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Checkpoint-Inhibitoren besser nicht nach 16:30 Uhr geben
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Tageszeit auf ihre Wirkung belegt."
Einerseits hat die Einführung von Checkpoint-Inhibitoren in der Therapie des fortgeschrittenen malignen Melanoms für einen Durchbruch gesorgt. Doch auf der anderen Seite profitieren mehr als 40 % der Betroffenen nicht von dieser Behandlung.
Die Immuntherapie steigert die Aktivität von CD8+ T-Zellen. Präklinische und klinische Studien weisen darauf hin, dass diese Zellen einem intrinsischen zirkadianen Rhythmus unterliegen und tagsüber besser auf Impfungen ansprechen. US-amerikanische Forscher um Dr. David C. Qian, Emory University, Atlanta, untersuchten nun, ob der zirkadiane Rhythmus einen Einfluss auf die Wirksamkeit der Checkpoint-Inhibitoren haben könnte.
Sie werteten in ihrer monozentrischen, retrospektiven Längsschnittstudie MEMOIR die Daten von 299 Erwachsenen mit einem maligen Melanom im Stadium IV aus, die zwischen dem 1.1.2012 und 31.12.2020 mindestens vier Infusionen mit Ipilimumab, Nivolumab oder Pembrolizumab (allein oder in Kombination) erhalten hatten. Basierend auf mehreren Impfstudien mit Gesunden wählte die Arbeitsgruppe 16:30 Uhr als Cut-off-Wert für die Unterteilung in eine Behandlung am Tag beziehungsweise am Abend. Sie vermutete, dass die abendlichen Infusionen mit einer schlechteren Wirksamkeit einhergehen könnten.
Nach statistischer Bereinigung für mehrere Einflussgrößen wie Alter oder Allgemeinzustand hatten 73 Teilnehmende, die mindestens 20 % ihrer Infusionen nach 16:30 Uhr erhielten, ein signifikant kürzeres Gesamtüberleben als 73 Personen, bei denen dies nicht zutraf. Das mediane Gesamtüberleben lag in der Gruppe mit späteren Infusionen bei 4,8 Jahren, in der anderen Gruppe war es zum Zeitpunkt der Auswertung noch nicht erreicht (HR 2,04; p = 0,038). Der signifikante Unterschied blieb nach Adjustierung im Cox-Regressionsmodell bestehen (HR 2,16; p = 0,025), schreiben die Autoren weiter.
Die Arbeitsgruppe hält zwar prospektive Studien zur Bestätigung ihrer Daten für nötig, empfiehlt jedoch bereits basierend auf den vorgestellten Ergebnissen, die Immuntherapie-Infusionen bei Patienten mit fortgeschrittenem Melanom im Rahmen des multidisziplinären Managements bis spätestens am Nachmittag einzuplanen.
Deutliche Verbesserung ohne Zusatzkosten
In einem Kommentar schreibt Prof. Dr. Francis Lévi, Université Paris-Saclay, Villejuif, dass die nun vorgestellten Ergebnisse die klinische Praxis in der Immuntherapie verändern könnten. Und das, ohne zusätzliche Kosten zu verursachen. Auch er hält jedoch prospektive, randomisierte Studien zum optimalen Zeitpunkt der Checkpoint-Inhibitor-Infusionen für sinnvoll, der bspw. vom Geschlecht oder individuellen zirkadianen Biomarkern abhängig sein könnte. Auf diese Weise ließe sich die Krebstherapie in eine „echte Präzisionsonkologie“ weiterentwickeln.
Daten sind auch für andere Entitäten interessant
1. Qian DC et al. Lancet Oncol 2021; 22: 1777-1786; DOI: 10.1016/S1470-2045(21)00546-5
2. Lévi F. Lancet Oncol 2021; 22: 1648-1650; DOI: 10.1016/S1470-2045(21)00607-0
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