls notwendig, minimal-invasive Verfahren wie das videoassistierte retroperitoneale Débridement. In Studien sank durch das Step-up-Verfahren im Vergleich zum bisherigen Vorgehen die Komplikationsrate deutlich. Im Falle von seltenen Hämorrhagien hat die interventionelle Angiographie Vorrang vor der Chirurgie. Erst wenn sie die Blutung nicht stillt, ist eine Not-OP mit Gefäßligatur indiziert. Bei einer komplexen schweren akuten Pankreatitis ist immer die vereinte Expertise verschiedener Fachbereiche gefragt, betonen Dr. Hines und Dr. Pandol abschließend. Das betrifft insbesondere die Intensivmedizin, Chirurgie, Gastroenterologie und interventionelle Radiologie.Quelle: Hines OJ, Pandol SJ. BMJ 2019; 367: l6227; DOI: 10.1136/bmj.l6227
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).